Paddy
Ich brachte Larissa in ihr Bett und deckte sie vorsichtig zu. Dann ging ich die Treppe runter und leise ins Wohnzimmer. Clara saß auf der Couch mit einem Glas Wein in der Hand und hatte die Augen geschlossen. Ich setzte mich zu ihr, nahm ihr das Glas aus der Hand und nahm sie in den Arm. „Clara, geht es dir wirklich gut?" „Ja natürlich, was soll sein?" fragte sie mich völlig überrascht. „Ich habe heute im Auto bemerkt, wie unruhig du warst, als wir an der Ampel hinter dem LKW standen! Ich wollte nichts sagen, weil Larissa dabei war!" Sie schaute mich lange an und schwieg. „Ich war gut ein halbes Jahr zur Therapie, den Unfall verarbeiten!" „Really? Warum hast du mir davon nichts erzählt?" fragte ich sie entsetzt. Sie seufzte. „Du hattest eh schon so ein schlechtes Gewissen wegen dem Unfall, da wollte ich nicht, dass du dir noch mehr Sorgen um mich und dir noch mehr Vorwürfe machst." Ich atmete einmal tief durch und legte meine Hand auf ihre, die ich dann fest drückte. „Ich habe den Unfall wirklich sehr gut mit meiner Therapeutin aufgearbeitet. Aber ganz selten kommt es noch mal vor, dass ich Panik bekomme und wieder an den Unfall denken muss. Das ist ganz besonders dann, wenn ich hinter einem LKW stehe und sehe, dass ein Auto von hinten kommt. Ich hab dann Angst, dass der Unfall sich wiederholt. Sie sagte aber, dass das völlig normal sei solange ich sonst keine weiteren Panikattacken habe und es auch soweit ganz normal mit dem Autofahren klappt." Ich strich mir mit der Hand durch das Gesicht und schloss meine Augen. „Es tut mir so unendlich leid, Clara, dass ich dir das angetan habe!" Sie schüttelte direkt mit dem Kopf, woraufhin ich sie überrascht anschaute. Sie kam näher zu mir, legte ihre Arme um mich und nachdem sie mir eine Weile in die Augen geschaut hatte, gab sie mir einen Kuss. „Ich bin froh, dass das passiert ist! Wir hätten uns sonst niemals kennengelernt! Mein Bein ist wieder völlig in Ordnung, ich habe sonst keine bleibenden Schäden von dem Unfall. Und so etwas wie heute, ist wirklich nur ganz selten. Das war nur anfangs noch schlimmer." versuchte sie mich mit leiser Stimme zu überzeugen. Ich fuhr mit meinen Fingern über ihre Stirn und schob die Strähne, die eines ihrer wunderschönen blauen Augen verdeckte, hinter ihr Ohr. „Ich möchte, dass du aufhörst darüber nachzudenken und du sollst dir auch kein schlechtes Gewissen einreden! Sei einfach froh darüber, dass dieser Unfall passiert ist. Denn nur dadurch haben wir uns kennengelernt. Und ich würde niemals auf die Idee kommen zu sagen, dass das egoistisch ist. Ich würde es Schicksal nennen." Ihre Stimme wurde immer leiser. „Ich glaube, wir beide müssen ein wenig an uns arbeiten. Du an deinem schlechten Gewissen und ich an meinem Vertrauen zu dir!" Ich lächelte vorsichtig. Eigentlich hatte sie Recht. Wäre der Unfall damals nicht passierte, hätten wir uns sicherlich nicht kennengelernt. Wir würden nicht hier sitzen und ich hätte keine Schmetterlinge im Bauch. Vielleicht würde ich ganz alleine in einer sporadisch eingerichteten Dreizimmerwohnung sitzen und meiner Jugendliebe nachtrauern. „Du hast Recht! Was Besseres hätte uns eigentlich nicht passieren können! Aber trotzdem hätten deine Verletzungen vielleicht nicht so gravierend sein müssen." „Aber dann wärst du vielleicht nicht im Krankenhaus geblieben! Du kannst es drehen und wenden wie du willst! Es musste so passieren! Ich liebe dich trotz allem!" flüsterte sie, lächelte mich an und hauchte einen zarten Kuss auf meine Lippen. „Und übrigens, ich wollte am Wochenende mal versuchen eine kleine Runde joggen zu gehen!" „Alleine?" fragte ich überrascht. „Ja, warum nicht? Ich bin doch schon groß!" „Sollte nicht vielleicht jemand mitkommen, falls irgendwas mit deinem Bein ist, du Schmerzen hast oder so?" Sie schaute mich an. „Dann komm du mit! Du wolltest doch sowieso auch wieder ein bisschen mehr tun, hast du gesagt!" „Ja gerne, das ist eine gute Idee. Ich sollte locker mit dir mithalten können. Du musstest ja jetzt über ein halbes Jahr Zwangspause machen!" Sie grinste mich an. „Was ist?" „Naja, sei dir da mal nicht so sicher!" Sie machte mir ein bisschen Angst, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Ich war zwar lange nicht mehr laufen, aber zwei bis drei Kilometer locker joggen sollte ich wohl hinbekommen. Clara würde sicherlich auch erstmal langsam anfangen. „Ich freu mich!" Da hatte ich mir wohl ein Eigentor geschossen. Ich erinnerte mich daran, dass Clara und Nina für einen Halbmarathon trainiert hatten als der Unfall passiert war. Selbst ich wusste, dass das Niveau eines Leistungssportlers auch nach langer Pause schnell wiedererlangt werden konnte. Mutig lächelte ich sie an.
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Niemand tritt durch Zufall in dein Leben
FanfictionEin Testergebnis zerstört das perfekte Glück von Michael Patrick Kelly. Um in Ruhe nachzudenken, beschließt er seinen Bruder Joey zu besuchen und begegnet Clara mit ihrer Tochter Larissa. Ist Clara die Frau, die sein Glück wieder perfekt machen kann...