PoV. Unbekannt
Sie hat heute wieder Nachtschicht, daher habe ich währenddessen ihre Wohnung aufgesucht. Dieses Privileg alle Informationen bekommen zu können, hat mich nie so gereizt. Bis jetzt zumindest, denn irgendwas an dieser Sue ist nicht normal.
Ich glaube kaum, dass sie so langweilig ist, wie ihr Lebenslauf ausschaut. Sie muss etwas verheimlichen, das ist klar. In ihre Wohnung einzubrechen ist die leichteste Übung, schließlich bin ich Meister darin. Nur hatte ich mir mehr von ihrer Wohnung erhofft. Es ist einigermaßen ordentlich und sauber. Sieht ebenfalls alles ganz normal aus. Auch nach drei Stunden konnte ich keine Waffen oder anderes verdächtiges Zeug finden.
Kriminell scheint sie nicht zu sein. Aber was hat sie dann mit Collin zu tun.
Eine seiner One Night Stands vielleicht?
Doch dafür wirkt sie zu taff, normalerweise hat er andere Mädels da. Wenn überhaupt, denn das ist so selten, dass man glauben könnte er hätte gar kein Interesse an Sex.Ähnlich sieht es in Sues Wohnung aus, keine Bilder von irgendeinem Partner oder anderen Männern, Freunden und Familie zu finden. Nichts rein gar nicht. Es wirkt wie eine sterile Wohnung, die jeden Tag ein anderer bewohnen könnte. Nichts persönliches steht hier, vielleicht ist das ja ihr Geheimnis.
Als ich höre wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird, sitze ich schon seit gut zehn Minuten in der Küche am kleinen Esstisch und habe eine Kerze darauf angezündet. Zusätzlich leuchtet das dezente und warmweiße Licht auf der Arbeitsfläche unter den Wandschränken. Das große Deckenlicht, habe ich nicht eingeschaltet, wäre viel zu hell für die Uhrzeit und Situation. Ich höre wie vermutlich Sue die Wohnung betritt.
Kaum hat sie die Tür geschlossen und ein paar Sachen abgelegt, verstummen die Geräusche jedoch und ich befürchte kurz mir nur eingebildet zu haben, dass sie tatsächlich hier ist. Doch nach einem kurzen Moment der Stille höre ich leise Schritte auf mich zugehen, bis sie in meinem Blickfeld steht. Ihr Blick panisch, als würde sie überlegen, ob eine Flucht sinnvoll wäre.
<Hi Sue, komm doch her, dann können wir uns ein wenig unterhalten.>, sage ich ruhig. Bedacht sie nicht zu verschrecken, ansonsten muss ich nämlich andere Seiten aufziehen. Tatsächlich kommt sie auf mich zu, jedoch viel energischer als erwartet. Statt Panik findet man in ihrer Mimik nur Wut. Was hat dieses hübsche, zierliche Wesen bloß mit Collin zu tun?
Sie stützt sich mit beiden Armen genervt auf dem Esstisch ab und entgegnet mir: <Ich will mich aber nicht mit dir unterhalten. Lass mich in Ruhe!> <Setz dich, bitte…>, füge ich noch an, als ich meine Schusswaffe sichtbar auf den Esstisch vor mir ablege. Sue sieht einmal zur Waffe, mustert sie uninteressiert, setzt sich dann jedoch.
Sie blickt mir tief in die Augen, während sie sich genervt zurück lehnt und die Arme verschränkt. <Ich weiß nicht wer du bist, aber das ist der beste Beweis, dass du weder Collin bist noch vorher mit ihm über mich gesprochen hast.>, haut sie plötzlich raus. Wobei ich nicht verstehe, worauf sie genau anspielt.
<Ich unterhalte mich nur selten mit ihm über seine Betthäschen.>, provoziere ich sie, in der Hoffnung mehr von ihr zu erfahren. <Pff! Netter Versuch, aber ich habe kein Interesse an so einem Gespräch. Also verschwinde einfach.>, weicht sie meiner Frage aus. <Ich habe schon einiges über dich gelesen. Aber ich will verstehen, was du mit meinem Bruder zu schaffen hast. Das passt nämlich so gar nicht in deinen Lebenslauf.>, erkläre ich, während ich sie genauestens beobachte. <Wenn alles im Lebenslauf stehen müsste. Steht bei dir sicher auch genialer Einbrecher drin.>, erwiedert sie.
Ich muss schon sagen, ihre schlagfertige Art finde ich gar nicht schlecht. <Kommt darauf an, wer meinen Lebenslauf schreibt. Gelegentlich wird da sowas erwähnt. Komischerweise klingt dein Lebenslauf nur nicht sehr echt.>
<Warum nervst du mich nachts damit? Frag doch deinen ach so tollen Bruder! Ich bin verdammt müde, normale Menschen müssen nähmlich hart arbeiten für ihr Geld. Also verschwinde hier und lass mich in Ruhe!>, setzt sie nach und steht auf. Dann verlässt sie den Raum. Ich nehme meine Waffe an mich und gehe ihr nach. Im Türrahmen des Badezimmers bleibe ich stehen. Darin putzt sie gerade Zähne und wäscht sich das Gesicht. Wäre sie so normal wie in ihrem Lebenslauf, dann würde sie sicher nicht so entspannt auf einen Einbrecher reagieren.
<Tja da muss ich dich enttäuschen, ich bin ziemlich hartnäckig.>, gebe ich lachend von mir.
<Scheiß Mafiosi!>, höre ich sie flüstern, als sie an mir vorbeigehen will. Doch ich halte sie auf, indem ich sie an den Türrahmen drücke. <Also doch kein Betthäschen interessant. Na wenn du mir nicht mehr erzählen willst, dann finde ich den Rest selbst heraus. Wir sehen uns wieder hübsche.>, damit begebe ich mich zur Wohnungstür, während sie wie festgewachsen im Türrahmen stehen bleibt. <Du brauchst nicht versuchen abzuhauen, ich habe dich im Auge. Schlaf schön!>, sage ich zum Schluss noch und verlasse ihre Wohnung.
Was hat Collin mir verheimlicht? Mein eigener Zwillingsbruder, unglaublich… Den werde ich gleich erstmal zur Rede stellen.
Sie ist definitiv kein One Night Stand, denn Collin würde nie riskieren, dass jemand weiß wer er ist.
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Im Auge der Mafia
Teen Fiction~Abgeschlossene Geschichte~ 》Im Auge der Mafia《 •Erst beobachten sie dich und dann bist du plötzlich selbst mitten drin, im Auge dieser Verbrecherorganisation. Was könnte das Leben der 17-jährigen Sam wohl mehr auf den Kopf stellen? Gleich dreimal e...