Teil 121

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Paddy

Hi, mein Engel! Es ist alles in Ordnung! Ich weiß, wie du das gemeint hast! Und ich habe Carlos nicht abgesagt. Er wird um drei Uhr hier sein. Ich bin wirklich gespannt darauf ihn live spielen zu hören! Wenn du magst, kannst du ja vorbeikommen und ihn dir anschauen. Ist Nina dann schon weg oder bringst du sie dann gerade zum Flughafen? Ich freue mich darauf, dich zu sehen! 😘

Ich schaute Nina an, die ein wenig frustriert aussah und seufzte. „Ist vielleicht besser so. So kann ich mir in Ruhe Gedanken darüber machen, was ich nun will, beziehungsweise wen ich will. Vielleicht bedeute ich Carlos ja auch gar nicht so viel wie er mir. Oder ich glaube nur, dass er mir was bedeutet. Jimmy holt mich heute Nachmittag vom Flughafen ab. Mal sehen, was dann mit meinen Gefühlen passiert. Wahrscheinlich herrscht dann ein totales Gefühlschaos." Mitleidig schaute ich sie an und streichelte über ihre Hand. „Du wirst die richtige Entscheidung treffen!" Ich schrieb Paddy noch schnell eine Antwort, dass ich um drei Uhr im Studio sein würde.

Nach dem Frühstück checkte Nina aus und wir suchten nach einem gemütlichen Café, wo wir uns noch eine ganze Weile über Carlos und Jimmy unterhielten. Ich war froh, dass ich nicht in ihrer Haut steckte und eine Entscheidung treffen musste. Sie hatte sich ganz schön in Carlos verliebt, aber ich wusste auch, dass ihr Herz für Jimmy schlug. Wenn jedoch Carlos wirklich auch Gefühle für sie hegte, dann – und da war ich mir ziemlich sicher – würde Nina sich für Carlos entscheiden. Auch während der Fahrt zum Flughafen und als wir dort angekommen waren unterhielten wir uns über die Herren. Nina war sich einfach nicht sicher, was sie tun sollte. Sie hatte mich darum gebeten, Carlos nicht auf seine Nummer anzusprechen. Wenn, dann sollte er auf mich zukommen und nach ihrer Nummer fragen.

Um viertel vor drei war ich am Studio angekommen und trat durch die große schwere Eingangstür. Die Dame am Empfang begrüßte mich freundlich und fragte mich zu wem ich wollte. Nachdem ich ihr gesagt hatte, dass ich mit Paddy verabredet sei, nahm sie den Hörer von ihrem Telefon ab und fragte, ob eine Clara Redke von Herrn Kelly erwartet wurde. Sie legte wieder auf, lächelte und erklärte mir den Weg. Langsam schlenderte ich durch die Flure und kam nach wenigen Minuten am gewünschten Studio an und klopfte. Ein mir unbekannter Mann öffnete die Tür und lächelte. „Hi, du musst Clara sein! Ich bin Pino, Paddys Manager!" Er hielt mir seine Hand entgegen. „Freut mich dich kennenzulernen, Clara!" Ich lächelte ebenfalls und legte meine Hand in seine. „Hi, die Freude ist ganz meinerseits. Ich habe schon einiges von dir gehört!" „Komm rein. Paddy nimmt gerade noch einen Song auf! Setz dich einfach hier auf die Couch oder stell dich zu mir!" Er setzte sich an das große Mischpult und mir wurde bei dem Anblick direkt ganz schwindelig. Mir war es unbegreiflich, wie man bei so vielen Knöpfen, Reglern und Schaltern den gewünschten betätigen konnte. Hier sah es noch schlimmer aus als in einem Flugzeugcockpit. Im Hintergrund nahm ich wahr, wie Paddy gerade den Song Boats einsang.

Ich zuckte zusammen als ich ihn plötzlich fluchen hörte. „Verdammt nochmal, was ist so schwer daran zu verstehen wenn ich Anweisungen gebe? Ich hab doch gesagt, den Bass etwas raus und dafür das Keyboard etwas lauter. Nochmal von vorne! One, two, three..." Ich war völlig überrascht, wie er kommandierte und was für eine Bitterkeit in seinem Ton herrschte. „So kennst du ihn zu Hause sicherlich nicht, oder?" fragte mich Pino und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme. Ich schüttelte den Kopf. „Aber das ist noch harmlos! Er kann ganz anders! Aber bei Paddy muss man sich ein hartes Fell zulegen. Man darf sich das nicht so zu Herzen nehmen!" Ich schaute ihn überrascht an. Denn so konnte ich mir Paddy wirklich nicht vorstellen. Noch einige Male war Paddy nicht zufrieden und meckerte und kommandierte herum. Ich befürchtete, dass Ninas Betrug an Jimmy der Auslöser dafür war und ich hoffte inständig, dass das keine Auswirkungen auf Carlos haben würde. Aber andererseits schätzte ich ihn professionell genug ein, dass er das auseinanderhalten konnte.

Niemand tritt durch Zufall in dein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt