Clara
Eine halbe Stunde später kam ein Arzt zu mir und gab sein okay, dass ich auf mein Zimmer konnte. Als ich in unser Zimmer geschoben wurde, erblickte ich zuerst Paddy, wie er bei Larissa am Bett saß. Sie unterhielten sich gerade über etwas, doch auf die Schnelle erkannte ich nicht, worüber. Larissa sah mich zuerst, schrie laut auf und schaute mich voller Freude an. „Mama, da bist du ja endlich!" Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Paddy erschrocken aufstand und sich fassungslos die Hände vor dem Mund zusammenschlug. Als mein Bett richtig stand, verschwand die Schwester wenig später mit der Info, dass es bald Abendessen geben würde. Paddys Blick wanderte von meinem Bein, über meinen Oberkörper bis sich unsere Blicke trafen. Er pustete seine Backen auf und atmete laut aus. Ich sah, wie ihm Tränen in die Augen stiegen und hielt ihm meine Hand entgegen. „Hey, alles gut, komm her!" flüsterte ich. Er trat einen Schritt näher und legte seine Hand in meine, die ich vorsichtig umschloss, während er den Stuhl umdrehte und sich hinsetzte. „Es tut mir so wahnsinnig leid. Was hab ich dir nur angetan!" er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstand. Ich schüttelte meinen Kopf. „Mach dir bitte keine Vorwürfe!" und ich drückte seine Hand fest. Jetzt liefen ihm die Tränen unaufhaltsam die Wangen hinunter und er hielt seine freie Hand vor die Augen. Eine ganze Weile war es ruhig im Raum. Man hörte nur Paddy schwer atmen und hin und wieder ein Schluchzen. Mir war es irgendwie sehr unangenehm. Auch Larissa schaute mich fragend an. Ich legte meinen linken Zeigefinger auf meine Lippen und gab ihr so zu verstehen, für einen Moment zu schweigen. Sie nickte mir zu und drückte ihren Hasen an sich. „Kann ich dich irgendwie unterstützen?" fragte ich nach einer Weile. „Tut mir leid, dass ich hier vor dir jetzt so emotional werde." „Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich sehe das überhaupt nicht als Schwäche an. Manchmal hilft es ungemein einfach alles raus zu lassen!" „Bei mir herrscht Momentan totales Chaos!" Er klang total verzweifelt, als ob es keinen Ausweg aus seinem Problem mehr gab. Unsere Blicke trafen sich. „Ich kann jetzt nicht darüber reden. Lass mir etwas Zeit, dann kann ich das erklären!" Ehrlich gesagt, war ich sehr überrascht darüber, dass er es in Erwägung zog, mir seine aktuelle Situation zu einem späteren Zeitpunkt zu erläutern. „Geht in Ordnung! Du findest mich die nächsten Wochen hier und ich werde immer ein offenes Ohr haben wenn du reden möchtest!" lächelte ich ein wenig und entlockte ihm so ebenfalls ein Lächeln. Sein Lächeln war in dem Moment voller Dankbarkeit. Ich nahm die Taschentücher Box, die auf dem Nachttisch stand und hielt sie ihm entgegen. „Danke!" sagte er leise und nahm sie mir ab.
Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefasst hatte. Er lehnte sich auf dem Stuhl, den er jetzt mittig zwischen unsere Betten gestellt hatte, zurück und schaute uns abwechselnd mit seinen verweinten Augen an. „Es tut mir so unfassbar leid, was ich euch beiden angetan habe!" kam es nach einer Weile von ihm und wieder bahnten sich ein paar Tränen ihren Weg über seine Wangen, bis sie auf sein T-Shirt perlten. Larissa schlug ihre Bettdecke an die Seite und krabbelte langsam aus ihrem Bett auf seinen Schoß. Sie nahm ihn in den Arm und drückte ihren Kuschelhasen zwischen sich und Paddy. Mir standen Tränen in den Augen. Ich wusste, dass meine Tochter immer die erste war, wenn es ums Trösten ging, wenn jemand traurig war oder sich verletzt hatte. Sie sorgte sich immer um ihre Mitmenschen. Paddy schaute mich erst überrascht an und ich zuckte kaum merkbar mit meiner Schulter wobei ich leicht lächelte. Als ich dann noch kurz die Augen schloss, rollte auch mir eine Träne über die Wange. Paddy schloss ebenfalls seine Augen und erwiderte Larissas Umarmung. Ich sah ihm an, dass ihm diese Umarmung gut tat und ihm unheimlich viel Kraft, Trost und Geborgenheit schenkte. Als Paddy die Augen wieder öffnete, lächelte er mich an. „Du hast eine wunderbare Tochter!" flüsterte er und bereitete mir damit ein unheimlich gutes Gefühl. Ich legte eine Hand auf mein Herz, meine Lippen formten ein Danke und wir lächelten uns an. Larissa blieb eine ganze Weile bei Paddy auf dem Schoß sitzen. Wie sie dort so müde in seinen Armen saß, wusste ich, dass sie die Nähe zu ihm gerade sehr genoss und dass sie die auch unheimlich brauchte. Ich war überrascht, dass sie so schnell Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte. Wahrscheinlich, weil sie ihn durch seine Musik, die sie in letzter Zeit immer öfter hören wollte, schon etwas kannte. Auch wenn sie nicht wusste, dass man von einem Musiker durch seine Musik nicht alles erfuhr, fühlte sie sich scheinbar sehr wohl bei ihm. „Jetzt gehst du aber mal wieder in dein Bett, Larissa! Die Schwester hat gesagt, dass du mindestens vierundzwanzig Stunden Bettruhe einhalten sollst!" Paddy legte Larissa wieder in ihr Bett, deckte sie zu und nahm ihre Hand in seine, während er sich dabei wieder auf den Stuhl setzte. Er beobachtete sie ein wenig und ich bemerkte ein Lächeln auf seinen Lippen. Sie war so erschöpft, dass sie wenigen Minuten später wieder eingeschlafen war.
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Niemand tritt durch Zufall in dein Leben
FanficEin Testergebnis zerstört das perfekte Glück von Michael Patrick Kelly. Um in Ruhe nachzudenken, beschließt er seinen Bruder Joey zu besuchen und begegnet Clara mit ihrer Tochter Larissa. Ist Clara die Frau, die sein Glück wieder perfekt machen kann...