Teil 4

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Paddy

Nachdem Clara in den Operationssaal geschoben wurde, kam eine Ärztin auf uns zu und wollte mit den Untersuchungen bei Larissa beginnen. „Hallo Larissa, ich bin Dr. Speyer! Ich werde mit dir jetzt ein paar Fotos von deinem Kopf machen und gucken, ob da alles in Ordnung ist. Der tut dir weh, oder?" „Ja! Und der Gurt hat mir ganz doll auf den Oberkörper gedrückt!" sagte Larissa und fuhr mit ihrer Hand über den Bereich, wo der Gurt langlief. „Das werde ich mir auch anschauen. Aber erst mal deinen Kopf, okay? Kommen Sie mit, dann können wir beginnen!" „Wie lange wird es dauern? Larissa würde gerne ihre Lieblingsmusik hören. Haben Sie zufällig Musik von Paddy Kelly?" „Oh, da muss ich mal nachfragen. Ich glaube aber nicht!" Die Ärztin kannte mich schon mal nicht. Larissa schaute mich an und grinste, was ich ihr gleichtat. Ich glaube, wir befanden uns schon auf einer Wellenlänge. Ich hatte das kleine Mädchen jetzt schon in mein Herz geschlossen. Wenig später lag sie auf der Liege für das MRT. Es stellt sich heraus, dass die gewünschte Musik nicht vorhanden war. Larissa drückte meine Hand fest und schaute mich an. Ich lehnte mich zu ihr runter. „Es ist okay. Wenn du bei mir bleibst, dann brauche ich deine Musik nicht!" flüsterte sie leise. „Natürlich bleib ich bei dir!" lächelte ich sie an und strich ihr vorsichtig über den Kopf. Die Krankenschwester bereitete Larissa für das MRT vor. Sie sah so hilflos aus und ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust. In diesem Moment konnte ich nur ansatzweise verstehen, wie besorgt man um sein eigenes Kind sein müsste, wenn man nicht weiß, was los ist. Nur schwer konnte ich mir jetzt vorstellen, wie Clara sich seit dem Unfall fühlen musste. Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen. Denn Tränen kamen auf und vor Larissa durfte ich keine Schwäche zeigen. Damit würde ich ihr Angst machen und davon hatte sie schon ausreichend. Ich lächelte sie an und hob meinen Daumen, als Zeichen, dass ich stolz auf sie war und sie das ganz toll machte. Als das MRT nach fünfzehn Minuten fertig war, kam die Ärztin direkt zu uns und teilte mit, dass es keine Auffälligkeiten gab. Es handelte sich um eine leichte Gehirnerschütterung, welche Larissa mit ein paar Tagen Bettruhe hier im Krankenhaus auskurieren sollte. Die Ärztin ging mit uns in ein Behandlungszimmer und untersuchte Larissas Oberkörper. Es zeichneten sich an einigen Stellen schon leichte Hämatome ab. Aber ansonsten war mit Larissa alles in Ordnung. „Eine Schwester wird dir gleich ein Schmerzmittel gegen deine Kopfschmerzen bringen. Du musste die nächsten vierundzwanzig Stunden auf jeden Fall ohne Bücher anschauen und Fernsehen gucken im Bett liegen bleiben und dich ausruhen, okay? Du wirst bestimmt sehr müde sein und viel schlafen wollen. Das ist auch gut, dann geht es dir nämlich schnell wieder besser. Die Stellen, an denen dich der Anschnallgurt festgehalten hat, werden noch ein paar Tage wehtun. Wenn es gar nicht besser wird, dann sagst du nochmal Bescheid, okay?" Larissa nickte der Ärztin zu. „Eine Schwester bringt Sie gleich auf ein Zimmer, dort können Sie dann auf die Mutter warten. Die Operation wird wohl noch eine Weile dauern!" Ich nickte und kurze Zeit später brachte uns die Schwester auf ein Doppelzimmer.

Clara

Als ich nach der Operation aufwachte fühlte ich mich wie auf einer Wolke. Ich stand wahrscheinlich unter so viel Schmerzmittel, dass ich meine Schmerzen gar nicht mehr wahrnahm. Immer mehr kam ich zu mir und rekonstruierte den bisherigen Tag. Die Erinnerungen ließen meinen Puls in die Höhe schnellen und kurze Zeit später kam eine Schwester zu mir ans Bett. „Hallo Frau Redke, Sie sind ja wieder bei uns! Wie fühlen Sie sich?" Ich schluckte, da mein Hals ganz trocken war. Sicherlich war ich während der Narkose intubiert. „Kann ich bitte einen Schluck Wasser haben? Mein Hals ist ganz trocken!" Die Schwester half mir mit dem Glas, so dass ich einen kleinen Schluck trinken konnte. „Ansonsten fühle ich mich noch sehr benebelt aber ich habe im Moment keine Schmerzen! Wo ist meine Tochter?" fragte ich. „Die liegt bereits im Krankenzimmer und wartet mit Ihrem Mann darauf, dass Sie von der Intensivstation können!" Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Hatte die Krankenschwester nichts von der Einverständniserklärung mitbekommen oder war sie nur für mich zuständig? „Wissen Sie, wie es ihr geht?" „Nein, darüber kann ich Ihnen leider nichts sagen. Aber so wie ich mitbekommen habe, war Ihr Mann bei allen Untersuchungen dabei. Der wird Ihnen gleich alles erzählen können! Ich möchte Sie gerne noch eine halbe Stunde hier behalten. Wenn bis dahin nichts Gravierendes passiert und Ihre Werte stabil bleiben, können Sie auf Ihr Zimmer! Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" Ich schloss meine Augen. „Können Sie vielleicht meine Tochter darüber informieren, dass ich aufgewacht bin?" „Das werde ich ihr ausrichten lassen. Wenn sonst noch was ist, neben Ihrer rechten Hand liegt ein Pieper! Es wird dann direkt jemand kommen und für Sie da sein!" „Danke!" sagte ich leise und schloss meine Augen wieder. Ich war sehr müde. Es war wahrscheinlich wirklich gut, dass ich mich noch ein bisschen ausruhen konnte, bevor ich zu Larissa und Paddy gebracht wurde. 

Niemand tritt durch Zufall in dein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt