4. Kapitel - Mitternacht

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PoV. Sam

Mit Kopfschmerzen werde ich langsam wach, einfach alles tut mir weh. Oh so eine verdammte Scheiße! Wo bin ich hier? Und wo sind alle von vorhin? Die haben es echt geschafft mich mit Betäubungsmittel ruhig zu stellen, ich glaubs ja nicht. Wo bleibt Dennis? Er wollte doch gleich da sein und Paps? Ob ich die beiden jemals wieder sehen werde?

Okay, ich darf jetzt bloß nicht direkt an das schlimmste denken! Ich bin zwar in einer sehr beschissenen Lage, aber gleich den Teufel an die Wand zu malen, hilft mir hier jetzt auch nicht. Ich erinnere mich an Paps Worte: “Lass dich nicht von deinen Gefühlen zu dummen Taten leiten, die Polizei wird dich retten kommen.” Er hat mir schon so einiges durch seine Fälle beigebracht. Ich hoffe bloß es hilft mir jetzt. Erstmal einen kühlen Kopf bewahren und durchatmen wenn ich hyperventiliere hat das keinerlei Nutzen für mich und sie könnten was weiß ich mit mir anstellen. Unter mir spüre ich etwas weiches, vermutlich eine Madratze. Meine Hände kann ich nicht frei bewegen, sie sind an etwas gefesselt. Ich habe Schmerzen an meinen Knien und Handballen, das scheint noch von meinem Fluchtversuch zu sein. Und nicht zu vergessen, ich hab absolut keine Ahnung was hier abgeht. Ich weiß bloß, der eine heißt Kenan, aber keine Ahnung wer von denen. Das hab ich vergessen. Als Fazit könnte man sagen das sind zwar allesamt keine positiven Informationen, aber die Infos sind für die Polizei wichtig, zumindest dann bei der Befragung auf der Wache. Mich wird hier sicherlich wer finden, ich meine das ist doch logisch. Oder nicht?

Nein, ich muss optimistisch bleiben. Mich wird jemand finden! So nachdem das jetzt geklärt ist, bin ich trotzdem nicht besser dran. Was mach ich denn jetzt? Ich könnte jemanden zu mir rufen, aber will ich das überhaupt? Schritte stören meine Gedanken. Oh hilfe, ich bezweifle, dass das etwas gutes heißt. Plötzlich öffnet sich die Tür und eine Person tritt in den Raum. Wegen der Dunkelheit kann ich die Person leider nicht erkennen. Das ändert sich aber auch nicht als das Licht angeschaltet wird, denn ich kenne den Typen nicht. Er stellt ein Tablett neben mir aufs Doppelbett. Dann schließt er die Tür und setzt sich rittlings auf den weiß bezogenen Stuhl in dem Zimmer und sieht mich an. Seine karamellbraune Haut und die schwarzen kurzen Locken prägen sich sofort bei mir ein. <Ich bin Ivo!>, sagt er plötzlich. Was wird das jetzt? <Schön für dich?>, antworte ich unsicher, so dass es schon wie ein Frage klingt. <Ich dachte mir du freust dich bestimmt über Gesellschaft.>, erklärt er seine Anwesenheit. Als ich nicht antworte fährt er fort: <Also ich habe dir Milchreis mit Zimt und Zucker gekocht und Apfelsaft mitgebracht. Ich hoffe du bist gegen nichts davon allergisch. Magst du das überhaupt?> Also die anderen sind nicht so redselig gewesen. Sofort schaue ich auf das Essen, es sieht verdammt lecker aus und ich muss zugeben einen leichten Hunger zu verspüren. Aber essen werde ich hier nichts, das können die vergessen. Das ist sicherlich vergiftet oder so. Dennoch könnte es eine Chance sein, die Flucht zu ergreifen. Abwartend sehe ich Ivo an, doch er schaut genauso zurück. <Ähm Danke. Könntest du mich dann los machen, damit ich essen kann?> Ohne zu zögern steht er vom Stuhl auf und schließt die Handschellen auf. Ich setze mich hin und als er wieder auf dem Stuhl Platz genommen hat, warte ich kurz bevor ich aufspringe und losrenne. Die Tür öffne ich und laufe nach rechts. Dort lande ich in der grau eingerichteten Küche und stelle mich hinter den Essenstisch. Ivo ist mir sofort nachgelaufen und wir stehen und jetzt gegenüber. <Wo bin ich und wer seid ihr?>, frage ich wütend. Ivo scheint überfordert mit der Situation zu sein, da er länger braucht um zu antworten: <Du bist in unserer WG und wir sind die Mafia.>, erklärt er ruhig. Er sagt das, als wäre es etwas ganz normales, dabei ist nichts daran auch nur im Ansatz normal!

Ich weiß nicht, was ich noch fragen soll, deshalb renne ich einfach wieder zurück. Aber natürlich nicht in das Zimmer sondern zu der anderen Tür, gegenüber von dem Zimmer in dem ich geschlafen habe. Ich habe beim rausrennen nähmlich gesehen, dass die Tür nämlich nicht weiß wie die anderen sondern schwarz ist, könnte also die Eingangstür sein. Ich muss einfach nur hier raus. Hinter mir höre ich Ivos Schritte, aber ich bin schneller als er. Die schwarze Tür geht sofort auf, als ich die Klinke herunter drücke. Doch was ich dann sehe, habe ich nicht erwartet. Der Typ aus dem Lamborgini liegt in einem großen Boxspringbett und sieht mich verschlafen an. Er trägt kein Shirt, weshalb ich versuche woanders hinzuschauen, um einen Ausweg zu finden, aber er überrumpelt mich: <Also dein Vater fände es bestimmt nicht so toll, dass du nachts bei deinem halb nackten Entführer rein platzt. Aber du kannst dich trotzdem gerne zu mir setzen. Ich bin da nicht so.>, grinst er pervers.

Hilfe ich bin bei verrückten Mafiatypen gelandet. Ach du scheiße! Hinter mir taucht Ivo auf. Er bleibt in der Zimmertür stehen. <Tut mir leid Boss, aber die hat mich ausgetrickst.>, sagt Ivo außer Atem. Der sogenannte Boss muss grinsen: <Schon klar, kriminelle bringen wir problemlos um, aber so ein Mädel zu entführen ist zu schwer oder was?> Dann steht er auf und kommt nur in Unterhose auf mich zu. Ich gehe immer einen Schritt zurück wenn er einen vor geht, bis ich an der Wand stehe und nicht weiter zurück kann. Nun steht er genau vor mir und greift fest nach meinem Arm. <Ivo räum die Küche auf und geh ins Bett. Ich bring unsere Ausreißerin wieder in ihr Zimmer.> Ivo geht kommentarlos. Um ehrlich zu sein würde ich lieber mit ihm gehen, als bei seinem Boss zu sein. Aber das kann ich leider nicht entscheiden.

Er zerrt mich zurück in “mein Zimmer”, wie er es genannt hat. Dort lässt er mich los, weshalb ich mich sofort auf das Bett setze. Währenddessen schließt er die Tür und lehnt sich dann mit seinem Rücken dagegen. Offensichtlich ist er nicht so leichtsinnig wie Ivo, wobei als Boss sollte man das ja auch nicht sein. Er sieht mich einfach still an und ich ihn auch. Seine dunkelbraunen Haare und der durchtrainierte Körper passen irgendwie nicht zusammen, mit meinem Bild von einem Mafiosi. Dass er in Boxershorts da steht, macht die Situation auch nicht angenehmer.

<Also Samantha, dann erklär ich dir mal was.>, fängt er an, doch ich unterbreche ihn sofort: <Sam!>, sage ich nachdrücklich. Fragen woher er meinen Namen weiß tue ich nicht, er gehört zu Mafia von Paps weiß ich, dass sie kinderleicht an Informationen kommen. Und vermutlich hatten sie meinen Vater im Visier, daher wissen sie sicherlich auch einiges über mich. Er schaut mich verwirrt an: <Was?> <Nenn mich Sam und ich höre dir vielleicht zu. Ansonsten versuch es erst gar nicht.>, erkläre ich ihm ruhig. Ich reagiere schon fast allergisch auf meinen Namen, er klingt wie ein Püppchen, aber das bin ich nicht. Ich bin Sam, bodenständig, stur und mutig. <Ich nenn dich nicht wie du das gerne hättest kapiert,
Prinzessin?>
Besser als Samantha zumindest.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt