Clara
„Hast du anfangs einen Sinn in dem Unfall gesehen?" fragte er mich leise und wir schauten uns lange an. „Nein! Anfangs nicht!" flüsterte ich genauso leise und fuhr ganz sanft mit meinem Zeigefinger seine Konturen nach und verlor mich in seinen Augen. „Wobei wir wieder da wären, dass alles im Leben einen Sinn hat und es manchmal Zeit brauch, diesen zu erkennen!" Paddy nickte und schloss für einen kurzen Moment erneut seine Augen. „Ich bin so dankbar für alles, was wir in den letzten Monaten zusammen erleben durften! Und ich kann es gar nicht abwarten noch mehr wundervolle Dinge mit dir zu erleben. Jetzt, wo wir endlich zueinander gefunden haben." „Ich war so oft verzweifelt und habe sogar die Schuld bei mir gesucht, dass ich was falsch mache, dass du vielleicht gar nichts für mich empfindest, warum wir nicht vorwärts kamen. Ich war manchmal echt kurz davor, den Kontakt zu dir abzubrechen!" Überrascht und erschüttert schaute er mich an und nahm mich fester in den Arm. „Aber damit hätte ich zum einen Larissa unheimlich enttäuscht, weil du ihr mit der Zeit sehr wichtig geworden bist. Es war erschreckend, wie schnell so eine vertrauensvolle Basis zwischen euch entstanden ist und sie sich in deiner Gegenwart so wohlgefühlt hat. Ständig fragte sie, wann wir dich wiedersehen würden. Sie hat in dir ziemlich schnell einen Ersatz für ihren verstorbenen Papa gesehen!" Ich machte eine kurze Pause, gab meinen Worten den Raum, den sie verdienten und ich wollte, dass ihm bewusst wurde, was ich dort gerade gesagt hatte. Sie kamen an, denn er schaute mich verlegen an und schluckte einmal. „Und zum anderen wollte ich selbst nicht den Kontakt zu dir abbrechen. Auch wenn das tierisch weh tat und ich mich damit selbst verletzt habe. Dieser schmerzhafte Kontakt war mir lieber, als dich nie wieder zu sehen. Ich war nämlich andererseits unheimlich glücklich, dass du Zeit mit uns verbringen wolltest. Auf der Weihnachtsfeier habe ich mit Maite und Patricia gesprochen. Patricia hatte die Vermutung, dass du warten würdest, bis die Scheidung durch ist, weil du so gläubig bist. Erst da ergaben dein ganzes Verhalten, die Annäherungen und Rückzieher dieser Berührungen und intimen Momente einen Sinn für mich. Ich wollte stark sein und dir die Zeit geben, ich wollte auf dich warten, obwohl ich keine hundertprozentige Garantie hatte und am Ende vielleicht doch damit leben musste, enttäuscht zu werden und umsonst gewartet zu haben. Ich glaube, viel länger hätte ich das nicht ausgehalten!" Er gab mir einen langen Kuss. „Es tut mir so schrecklich leid, dass ich dich mit meinem Verhalten so verletzt habe! Sag mir, wie ich das je wieder gut machen kann!" Er drückte mich noch fester an sich, als wollte er mir den Schmerz, unter dem ich die letzten Monate gelitten hatte, abnehmen und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Nein, Paddy! Du hast nicht nur mir wehgetan, du hast auch dir selbst wehgetan! Oder war es für dich etwa einfach?" Er schüttelte den Kopf. „Ich ärgere mich nur gerade selbst, was wir in den letzten Monaten alles verpasst haben! Nicht mal meine Brüder haben mich davon überzeugen können, dass ich diesen Schritt früher gegangen bin!" Ich schaute ihn überrascht an. „Du hast mit deinen Brüdern über mich gesprochen?" „Ja, mit Joey und Jimmy. Als Joey mir am ersten Tag Klamotten ins Krankenhaus gebracht hat, hat er direkt gemerkt, dass ich dich mag. Und Joey und Jimmy, naja, wenn einer was weiß, dann auch bald der andere!" Er lachte. „Ärgere dich nicht darüber, was wir verpasst haben sondern freu dich darauf, was wir noch alles vor uns haben. Wir können das Vergangene nicht ungeschehen machen! Es ist in Ordnung. Ich kann es verstehen, dass du erst einen Schlussstrich ziehen wolltest, bevor du eine neue Beziehung eingehen wolltest. Gutmachen brauchst du das nicht! Was zählt ist, dass ich jetzt glücklich bin, mit dir an meiner Seite! Du könntest mich im Moment gar nicht glücklicher machen. Wir hatten viel Zeit uns kennenzulernen. Ich will dein Lieblingsort sein, wo du hin willst, egal ob du einen schlechten oder einen geilen Tag hattest." Er lächelte mich an und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Du bist schon ziemlich lange mein Lieblingsort, Clara! Ich hab dich eigentlich gar nicht verdient!" gab er leise von sich und ich sah wie seine Augen anfingen zu glitzern, weil sich Tränen in ihnen sammelten. Verwundert schaute ich ihn an. Warum sagte er so was? „Was redest du denn da? Du hast so gehandelt, wie es für dich mit deinem Glauben am besten zu vereinbaren war und dafür verurteile ich dich nicht. Du hast die ganze Zeit auch nicht gewusst, was ich für dich empfinde. Spätestens ab dem Tag, als du mir im Krankenhaus mitgeteilt hast, dass du zu ihr fahren und dich von ihr trennen wirst, hätte ich dir, wenn auch nur ein bisschen, zeigen können, was ich für dich empfinde. Aber das fand ich aufgrund deines Glaubens irgendwie auch nicht richtig. Merkst du, dass wir uns im Kreis drehen und nicht vorwärts kommen? Ich fand die Zeit mit dir trotzdem wunderschön, wir haben nichts verloren, das hätten wir, wenn wir keinen Kontakt gehabt hätten. Und jetzt bin ich glücklich, dass wir zusammen sind! Bitte mach dir keinen Kopf mehr! Genieße es einfach, dass wir endlich zusammen glücklich sein können." Ich schaute ihn an, legte meine Hand auf seine Wange und gab ihm einen sanften Kuss. „Und ab jetzt möchte ich, dass wir unser Zusammensein in vollen Zügen genießen!" grinste ich ihn an und nahm ihn in den Arm. Ich spürte, wie er seine Arme fest um mich legte. „Es tut mir trotzdem leid. Ich bin auch froh, dass wir die Hürde überwunden haben und ich bin unheimlich glücklich dass ich abends neben dir liegen und neben dir einschlafen darf. Bitte lass mich das so oft machen, wie es möglich ist!" „Meinetwegen kannst du jede Nacht hier schlafen! Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben." Ich schaute ihn grinsend an. „Ich bin mit Paddy Kelly zusammen!" kicherte ich und steckte ihn an. „Du bist echt verrückt!" „Ich weiß! Verrückt nach dir! Und das erst nicht seit gestern, sondern seit sechsundzwanzig Jahren! Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da eingelassen hast!" Ich musste über den Satz selbst laut lachen und steckte ihn an. Paddy zog mich zurück in seine Arme und wir kuschelten noch eine Weile im Bett, bis wir aufstanden, um uns fertig zu machen und anschließend den Frühstückstisch zu decken.
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Niemand tritt durch Zufall in dein Leben
FanfictionEin Testergebnis zerstört das perfekte Glück von Michael Patrick Kelly. Um in Ruhe nachzudenken, beschließt er seinen Bruder Joey zu besuchen und begegnet Clara mit ihrer Tochter Larissa. Ist Clara die Frau, die sein Glück wieder perfekt machen kann...