Niemand tritt durch Zufall in dein Leben

Teil 127

Clara

Sie erzählte mir von der Nacht mit Carlos, von den Gesprächen die sie geführt haben und wie schön das Aufwachen am Morgen war. Sie hielt einen Moment inne. „Ja und dann habe ich ihn heute Morgen zu euch gebracht und bin dann zu Jimmy gefahren. Er war überrascht, dass ich plötzlich bei ihm vor der Tür stand. Seine Kinder waren zum Glück gerade bei der Nachbarin zum Kuchen backen eingeladen. Du glaubst gar nicht, wie schwer mir das gefallen ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich in einen anderen Mann verliebt habe. Dass es nicht fair ihm gegenüber wäre, so zu tun als würde ich ihn aufrichtig lieben. Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Clara, ich wäre fast gestorben so leid hat er mir getan. Und in dem Moment habe ich mich so furchtbar gefühlt und mich gefragt, ob ich wirklich das Richtige mache. Ob ich so einen Mann wie Jimmy für einen jungen, dahergelaufenen Ecuadorianer einfach aufgeben soll. Wir haben eine Weile darüber geredet und Jimmy hat sich bedankt, dass ich so ehrlich war und den Mut hatte ihm das zu erzählen. Dass ich ihn nicht weiter ausnutze und anlüge."

Nina trank einen Schluck von ihrem Wein. „Ja, und dann kam ich bei euch an und bin zu Carlos ins Zimmer. Und als er mich ansah, da wusste ich, dass er irgendetwas geahnt hat. Ihr habt ihm nichts erzählt, oder?" „Paddy hat dir versprochen, dass wir nichts sagen und du weißt, dass auch ich meine Versprechen halte." „Naja, jedenfalls habe ich nicht lange um den heißen Brei geredet. Ich habe ihm gesagt, dass ich bis eben noch einen Freund hatte, auch wenn wir noch nicht so lange zusammen waren. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Beziehung zu Jimmy beendet habe, und dass ich, egal wie er sich entscheiden wird, nicht zu Jimmy zurückgehen werde. Ich würde lieber alleine bleiben, als mit dem falschen Mann zusammen zu sein. Er hat geschluckt und war ziemlich geschockt. Ich habe ihm gesagt, dass ich zwar schon mal den ein oder anderen One-Night-Stand hatte, aber sowas noch nie in meinem ganzen Leben gemacht habe, dass ich in meinen vorherigen Beziehungen immer treu gewesen bin. Mehrmals habe ich ihm gesagt, wie Leid es mir tut, dass ich nicht ehrlich zu ihm war und dass ich es verstehen könnte, wenn er auf einer Lüge keine Beziehung aufbauen möchte. Er hat mich gebeten in Ruhe darüber nachzudenken."

Seufzend ließ sie sich in die Kissen fallen und schloss ihre Augen und ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfe und ihr eine aus dem Auge trat. „Ich habe alles kaputt gemacht. Ich hätte direkt ehrlich zu ihm sein müssen. Du weißt, ich habe kein Problem damit, alleine zu sein, aber ich habe mich in Carlos verliebt. Und zwar so heftig, wie ich es mir gar nicht vorstellen konnte. Er hat was in mir ausgelöst, das ist unvorstellbar." „Hast du ihm das gesagt?" Sie nickte. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich in ihn verliebt habe und dass ich mit ihm zusammen sein möchte!" „Lass ihm ein wenig Zeit. Dass du eine Tochter hast hat ihn sicherlich überrascht und dass du nicht Single warst als ihr miteinander geschlafen habt unglaublich verletzt. Ich wünsche dir nichts mehr, als dass er sich trotz allem für dich entscheidet!" „Er wird sich sicherlich in den nächsten Flieger nach London setzten und ich werde ihn nie wieder sehen!" gab sie verzweifelt von sich. Ich legte mich zu ihr und nahm sie in den Arm. Am späten Nachmittag fuhr ich wieder nach Hause. Nina und ich hatten uns die ganze Zeit über Carlos und Jimmy unterhalten.

Paddy

Carlos blieb noch bis Sonntagabend bei uns, dann brachte ich ihn zum Flughafen. Zu Nina hatte er seit dem Gespräch am Samstag keinen Kontakt mehr gehabt. Er wollte die nächsten Tage in Ruhe darüber nachdenken bevor er dann am Freitag wieder nach Deutschland kommen würde, damit wir am Samstag im Studio zusammen am Album arbeiten konnten.

Also holte ich Carlos am Freitagabend vom Flughafen ab. Soweit ich das von Clara mitbekommen hatte, hatte er sich nur einmal kurz bei Nina gemeldet, dass er noch immer Bedenkzeit brauche. Nina war in der Woche ein ganz anderer Mensch. Total in sich gekehrt, lachte kaum und sah sehr müde aus. So hatte ich sie zuvor noch nie erlebt. Sie hatte in der vergangenen Woche sehr oft Kontakt zu Clara und die beiden unterhielten sich sehr viel darüber. Scheinbar war ihr Carlos wichtiger, als wir anfangs alle gedacht hatten.