23. Kapitel - Abwarten

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PoV. Sam

Plötzlich wache ich aus meinem unruhigen Schlaf auf und weine direkt los. Immernoch sitze ich auf den kalten Fliesen im Bad, angekettet an der Heizung. Ich habe keine Vorstellung ob es bereits Morgen oder mitten in der Nacht ist. Die Rolladen sind weiterhin offensichtlich zu und damit ist der Raum völlig dunkel. Dort wo ich das Waschbecken in der Dunkelheit vermute, läuchten Ziffern einer Digitaluhr. Allerdings sehr klein. Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, um die Zahlen besser erkennen zu können. Aber es ist sehr schwer. Ich vermute irgendwas mit einer Sieben. Aber kann auch eine Eins sein, ob Tag oder Nacht kann ich auch nicht einschätzen. Ganz egal wie spät es ist und wie lange ich geschlafen habe. Ich muss hier so schnell es geht weg. Ich versuche meine Handschellen von der Heizung zu lösen, aber keine Chance, außer Schmerzen an meinen Handgelenken verursache ich gar nichts. Im ganzen Haus ist es still, zumindest vermute ich es, da ich keinen laut höre.

Dann plötzlich ein Summen und gegenüber von mir erscheint ein roter Punkt. Was zur Hölle? Ist das eine Kamera?! Beobachtet Matteo mich etwa? <Guten Morgen Samantha, ich schicke Guilia zu dir. Sie bringt dir was zu Essen.>, danach verstummt Matteos Stimme wieder und der rote Punkt verschwindet nach einer Weile. Warum bin ich angekettet, obwohl er der Psycho ist?

Schneller als erwartet höre ich Schritte vor der Tür und dann wird diese auch schon geöffnet. Als daraufhin das Licht eingeschaltet wird muss ich die Augen zukneifen. <Ahh!>, fluche ich mit Klebeband über meinem Mund. <Oh Entschuldigung Samantha, alles in Ordnung?>, fragt Guilia überbesorgt. Wobei so besorgt kann sie ja gar nicht sein, denn vermutlich weiß sie wie ich die Nacht hier verbracht habe. Das war definitiv schlimmer als das unerwartete einschalten der Deckenleuchte. Sie nimmt mir vorsichtig das Klebeband ab. Woraufhin ich erstmal genieße meinen Mund wieder bewegen zu können, während ich mich blinzelnd an die Helligkeit gewöhne. Dann sehe ich erst was sie mitgebracht hat. Ein Tablett mit einem belegten Brötchen, ein Glas Orangensaft und ein paar Apfelspalten. Sie hat es vor mir abgestellt und bückt sich zu mir hinunter um meine Handschellen zu lösen.

<Samantha, ich soll dir von Mr. Garcia ausrichten, dass wenn du dich gut benimmst bald wieder bei ihm im Bett schlafen darfst. Das ist doch toll oder? Er verzeiht dir.> quiekt sie überglücklich vor sich hin. Als wären dies gute Nachrichten scheint sie sich für mich zu freuen. Und es wirkt wirklich ehrlich. Sieht sie denn nicht, was er mir hier antut? Dabei bin ich erst seit gestern hier. Vielleicht liegt es an der Insel. Menschen auf einer Insel werden immer verrückt. Ohne Guilias Worte zu kommentieren widme ich mich dem Frühstück. Ich habe einen solchen Hunger, dass mir egal ist ob es schlau ist das zu essen. Es könnte mit Drogen oder Gift versetzt worden sein, aber es schmeckt unheimlich gut. Was solls schlimmer kann es mich doch kaum noch treffen.

Irgendwann fängt Guilia, die sich auf den Badewannenrand gesetzt hat, ein Gespräch an. <Wie fühlt es sich an von dem heißesten Mann des Planeten geliebt zu werden? Du musst doch unheimlich nervös wegen der Hochzeit sein.> Wäre das Frühstück nicht so lecker, hätte ich wohl beinahe vor Schreck alles ausgespuckt. Geschockt sehe ich sie an. Doch Guilia sitzt einfach nur da in ihrer Putzuniform, wie ich das nennen würde. Ihre langen braunen Haare hängen zottelig über ihre Schultern. Sie scheint schon länger wach zu sein und vermutlich viel zu tun zu haben. Ist sie geistig zurückgeblieben, frage ich mich kurz. Vielleicht kann sie nicht erkennen, dass Matteo ein Psychopath ist, weil sie psychisch krank ist. Bei ihren Fragen glaube ich das so langsam immer mehr.

Doch ich traue mich nicht ihr zu antworten. Vielleicht ist es ein Test von Matteo oder sie ist wirklich krank und kann dafür nichts. Ich will sie nicht kränken, denn sie hat mir nichts getan. Aber vielmehr muss ich mich mit anderen Dingen beschäftigen. Ich brauche einen Plan, um wieder nach Hause zu kommen. Die Hochzeit darf nicht stattfinden! <Keine Angst du musst mir nicht antworten, bist wohl sehr schüchtern. Das ist ok, wir werden uns demnächst immer besser kennenlernen. Ich werde dich, da du aufgegessen hast jetzt wieder mit den Handschellen fixieren. Keine Sorge, das ist nur zu deinem Schutz hat Matteo gesagt. Du bist noch etwas verwirrt von deinem Unfall und die Entführung der Moreno Mafia war bestimmt auch nicht ohne. Bei uns kannst du dich entspannen, wir passen auf dich auf.>, sagt sie im ruhigen Ton, während sie wieder meine Hände an der Heizung festkettet. Ich hätte mich wehren können, aber ich war viel zu geschockt von ihren Worten. Wie sehr muss Matteo sie unter Kontrolle haben, dass sie ihm so einen Scheiß glaubt? Hoffentlich werde ich nicht auch so. <Ich kümmere mich noch einmal schnell um dein Bein, dann hast du auch schon wieder Ruhe vor mir und kannst dich ausruhen.>

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt