21. Kapitel - Zukunftspläne

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PoV. Sam

Nachdem der Arzt meinen Fuß mit einer Salbe eingerieben und mit einem Verband und Tape darüber verbunden hat, trägt Matteo mich nun zurück zum Haus.

Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich nicht gedacht hätte so weit gekommen zu sein. Aber es dauert tatsächlich ein ganzes Stück bis wir wieder an der Hölle angekommen sind. Doch auch wenn ich recht weit gekommen bin, komme ich nicht nach Hause. Und das wahrscheinlich nie mehr.

Ich weiß nicht ob ich vielleicht einfach aufgeben soll, das hört sich verrückt an nach so kurzer Zeit. Dennoch habe ich aktuell keine Idee wie ich aus dieser Scheiße ohne fremde Hilfe rauskommen soll. Oft hat Paps mir gepredigt, dass ich nie aufgeben soll, weil nichts unmöglich ist. Er hat immer gesagt: <Du kannst alles schaffen, was du erreichen willst. Du musst nur an dich glauben.>. Das hat sich fest in meinen Kopf eingebrannt und ich glaube fest daran. Aber ich habe auch Angst mich durch die Hoffnung, irgendwann wieder nach Hause zu können, kaputt zu machen.
Vielleicht macht mich aber auch das Gegenteil kaputt, weil ich mich dann komplett aufgeben müsste. Es würde mir hier sicher einiges erleichtern, wenn ich so tue als ob es mir hier gefällt. Ich könnte versuchen Vertrauen zu gewinnen, aber ob es das für mich besser macht? Nie wäre ich in der Lage, in vollem Ernst zu sagen, dass ich für immer hier bleiben will. Denn keine einzigr Körperzelle von mir, unterstützt das.

Am Haus angekommen sehe ich die Frau von vorhin, sie sieht Matteo von den Gesichtszügen sehr ähnlich und wirkt kalt und streng, genau wie er. Sie jedoch ist schlank und nicht trainiert, ihre dunklen, schulterlangen Haare sind offen und wehen im leicht warmen Wind.
Der Arzt verabschiedet sich und geht direkt, ohne viele Worte zur verlieren. Matteo trägt mich vorbei an der Frau und setzt mich auf ein Ecksofa mitten im Wohn- und Esszimmer, des Hauses. Die Frau kommt uns dabei nach und stellt sich vor: <Hallo Samantha, ich bin Matteos Mutter, Louisa. Ach und das…> sie zeigt auf eine junge Frau die gerade das Wohnzimmer betritt <…ist Guilia unsere Angestellte. Ihr werdet euch sicher gut verstehen.> Louisa klingt dabei sehr freundlich und total lieb auch wenn sie nicht gerade nett aussieht. Aber vielleicht trügt das ja auch. <Hallo schön dich kennen zu lernen Samantha, falls du was brauchst du findest mich meistens irgendwo hier im Haus.>, sagt sie übertrieben lächelnd. Ich kann dieses Lächeln nicht erwiedern, denn dazu ist mir nicht zu Mute.
Völlig überfordert mit der Situation läuft mir eine Träne mein Gesicht herunter. Alle drei Blicken liegen auf mir und beobachten mich. Guilia blickt mich mitleidig an. Louisa scannt mich neugierig ab und bei Matteo kann ich es nicht wirklich einschätzen. Er sieht irgendwie glücklich aus, aber mit einem verrückten Lächeln, dass mir etwas Angst macht. Was wohl in seinem Kopf vorgeht?
Bevor die anschließende peinliche Stille noch länger dauert erhebt Matteo sein Wort: <Ihr werdet euch in der nächsten Zeit ja noch ganz viel erzählen können. Wir gehen jetzt erstmal in mein Büro und müssen uns nochmal über gerade eben unterhalten.>, sagt er dann zu mir. Dabei läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Ich habe so Angst vor den Konsequenzen, die er vorhin erwähnt hat. Doch viel Zeit bleibt mir nicht um mich davor zu drücken, denn Matteo bringt mich sofort in sein Büro und setzt mich dort auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch. Er hingegen stellt sich gegenüber von mir und sieht mich eindringlich an. Unschwer kann ich erkennen, wie er versucht nicht allzu wütend zu werden. Wahrscheinlich um mich nicht noch mehr zu verängstigen. Doch seine angespannten Fäuste und die Zornesfalte auf seiner Stirn sprechen Bände. <Erklär mir bitte warum du abgehauen bist und dich dabei in Gefahr gebracht hast.>, sagt er so ruhig wie wohl möglich. Ich weiß um ehrlich zu sein, nicht ob ich die Wahrheit sagen soll. Ich habe Angst ihn damit wütend zu machen, vielleicht bringt er mich dann doch um. Schließlich ist es eine ganz normale Reaktion wenn man entführt wird, fliehen zu wollen. Ich schweige für einen langen Augenblick und versuche eine Antwort zu finden, die ihn zufrieden stellt. Doch ich finde keine.

Immernoch sieht er mich eindringlich an, weshalb ich doch anfange zu reden. Jedoch versuche ich der ersten Frage aus dem Weg zu gehen. <Ich wollte mich gar nicht in Gefahr bringen, ich habe mich aus Versehen beim Aufkommen verletzt.>, gebe ich leise zu. <Und warum musstest du so unbedingt aus dem Fenster springen?>, fragt er weiter und wird etwas lauter. Während ich mir weiterhin eine Antwort überlege, höre ich wie sich die Bürotür hinter mir öffnet und wieder schließt. Dann ertönt die Stimme seiner Mutter: <Ich hoffe ich störe nicht.> <Nein, setzt dich ich warte noch auf Samanthas Erklärung.>, erklärt Matteo gereizt und sieht wieder zu mir. Da jetzt auch noch seine Mutter dabei ist, habe ich noch mehr Angst etwas zu sagen. Denn sie kann ich überhaupt nicht einschätzen. <Ich woll-wollte raus.>, gebe ich stotternd von mir. <Ach und dann springt man aus dem Fenster statt die Tür zu nehmen?>, fragt Matteo provokant weiter. <Du lässt mich d-doch nicht g-gehen.>, antworte ich sofort wieder. Nun meldet sich auch seine Mutter zu Wort, die sich neben mir auf den anderen Stuhl setzt: <Matteo ich habe das Gefühl du warst bisher nicht sonderlich nett zu deiner zukünftigen Frau.> Geschockt sehe ich zwischen ihr und Matteo her. Was für zukünfige?! <WAS?!>, schreie ich, doch niemand antwortet mir. Was geht hier vor? Niemals, NEIN!  <Mamma halt dich daraus! Wenn sie nicht so viele Probleme machen würde, dann wäre es nie dazu gekommen. Und warum hätte ich dir verbieten sollen raus zu gehen?>, fragt Matteo weiter, als wäre die erwähnte Hochzeit, völlig normal. <Erstmal erklärst du mir jetzt, was für einen perversen Plan du hier verfolgst. Ich werde dich niemals heiraten! Ich will nach Hause! Und ich wollte auch vorhin nach Hause, aber du willst mich ja nicht zurück lassen.>, schreie ich ihn an. Matteo wird wie erwartet sehr wütend: <Natürlich nicht, das HIER ist dein Zuhause! Geht das nicht endlich in deinen Kopf rein?! Und du wirst mich heiraten, da kannst du dir aber sicher sein!> Und schon weine ich noch mehr und schaue nur noch auf meine Hände. Ich fühle mich so hilflos, wie soll nur je wieder alles gut werden? Ich will hier bloß weg. So schnell ich kann muss ich Hilfe organisieren und hier flüchten.

<Matteo du verängstigst sie doch, lass sie erstmal ankommen. Es ist nicht leicht für sie, das dauert nunmal alles seine Zeit. Wenn sie sich bis zur Hochzeit in zwei Wochen eingelebt haben soll, dann musst du dir mehr Mühe geben.>, erklärt seine Mutter seelenruhig, als wäre es das normalste der Welt. Seinem Sohn Tipps zu geben, wie man eine Frau zu Zwangsheirat überredet. Mir jedoch bleibt das Herz stehen, was hat sie gesagt? Zwei Wochen…? Ich will gar nicht darüber nachdenken und schaue die beiden noch geschockter und Hilfe suchend an. Doch an Matteos Blick erkenne ich, dass er nicht darüber erfreut ist, dass ich nun davon weiß. <Ist… ist das wahr? Zwei Wochen?>, frage ich unter Tränen schluchzend nach. Louisa schaut nun ganz entschuldigend und hält sich die Hand vor den Mund: <Ich wusste nicht, dass sie das noch nicht weiß. Du wolltest es ihr doch eigentlich während des Fluges sagen, worüber habt  ihr denn bitte die ganze Zeit geredet?>, schiebt sie nun die Schuld auf ihren Sohn. Als wäre es im Flugzeug besser gewesen. Die sind doch alle verrückt hier.

Matteo schlägt die Hände über seinem Kopf zusammen: <Amore, ich wollte es dir sofort sagen, glaube mir bitte. Aber Fernando hat gesagt du darfst dich nicht aufregen, weil du noch so geschwächt bist. Ich wollte warten bis es dir besser geht.>, erklärt er so ruhig wie möglich und kommt zu mir, um mich in den Arm zu nehmen. Aber ich will nicht und schlage seine Arme weg. Stattdessen schreie ich weinend los, ich kann es einfach nicht begreifen. Wer zum Kack dieser Fernando ist will mir in meiner Panik auch nicht mehr einfallen. Was soll ich nur machen? Ich will das nicht! Ich kann so nicht leben, nicht bei diesem Verrückten! Diese Gedanken nehmen kein Ende, ich weiß nicht mehr wohin mit mir, ich will bloß weg. Weg von der ganzen Erde! Daher stehe ich auf, doch breche aus Schwäche nach ein paar Hüpfern zusammen. Und schreie einfach weiter, vielleicht bringt mich das irgendwie hier weg.

Matteo beugt sich zu mir, doch ich schlage um mich damit er nicht näher kommt. Ich will das alles nicht! Mein Atem beschleunigt sich immer mehr, ich werde immer hektischer. Noch nie habe ich eine Panikattacke gehabt, vielleicht fühlt sie sich so an.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt