30. Kapitel - Neu

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PoV. Collin

Zehn Minuten später erreichen wir wie angekündigt das Hauptquartier und damit auch unsere WG, die Sam ja bereits kennt. Es erschreckt mich ehrlicherweise, was aus dem kleinen Mädchen geworden ist. Das daran geglaubt hat die Polizei würde sie finden und selbst ihrem Vater nacheifern wollte und den selben Berufswunsch hatte. Diese alte Sam existiert anscheinend nur noch tief in ihr. Sie hat damit abgeschlossen. Wie lange schon kann ich nicht sagen, aber es wirkt noch nicht sehr gefestigt.
Sie erfindet sich wohl gerade neu.

Ich versuche Sam so schnell und unbemerkt wie möglich in unsere Wohnung zu bekommen. Ich weiß nicht, was mein Vater sonst für Pläne mit ihr hätte. Wir haben sie beobachtet bei Matteo. Natürlich haben wir Spione in seinem engsten Kreis positioniert. Ich weiß, dass er sie trainiert hat. Ich habe ein Video auf dem sie schießt bekommen, daher musste ich mich vorhin als sie eine Waffe hatte auch nicht fürchten. Wenn sie schießt trifft sie und sie hat ein gutes Herz, sie würde einen nicht quälend zu Tode bringen.

Wir hatten schon einen Plan, sie bei Matteo rauszuholen. Aber offensichtlich hat sie es alleine geschafft. Wie ist mir ein Rätsel, doch das ist jetzt egal. Sie muss weg, denn sie hat verdammt nochmal Recht. Ich habe ihr Leben zerstört, sie kann nicht weitermachen wie bisher. Sie braucht ein neues Leben und ich verstehe ihre Wut, denn mir geht es augenscheinlich gut. Ich lebe das selbe Leben, wie vor unserem Unfall. Naja nur mit diesem verflucht schlechtem Gewissen, dass ich sie im Stich gelassen habe. Diesem Psychopathen ausgeliefert habe, wie sie es so schön gesagt hat. Und das mieseste ist, ich wusste annähernd was er mit ihr vor hat.

Ja ich bin einfach sauer auf mich, hätte ich sie geschützt, dann wäre sie heute vermutlich nicht hier. Würde nicht Hilfe bei unserer Mafia suchen, sondern für die Polizeischule lernen. Diese ganzen Vorwürfe sind in meinem Kopf. Ich bereue es sie damals entführt zu haben, denn eigentlich war sie nie unser Ziel. Deshalb und auch nur deshalb gewähre ich ihr diesen Wunsch nach ihrem neuen Leben. Vielleicht hören diese Gewissensbisse dann endlich auf.

Ich öffne die Wohnungstür und lasse Sam zuerst eintreten. Danach betrete ich die Wohnung und schließe die Tür sogleich. Alissa kommt sofort aus ihrem und Toms Bad gestürmt.

<Sam wie gehts dir?>, fragt sie. Vorwurfsvoll sieht Sam mich an, ja ich bin nicht gut in sowas. Und mir sind die Gefühle anderer egal. Ich habs kapiert.

Antworten tut Sam nicht, ich übernehme: <Keine Fragen, Alissa! Gib Sam alles was sie zum Duschen braucht. Pack ihre neuen Klamotten in einen Koffer oder eine Tasche und färb ihre Haare. Dann ist das Thema erledigt.> Alissa nickt nur stumm, ich bin gereizt, das weiß sie nur zu gut. Auch Sam weiß es, ich bemerke ihren Blick. Ohne weiteren Kommentar gehe ich ins Wohnzimmer zu Ivo, der mir seine bisherige Arbeit präsentiert.

PoV. Sam

Alissa begleitet mich in das Bad. Es ist diesmal nicht Collins Bad, wie als ich das letzte mal da war. Nein hier stehen haufenweise Frauenprodukte rum, definitiv Alissas. Anschließend bereitet sie das Haarfärbemittel vor, auf der Packung steht: “Samtige dunkle Kirsche” und das trifft den Farbton sehr genau. Ein dunkles rot mit leichten lila Akzent würde ich es beschreiben. Ein letztes Mal sehe ich mir meine dunkelbraunen, gelockten Haare im Spiegel an. Dann beginnt Alissa mit dem auftragen der Farbe nachdem sie mein Haar nass gemacht hat.

Ich schätze, dass meine aktuelle Kleidung eh im Müll landet. Zumindest hoffe ich es, da es noch Klamotten von Matteo sind und demensprechend ist es auch in Ordnung, als ein bisschen Farbe auf mein Oberteil tropft. Professionel ist das alles nicht wirklich, aber die Mafia hat vermutlich keine Friseurausbildung für nötig gehalten. Und doch bin ich mit dem Ergebnis nach zweieinhalb Stunden inklusive anschließendem Duschen sehr zufrieden.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt