19. Kapitel - Flug

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PoV. Sam

Total verwirrt und verschlafen wache ich auf. Ich verstehe zuerst gar nicht genau, wo ich bin. Dadurch bin ich komplett überfordert als dann auch noch fremde Leute vor und neben mir sitzen. Und bekomme Panik. Schnell versuche ich aufzustehen, doch mich hält etwas fest. Bei genauerem hinsehen bemerke ich, dass ein Gurt über meinem Schoß ist, der mich daran hindert.

<Hey Amore, es ist alles gut. Du hast nur geschlafen und bist jetzt etwas verwirrt. Pass bitte auf, dass…> Doch bevor er weiter reden kann tuhe ich es schon. Mein linker Fuß berührt kurz den Boden und sofort durchflutet ihn ein höllischer Schmerz. Daraufhin schreie ich auf, es tut so scheiße doll weh! Diese Schmerzen sind einfach unerträglich. Und ich kann mich jetzt wieder an alles erinnern. <Hier kühl ihn mit dem Eisbeutel. Sobald wir landen kümmert sich mein Arzt um dich.>, versichert mir Matteo. Ich nehme den Eisbeutel an und halte ihn sanft auf den schmerzenden Fuß. Warum musste ich auch so doof umknicken? So kann ich meine Flucht komplett vergessen. Dass ich momentan tatsächlich fliege, dränge ich weiter weg. Denn bisher habe ich es ja überlebt und umso mehr Gedanken ich mir mache, desto größer wird auch meine Angst. Also einfach so gut es geht verdrängen!

<Wann sind wir denn da?>, frage ich Matteo. <So circa fünf Stunden. Aber das geht schnell um, glaub mir.> Auf einmal klingelt sein Handy, an das er sofort ran geht. Ich verstehe nicht wirklich viel, aber genug was mich beunruhigt.
<Sehr schön, also laut Medien soll das verunfallte Fahrzeug von unbekannten vermutlich betrunkenen gefahren worden sein und anschließen haben sie es angezündet? Bene, das sind doch mal schöne Nachrichten. Sorgt dafür, dass nicht weiter ermittelt wird, sonst kommen irgendwann Zweifel auf.> Plötzlich sieht er zu mir. Ich schaue ihn schon die ganze Zeit verwirrt an, denn ich verstehe nur Bahnhof. Was haben die Medien mit einem verbrannten Fahrzeug zu tun und was soll nicht entdeckt werden?
<Ich melde mich morgen wieder, dann reden wir darüber, jetzt kann ich nicht. Samantha kann mithören.> Anschließend legt er auf, ohne mich aus den Augen zu lassen. <Du hättest ruhig weiter telefonieren können, ich verstehe davon eh nichts.>, sage ich ihm. Er schmunzelt und schüttelt dabei seinen Kopf: <Das glaube ich dir nicht. Du bist schlau und kannst gut kombinieren. Außerdem brauchst du nicht mehr wissen, als dass dein Zuhause ab sofort bei mir auf Elba ist.> Da sagt er es wieder, mein Zuhause wird aber nie woanders sein. Und dagegen kann er auch nichts machen. Egal wie oft er mir das sagt! Dieses komische Elba wird nie mein Zuhause sein. Nie und nimmer!
<Das kannst du vergessen, außerdem wird die Polizei mich eh bald finden und dann nimmt mein Vater euch alle fest.>, antworte ich siegessicher. Denn ich glaube fest daran, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich Paps wieder umarmen kann.
<Bitte halte daran nicht so sehr fest, ich will nicht, dass du nachher enttäuscht bist. Außerdem wirst du ein viel schöneres Leben bei mir haben.> <Nein, ich bleibe dabei!>, entgegne ich wütend. Nimmt er mich denn gar nicht ernst? Mit verschränkten Armen drehe ich mich beleidigt weg von ihm und schaue die Wand des Privatjets an. Das ist zumindest besser als ihn anschauen zu müssen. Für den restlichen Flug nehme ich mir vor, kein Wort mehr mit ihm zu wechseln. Mit einem Mafiosi, will ich sowieso nicht reden. <Amore, beruhige dich doch bitte. Du machst es dir schwerer, als es eigentlich ist.> Darauf antworte ich nicht, sondern bleibe stur.
Matteo scheint es schon jetzt zu nerven: <Hör auf mit dem Quatsch oder willst du das die nächsten Stunden durchziehen? Wenn ja, dann viel Spaß, aber das wird dann wohl doch ein langer Flug.> Und damit hat er zum ersten Mal Recht. Wütend schaue ich weiterhin an die ach so tolle Wand. Nach ein paar Minuten wird mir aber total langweilig, was Matteo bemerkt: <Wir könnten doch die restliche Flugzeit auch sinnvoll nutzen. Was hälst du davon?> Ich zucke bloß mit den Schultern. Also eigentlich finde ich die Idee gut, aber nur die Planung meiner Flucht wäre sinnvoll. Doch dabei wird er mir wohl kaum helfen. <Deine Begeisterung hält sich ja in Grenzen. Naja egal, ich kann ja mal anfangen mich vorzustellen.> Wow, wie einfallsreich, darauf habe ich absolut keine Lust, bald bin ich eh wieder Zuhause bei Paps. <Also ich bin 29 Jahre alt und Boss meiner Mafia. Sie nennt sich Mafia Garcia und war vorher die Mafia meines Vaters. Damit meine ich bevor Collin ihn umgebracht hat.> <Das würde er nie grundlos tun.>, bestreite ich seine Aussage. Auch wenn ich die Wahrheit nicht kenne und auch Collin sehr brutal war. Glaube ich es irgendwie nicht, es ist einfach mein Bauchgefühl. Und Matteos Vater wird wohl kaum weniger gefährlich gewesen sein als er. <Süß, du bist einfach noch so naiv.> <Bin ich gar nicht!>, wiederspreche ich Matteo und schaue ihm wütend entgegen. <Wie würdest du denn sonst jemanden nennen, der einen brutalen Mafiosi verteidigt, obwohl er ihn nicht kennt.> <Ich kenne ihn sehr wohl. Zwar nicht so lange, aber ich kenne ihn. Und er hat mir versprochen, dass ich wieder nach Hause kann.>, erkläre ich Matteo meine Ansicht.
Er lacht jedoch nur: <Ja klar! Collin soll also der gute sein und ich? Ich bin der böse oder was?! Der hat sich wohl ganz schön an dich ran gemacht, dass du ihn so verteidigst!> Ich bemerke wie Matteo sauer wird, dabei verstehe ich gar nicht warum. <Keiner von euch beiden ist gut! Aber du verschleppst mich über den halben Planeten! Ist doch kein Wunder, dass ich dich schlimmer finde. Bei Collin hatte ich wenigstens die Chance auf Freiheit!>, schreie ich ihm entgegen. Die Stimmung ist angespannt, keiner seiner Männer redet mehr. Die Stille wirkt explosiv. <Gib mir doch wenigstens mal eine Chance dir zu beweisen, wie ich bin und wie glücklich wir zusammen werden können. Außerdem hat Collin dich auch entführt und nur, weil er behauptet dich wieder gehen zu lassen. Heißt das nicht, dass er es wirklich tut. Wenn er dich nämlich gehen lassen würde, dann würdest du sie gefährden. Du kennst das Gelände, hast vielleicht noch andere geheime Informationen mitbekommen. Und kannst sie gemeinsam mit der Polizei, vernichten. Es würde also nur Nachteile mit sich bringen, wenn man dich gehen lässt. Wenn ich dich gehen lassen würde. Was nie passiert, dann wirst du auch nie wieder so sorglos leben wie früher. Und deine Polizeikariere kannst du eh vergessen. Vergiss am besten dein ganzes voheriges Leben, denn davon ist nichts mehr da!>

Bähm! Das hat gesessen, ich bin absolut baff und weiß gar nicht was los ist. Aber auf einmal heule ich und will nur noch in der Zeit zurück reisen. Wäre ich doch nie alleine zum Wagen gegangen.

Warum bin ich bloß rausgegangen? Ich hätte zu Paps und Dennis ins Haus rennen sollen, die hätten mich beschützen können.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt