25. Kapitel - Tageslicht

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PoV. Sam

Am nächsten Morgen wache ich vor Matteo auf. Er wollte unbedingt, dass ich ihn aufwecke, wenn ich zuerst wach bin. Aber ganz sicher werde ich das nicht tun. Ich könnte nacher ja auch einfach lügen, dass ich es versucht hätte. Und solange geh ich schonmal runter und überlege mir weiterhin einen Fluchtplan. Hoffentlich schlafen Louisa und Guilia noch, sonst lassen die mich wieder nicht aus den Augen. Es ist super anstrengend, den ganzen Tag glücklich zu spielen und dabei ist heute erst Tag fünf. Ich muss hier wirklich so schnell es geht weg, sonst fliegen meine Fluchtgedanken noch auf. Vorsichtig stehe ich aus dem Bett auf, damit Matteo weiterschläft und mich in Ruhe lässt. Wir werden heute sicherlich genug zusammen unterwegs sein, er will mich ja trainieren. Dass ihm das auch zum Verhängnis werden könnte, hat er wohl nicht bedacht, ein Vorteil für mich.

Unten im Wohnzimmer angekommen setze ich mich auf die Couch. Bisher ist es im Haus noch totenstill, fast schon gruselig. Wie spät es ist kann ich immernoch nicht sehen, da Matteo weder Uhren hier im Wohnzimmer hat noch die Sicherung ausgeschaltet hat. Somit kommt kein einziger Sonnenstrahl in dieses Haus.

Ich frage mich um ehrlich zu sein, wie es den anderen geht. Was ist wohl mit Collin passiert, das würde mich schon interessieren und ich hoffe es geht ihm gut. Vielleicht etwas komisch, dass ich mich um ihn und die anderen Sorge, aber irgendwie waren sie schon eine ganz nette Truppe. Klar sie haben mich entführt, aber um ehrlich zu sein scheinen sie mir netter gegenüber gewesen zu sein und sie hatten ja auch vor mich wieder zu meinem Vater zurück zu lassen. Hier werde ich eingesperrt und werde vermutlich fast nie die Chance haben das Haus zu verlassen.

<Guten Morgen Samantha.>, reißt mich plötzlich Matteo aus meinen Gedanken. Als ich zu ihm sehe, entdecke ich auch Guilia die bereits den Esstisch fürs Frühstück deckt. Ich war wohl sehr in Gedanken, dass ich sie nicht bemerkt hat.
<Guten Morgen, ich habe versucht dich zu wecken, aber du hast zu fest geschlafen.>, lüge ich in der Hoffnung, er ist mir dann nicht böse. Matteo lächelt und sagt: <Alles gut, ich bin dir nicht böse.> Erleichtert atme ich auf und Matteo setzt sich zu mir. <Woran hast du eben gedacht, du hast mich ja erst spät bemerkt.>, fragt er weiter. Gott so viele Fragen am Morgen, das ist ja wie ein Überfall. Ok, es ist erst eine gewesen, aber es setzt mich unter Druck immer so viel lügen zu müssen. <Ich ähm…> <Sags ruhig, du brauchst keine Angst haben.>, redet Matteo auf mich ein. Stimmt wieso sollte ich Angst haben, ich sitze hier ja nur mit einem Mafiosi. <Naja ich habe mich gefragt, wann ich wohl endlich wieder die Sonne sehen kann. Es macht mich verrückt nicht nach draußen sehen zu können, weißt du?> So ganz gelogen ist das ja noch nichtmal. <Keine Sorge, nach dem Frühstück fahren wir ja eh zum Lager, auf dem Weg kannst du die Sonne sehen. Wobei es heute leider regnet. Aber bald wird auch hier wieder durch die Fenster die Sonne scheinen. Es ist nicht mehr so lange bis zur Hochzeit.> Mit großen Augen sehe ich ihn an, bis zur Hochzeit? Wird er danach erst die Sicherung aufheben? <Warum denn genau dann?>, frage ich neugierigerweise nach. Matteo überlegt kurz: <Vielleicht erzähl ich dir das nach dem Training, wenn du gut mitgemacht hast.> Toll, als wäre man ein Hund, der nach dem Training ein Leckerlie kriegt. Wow! Wobei ich denke den meisten Hunden geht es besser als mir im Moment. Ich hoffe es zumindest. Am liebsten würde ich durchdrehen, aber ich muss ruhig bleiben. Vielleicht kann ich ja beim Training etwas Druck abbauen.

Nach dem Frühstück gehe ich mit Guilia mit, sie legt mir ein paar Klamotten fürs Training zurecht. Trotzdem fühlt es sich nicht richtig an. Ich habe Angst mich auszuziehen, falls jemand rein kommt. Das Bad kann ich nicht abschließen, weshalb ich mich sehr beeile und mich nur noch mehr stresse. Ich fühle mich bei meinen Entführern einfach nicht wohl. Schnell ziehe ich das T-Shirt und die Leggins an. Wohl fühle ich mich darin nicht, aber was solls. Besser als meine Klamotten vom Unfalltag anzuziehen oder irgendwas von Matteos Sachen. Auch die Schiene für meinen Fuß ziehe ich wieder über die Leggins an, sie soll meinen Fuß noch unterstüzen. Mein erster Fluchtversuch steckt mir wortwörtlich noch in den Knochen. Aber wenigstens habe ich keine großartigen Schmerzen mehr. Vielleicht kann die Schiene in ein paar Tagen sowieso ab. Das werde ich Matteo mal fragen, wenn die Schmerzen komplett abgeklungen sind. Zum Schluss kämme ich meine Haare und mache mir einen Dutt. Das ist zwar nicht so ordentlich mit meinen Locken, aber ich will hier ja auch für keinen schön sein.

<Samantha, bist du so weit? Wir müssen jetzt los.>, ruft Matteo durchs Haus. Sofort gehe ich schnell hinunter in den Flur. Ich kann es kaum erwarten hier raus zu kommen und endlich wieder an der frischen Luft zu sein. Bei Matteo vor der Haustür angekommen gibt er mir noch Sportschuhe. <Die hat Guilia noch vergessen dir zu geben.> Dankend nehme ich die Sportschuhe an und bin jetzt komplett mit fremden Sachen eingekleidet. Ich fühle mich maximal unwohl darin. <Na dann los. Komm mit, der Heli wartet schon.>, spricht Matteo weiter. Er öffnet die Haustür und ich sehe endlich wieder Tageslicht, wie sehr ich das vermisst habe. Und diesen Regen! Ich laufe ein paar Schritte raus, bis ich im Regen stehe und genieße die kühlen Tropfen auf meiner Haut. Nachdem ich fertig mit dem genießen des schlechten Wetters bin, realisiere ich erst was Matteo gesagt hat. Tatsächlich steht kaum zwanzig Meter von uns entfernt ein Helikopter. Sofort bleibe ich wie angewurzelt stehen. Matteo will mich weiter schieben, doch ich versuche mich mit allen Kräften zu wehren. Der Hinflug war schon die Hölle und das war ein Privatjet und jetzt soll ich in dieses kleine Ding einsteigen? Niemals! <Matteo ich kann das nicht, gibt es keine andere Lösung?>, frage ich panisch nach. <Du hast den Hinflug doch auch überstanden, es ist gar nicht schlimm und wir fliegen auch nur 35 Minuten, dann sind wir in El Soldado bei meinem Hauptquartier.> Ich schüttel nochmals meinen Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich da ganz sicher nicht hinfliegen werde. Doch Matteo ignoriert mich und zieht mich am Arm hinter ihm her. Ich versuche so gut es geht mich zu wehren, aber er ist einfach zu stark. <Bitte Matteo, ich kann nicht, lass mich bitte! Können wir da nicht irgendwie anders hin? Vielleicht mit einem Boot?>, schlage ich vor. Doch Matteo ignoriert meine Panik weiterhin. Wir stehen bereits vor dem Helikopter und der Pilot begrüßt uns. <Na Flugangst? Keine Sorge ich stürz nur jedes zehnte Mal ab, das hier ist erst Nummer neun.> Nach dem Spruch kann ich nicht mehr länger durchhalten und fange an zu weinen. Will der mich umbringen, ich kann unmöglich in diesen Helikopter rein! Augenblicklich lasse ich mich auf den Boden fallen, wodurch Matteo endlich zu mir schaut. <Bitte lass mich hier bleiben. Ich will da nicht rein, bitte! Ich mach was du willst, egal was, aber ich gehe nicht in dieses Mörderteil!>, schreie ich. <Oh hab ich was falsches gesagt?>, meldet sich der Pilot wieder zu Wort. <Ach nein, alles gut. Sie hat bloß Flugangst. Wir haben das gleich, gib mir fünf Minuten.>, erklärt Matteo und nimmt mich auf den Arm. Zu meinem Glück trägt er mich zurück ins Haus, in die Küche.

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Ist es wirklich Glück zurück ins Haus zu kommen? Da geht wohl die Angst mit Sam durch...

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt