27. Kapitel - Treffsicher

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PoV. Matteo

Ich bringe Samantha in unseren Schießraum und zeige ihr die Waffen. Bevor sie loslegen darf, erkläre ich ihr das wichtigste:
<Also du sollst lediglich auf die Wand da schießen. Es werden Zielscheiben dort auftauchen, die du möglichst in der Mitte treffen sollst. Ich stehe bei meinen Mitgliedern hinter der Sicherheitsscheibe da. Solltest du auch nur irgendwelche Dummheiten machen, drücke ich auf einen Knopf und es tritt KO-Gas in den Raum. Damit war es das dann mit deinen Freiheiten und du kannst in einer dreckigen Zelle auf unsere Hochzeit warten. Verstanden?> Bestätigend nickt sie und ich verlasse den Raum. Dann sperre ich die Tür zu und setze mich zu den anderen. Am Computer starte ich die Animation an der Wand und beobachte wie Samantha vorgeht. Auch alle anderen sind mehr als gespannt und es sagt zur Abwechslung mal keiner was. Sie nimmt die Waffe zur Hand, die in der Ecke auf einem Tisch lag und nimmt dann ihre Position ein. Eine Zielscheibe nach der anderen trifft sie ausnahmslos in der Mitte. Nach zehn Minuten halte ich das Programm an und muss erstmal schlucken. Sie ist bombastisch. <Boss, sie ist der absolute Knaller!>, kommt es von einem. Und alle stimmen ihm zu. <Aber sie ist auch gefährlich. Es dürfen niemals außerhalb dieses Raumes Waffen offen herum liegen. Nicht, dass sie auf falsche Gedanken kommt.> Über einen Lautspreche befehle ich Samantha die Waffe wegzulegen und zur Tür zu kommen, die ich ihr daraufhin öffne. Dann gehen wir in unseren Trainingsraum. <Schießen müssen wir wohl nicht länger üben, aber kämpfen kannst du bestimmt nicht oder?> <Es hat Collins gesamte Gruppe gebraucht, um mich in ein Auto zu kriegen. Ich bin vielleicht nicht so stark, aber ich bin schlau.>, erklärt sie stolz.
Ja das weiß ich, deshalb muss ich ja so sehr aufpassen, dass sie nicht auf dumme Ideen kommt.

<Alles klar, los mach mich fertig.> Fordere ich sie auf und bekomme nur einen verwirrten Blick zurück. <Zeig mir wie du dich verteidigen würdest, wenn ich dich angreife ok? 3… 2… 1… Los!> Daraufhin greife ich sie an und versuche sie zu Boden zu bringen, was mir auch sofort gelingt. Ok, das ist wohl ausbaufähig. Vom Boden aus schaut sie mich geschockt an, ja gut ich hatte zugegebenermaßen auch wirklich mehr erwartet. Nach den perfekten Schüssen hätte ich gedacht, dass sie sich auch verteidigen kann. <Sorry, komm ich zeig dir ein bisschen was.>, entschuldigend halte ich ihr meine Hand hin und Samantha nimmt sie verwirrt an. Die nächste halbe Stunde zeige ich ihr ein paar Selbstverteidigungsgriffe. Das bekommt sie mit der Zeit auch immer besser hin. <Wenn wir das noch ein paar Mal vor der Hochzeit wiederholen, dann dürfte das für den Ernstfall reichen. Ich und meine Männer sind ja auch da, du brauchst also keinerlei Angst haben nochmal entführt zu werden.>, versichere ich ihr.

<Boss, Collin Moreno ist am Telefon, er verlangt umgehend mit Ihnen zu sprechen.>, sagt einer meiner Männer plötzlich aufgebracht, als er in den Trainingsraum hineinstürmt. Es geht sicherlich um Samantha, bestimmt wieder ein Angebot von Collin. Aber es war noch nie so einfach keinen Deal einzugehen. Solange sie mein ist, bin ich die stärkste und gefährlichste Mafia der Welt.

<Du kannst dich hier frei bewegen, tu nichts unüberlegtes und sei in zwei Stunden wieder an meinem Büro, dann fliegen wir zurück.>, damit lasse ich Samantha im Trainingsraum zurück und gehe in mein Büro, wo ich Collin am Telefon begrüße:

<Hey Collin altes Haus, hast du mich etwa schon vermisst? Wir haben doch vorhin erst telefoniert.> <Sehr witzig Garcia, ich weiß was du vor hast. Und das wird wie alles in deinem Leben, nicht klappen. Willst du wirklich noch ein weiteres Leben mit in deinen Dreck ziehen? Was bringt es dir? Eine junge Frau gefangen halten um sie schlussendlich zu vergewaltigen? Das macht dich immernoch nicht zur stärksten Mafia.> Ich muss meine Eifersucht zurückhalten, dass er für Samantha einen Spitznamen hat wusste ich nicht. Und ich mag es auch nicht, dass die beiden sich wohl gar nicht so schlecht finden. Sonst hätte Samantha wohl kaum so oft nach ihm gefragt. <Ach was, sei doch nicht so neidisch. Hast du sie eigentlich schonmal schießen sehen? Sie ist wirklich fantastisch.>, überspiele ich meine negativen Gefühle und will Collin lieber eins auswischen. <Wir wissen beide, wer hier der neidische ist. Spoiler, ich bins nicht und werde es auch nie sein.>, antwortet er seelenruhig. <Wir haben ein weiteres Angebot der Polizei für Samantha erhalten. Volle Freiheit in unserem Revier, immer montags von 01:00 bis 04:00 Uhr nachts. Wenn du uns Sam übergibst, kann ich dafür sorgen, dass auch für dich etwas rausspringt.>, versucht Collin mich zu locken. Aber ich bin doch nicht blöd. <Du solltest Nachhilfe in Komik nehmen, denn der Witz war wirklich schlecht, Collin.>, gebe ich zurück. Nach einer kurzen Pause fahre ich fort: <Ich könnte Samantha auch selbst der Polizei übergeben, wenn ich wollen würde. Ich bin nicht auf euch angewiesen.> Collin lacht am anderen Ende der Leitung: <Ich muss zugeben, dass du noch dümmer bist als ich dachte Garcia. Glaubst du etwa, dass eine Übergabe an die Polizei ein Zuckerschlecken ist? Wir sind Profis, bisher konnte uns noch nichts nachgewiesen werden. Nichtmal Sams Vater hat es geschaft uns zu durchschauen. Ich habe immer ein wasserdichtes Alibi. Was hast du? Viel Dreck am Stecken und eine offene Haftstrafe. Du hast wohl kaum eine andere Wahl, Garciachen.>, lacht er gehässig durch den Handylautsprecher.

Ich muss erstmal durchatmen, Collin provoziert mich viel zu sehr, als das ich ruhig bleiben kann. Aber ich darf mich bloß nicht zu voreiligen Schlüssen überreden lassen.
<Danke, ich lehne das Angebot ab
Samantha bleibt für immer bei mir und das ist mein letztes Wort.>, sage ich. <Für immer ist eine lange Zeit Garcia...> Bevor Collin weiterreden kann unterbreche ich ihn: <Also man hört sich dann nach der Hochzeit. Ich muss hier echt viel organisieren und du nervst mich. Samantha ist übrigens bereits schwer in mich verliebt, mein Charm ist einfach unverwechselbar. Und wie sie unter mir stöhnt, dass kannst du dir kaum vorstellen.>, damit lege ich auf und lehne mich in meinem Schreibtischstuhl zurück.

Herrlich nun mehr Macht als dieser arrogante Arsch zu haben, das hat er verdient.

PoV. Sam

Ich kann es kaum glauben, dass dieser Mistkerl Matteo mich hier alleine stehen lässt für die nächsten zwei Stunden. Ich kenn hier niemanden und alle schauen mich nur von oben bis unten an. Um nicht so dumm herum zu stehen, setze ich mich in eine Ecke auf ein kleines Sofa und lehne mich entspannt zurück. Reden will mit mir hier keiner, tolle Gemeinschaft wirklich. NICHT! Was soll das alles hier bloß? Ich glaube nicht, dass sich Matteo das hier alles für die Hochzeit überlegt hat. Bei der Hochzeit wird es vermutlich wie in einem Hochsicherheitstrakt zugehen, damit nichts passiert. Also brauche ich mich nicht verteidigen können und da ich keine Schusswaffe bekomme, nützt mir mein Talent auch wenig. Vielleicht war es dumm vorhin so gut zu schießen, ob er daraus Vorteile ziehen kann? Keine Ahnung, eigentlich auch egal.

Wenn ich hier irgenwann weg bin, werde ich sowieso kein normales Leben mehr führen können. Er würde mich sofort suchen kommen und Zuhause wäre es wohl am offensichtlichsten.
Ich frage mich außerdem was Collin von ihm will. Schließlich hat er mich bei dem Unfall zurück gelassen und damit dachte ich sie wollen mich nicht mehr oder brauchen mich einfach nicht mehr. Vielleicht hat mein Vater dem Deal zugestimmt und nun müssen sie mich vor ihm verstecken, damit der Deal lange hält.

Egal was es ist, es gefällt mir alles nicht. Ich will doch eigentlich nur nach Hause und mein altes Leben zurück, doch das kann ich wohl vergessen. Nie mehr werde ich die Chance auf ein normales Leben haben. Ich könnte mich genauso gut damit abfinden, jetzt zu Matteos Mafia zu gehören und ihn bald zu heiraten. Aber das ist aktuell die schlimmste Zukunftsvorstellung, die ich habe. Ich wäre ehrlich gesagt lieber bei Collin, da habe ich mich beschützter gefühlt als bei Matteo.

Ich sehe mich in der Trainingshalle um und es hat sich nichts zu vorhin geändert. Keiner will mit mir reden, sie starren mich nur an. Man ist das nervig, was soll das denn bitte? Gelangweilt stehe ich auf und verlasse die Halle, um mich etwas umzusehen. In der Küche nehme ich mir etwas zu trinken und ein Stück der Pizza, die fertig auf der Arbeitsplatte steht.
<Hey, wer hat meine Pizza angerührt?!>, schreit einer der Männer, als ich bereits wieder im Flur bin.
Schnell wische ich mir über dem Mund, damit alle Pizzareste weg sind.
Können die sich drum streiten wer es war, mir egal.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt