6. Kapitel - Lauter Morgen

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PoV. Collin

Also dieses Mädel macht mich fertig, nicht nur dass sie mich eine Stunde schlaf gekostet hat. Jetzt ruft sie auch noch um 10 Uhr morgens, wie eine bescheuerte: <Hallo, hört mich wer?!> Ja man verdammt ich hör dich, aber lass mich doch schlafen! Da wohl kein anderer aufsteht, gehe ich jetzt zu ihr. Als ich vor ihrer Tür stehe, entdecke ich Kenan der auch gerade zu ihr will. <Leg dich wieder hin, die Göre knöpf ich mir vor.>, sage ich angepisst. Mein bester Freund hebt entschuldigend die Hände und geht zurück in sein Zimmer. Auf ins Gefecht, ich öffne ihre Zimmertür und sehe sie neben ihrem Bett, auf dem Boden sitzen. Ihre linke Hand ist immernoch an das Bett gekettet. Als sie mich sieht, ist sie sofort still und ich erkenne Angst in ihren Augen. Meine Ansage gestern hat wohl gefruchtet wie schön.

<Du nennst mir jetzt einen wichtigen Grund, weshalb du hier so früh rum schreist. Ansonsten bist du gleich einen Kopf kürzer!>, reagiere ich genervt. Sie schaut einmal ängstlich nach oben an die Decke. Ich verstehe nicht wieso, aber dann antwortet sie auch sofort: <Es tut mir leid, aber ich muss ganz dringend auf die Toilette. Ich kann aber auch hier pinkeln, wenn ich nicht auf Klo darf.>, sagt sie schüchtern. So kenne ich sie gar nicht. Eigentlich ist sie doch eher eine der taffen Sorte, ich muss mal Ivo fragen, was der Grund für ihre Verhaltensänderung sein könnte. <Du darfst aufs Klo, aber wehe du machst Anstalten wegzulaufen!> Ich gehe zu ihr und löse die Handschelle von ihrer linken Hand. Dann packe ich sie am Oberarm und schiebe sie vor mir her aus ihrem Zimmer.

Als sie sieht, dass ich sie in die Richtung meines Zimmers schiebe versteift sie sich. Offenbar denkt sie ich hätte etwas anderes mit ihr vor. Aber ne, so einer bin ich nicht der kleine Mädchen entführt um sie ins Bett zu zerren. Vor meiner Zimmertür auf der rechten Seite ist mein Bad, dort schubse ich sie rein. Sie steht nun mitten im Raum und schaut sich um. Bevor ich raus gehe und die Tür schließe sage ich: <Du hast drei Minuten, dann komme ich rein. Wenn du eher fertig bist, dann komm raus. Ich warte hier und keine Tricks Prinzessin!> Dann schließe ich die Badtür und warte im Flur.

Kaum ein paar Sekunden später ruft mein Vater mich an: <Hallo Vater.>, begrüße ich ihn. <Guten Morgen mein Sohn, wie geht es Samantha?> Ohne darauf einzugehen, dass sie Sam genannt werden möchte, antworte ich ihm. <Soweit gut, sie ist gerade auf Klo. Wieso?> <Sehr schön. Eigentlich nur so, die vermissten Anzeige ist gerade rausgekommen. Aber das interessiert uns ja eigentlich nicht weiter. Warum hat das gestern eigentlich so lange gedauert?> Ich überlege, wie ich es besser sagen könnte als es wirklich gewesen ist. Aber um ehrlich zu sein wusste ich nicht wie man es besser formulieren könnte: <Die Kleine ist schneller und stärker als wir dachten. Wir mussten sie erst ruhig stellen, bevor wir sie ins Auto bringen konnten.> <So so.>, kommt es von meinem Vater. Ich weiß, dass er jetzt nicht gerade begeistert ist. Denn für die Mafia ist das eine sehr schlechte Leistung gewesen. <Naja dann stör ich nicht weiter. Bring sie nachher mal rum, ich will mit ihr reden. Vielleicht kommen wir so besser an ihren Vater ran.> Dann legt er auf.

In dem Moment kommt Sam aus dem Bad und sieht mich unsicher an. Ich will sie etwas vorbereiten auf später, deswegen dirigiere ich sie mit einer Armgeste in mein Zimmer. Vorsichtig tritt sie ein, ganz anders als gestern. Hinter mir schließe ich die Tür und setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. <Setz dich.>, fordere ich sie auf. Worauf sie vorsichtig auf meinem Bett platz nimmt. Dabei fühlt sie sich sichtlich unwohl. <Also Prinzessin, ich bring dich später zu meinem Vater, er will mit dir reden. Du solltest wissen, mein Vater ist der mächtigste Mann der Mafia, also verhalte dich entsprechend. Nicht so wie gestern, kapiert?> Sie nickt, was ich zufrieden annehme. <Was will er denn von mir?>, fragt sie immernoch vorsichtig. <Das wirst du dann schon erfahren. Ich begleite dich nachher um 13 Uhr zu ihm. Hast du was brauchbares zum Anziehen in deiner Tasche?> Verwirrt schaut sie mich an: <Welche…?> Bevor sie weitersprechen kann hole ich ihre Tasche von gestern Abend unter meinem Schreibtisch hervor und zeige sie ihr. Sofort versteht sie welche Tasche ich meine. <Also hast du da irgendwelche schicken Klamotten drin? Weil so kannst du nicht zu meinem Vater.>, erkläre ich ihr. Augenblicklich schaut sie an sich herunter. <Ähm da müsste ein T-Shirt und eine kurze Hose drin sein.>, stottert sie etwas verlegen vor sich hin.

Ich will ihr nicht sagen, dass ich längst weiß was sich in der Tasche befindet. Es würde sie sicher aufregen, dass Kenan diese gestern in meinem Lambo durchwühlt hat. Ich habe jetzt definitiv keine Nerven für irgendwelchen Stress. <Okay, das wird nicht gehen. Wir werden schon etwas passendes finden.> Alissa wird bestimmt etwas passendes haben, da bin ich mir recht sicher.

Im nächsten Moment erscheint Ivo in der Tür: <Guten Morgen ihr beiden, es gibt Frühstück.>, sagt er verdutzt, als er uns beide in meinem Zimmer sitzen sieht. Als wäre es so unnormal sich mit einem Mädel zu unterhalten. Okay vielleicht nicht meine gängigste Beschäftigung. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass Mädchen nunmal von Natur aus dumme Wesen sind. <Danke Ivo, ich bin gleich da.>, daraufhin geht er wieder und lässt die Tür offen. Sam schaut mich erwartungsvoll an, aber sie kann sich das gleich mal wieder aus dem Kopf schlagen mit uns essen zu können, das wird nie passieren. <Na los ich bring dich in dein Zimmer.>, erkläre ich ihr. <Kann ich nicht…>, weiter ließ ich sie nicht aussprechen. <Nein! Und jetzt komm.> Sie geht mir brav hinterher und dann an mir vorbei in ihr Zimmer. Dann schließe ich die Tür und drehe den Schlüssel im Schloss rum. Beim Frühstück muss ich mit meinen Leuten in Ruhe reden können, ohne dass sie uns dabei stört. Hier gehts ums Geschäft und nicht um sie, das hat sie zu akzeptieren.

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