Clara
Als es windiger wurde, beschlossen wir, wieder zurück aufs Zimmer rauf zu gehen. Langsam lief ich neben den beiden her. Paddy hatte seine Hände in den Hosentaschen und den Blick gesenkt. Das war zum größten Teil wohl auch, um nicht erkannt zu werden. Wenn er sich hier in dem kleinen Park, in dem kaum Menschen waren, schon so versteckte, wie war es bloß in einer Großstadt mit ihm durch die Straßen zu laufen. Das konnte ich mir in diesem Moment absolut nicht vorstellen und es fühlte sich völlig befremdlich an.
Wir holten in der Cafeteria noch Käsekuchen und fuhren mit dem Fahrstuhl rauf in die fünfte Etage. Auf meinem Zimmer angekommen legte ich mich erschöpft auf das Bett und schloss meine Augen. „Alles okay mit dir, Clara?" Ich atmete ruhig weiter und nickte dann. „Das war anstrengend! Aber dann hab ich mir das Stückchen Käsekuchen auch verdient!" lächelte ich und fing an zu essen.
Am späten Nachmittag stand Paddy auf, um sich von uns zu verabschieden. „Ich danke euch für den schönen Nachmittag. Für einen Moment habe ich sogar meine Sorgen vergessen können! Mit euch vergeht die Zeit immer so schnell!" Ein schüchternes Lächeln traf mich, als ich zu ihm aufschaute. „Och Männo! Ist es schon wieder so spät? Es ist doch noch gar nicht dunkel draußen, Paddy! Musst du schon nach Hause?" Paddy und ich mussten lachen. „In Paddys Leben gibt es auch noch andere Menschen, mit denen er Zeit verbringen möchte. Er war den ganzen Nachmittag bei uns." „Sehen wir uns denn bald wieder?" fragte sie traurig. „Natürlich! Ich bin doch regelmäßig hier. Ich muss morgen ein paar Dinge mit der Versicherung klären, wegen dem Unfall und komme dann übermorgen wieder! Fragst du deine Großeltern, ob sie dich dann auch herbringen?" Begeistert nickte Larissa und umarmte ihn. „Ich komme dann wieder gegen zwei Uhr!" Er lächelte. „Alles klar! Dann bis übermorgen! Komm gut nach Hause!" Er nickte und verließ das Zimmer. Wieder hatte ich einen Kloß im Hals und war traurig, dass er gegangen war. Mittlerweile sollte ich jedoch wissen, dass er sein Versprechen hielt und übermorgen wirklich wieder herkommen würde.
Paddy
Es waren mittlerweile fast drei Wochen vergangen, seit der Unfall passiert war. Joey und ich saßen nach dem Abendessen im Wohnzimmer bei einem Bier. Tanja und die Kinder waren schon vor einiger Zeit ins Bett gegangen. Wir unterhielten uns wieder über Joelle und wie es nun weiter gehen sollte. Ich sollte eigentlich akzeptieren, dass sie eine Meinung vertrat, die mit meiner Meinung nicht übereinstimmte. Ich konnte diese Ehe nur fortführen, wenn ich die Situation rückhaltlos akzeptieren würde. Aber warum sollte ich meinem Wunsch, Vater zu werden, nicht nachgehen dürfen? Warum musste immer alles nach ihrer Nase gehen und warum musste immer ich zurückstecken? Wenn ich die Situation nicht akzeptierte, riskierte ich, dass unsere Beziehung von innen heraus zerstört würde. Aber war sie nicht allein schon durch Joelles Lüge zerstört?
„Joey, ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht mehr mit einem Menschen zusammen sein, der mich so dermaßen enttäuscht und hintergangen hat und so tun als sei ich glücklich!" Joey schaute mich lange schweigend an. „Du musst letztendlich selber wissen, was du tust, aber wenn ich dir meine Meinung dazu sagen darf, ich würde nicht mehr bei ihr bleiben. Man kann vieles verzeihen, aber was sie getan hat, ist echt eine Nummer zu groß! Sie hätte wenigstens vorher mit dir darüber sprechen müssen!" „Ich war so wütend auf sie! Danke nochmal, dass ich so spontan herkommen konnte und euch nun schon so lange auf die Nerven gehe! Hätte ich doch einfach nur den Anruf nicht angenommen! Aber das nennt man wohl Schicksal! Ohne den Unfall hätte ich niemals diese beiden wunderbaren Menschen kennengelernt!" „Paddy, versteh mich bitte nicht falsch, aber du bist ziemlich oft im Krankenhaus! Um genau zu sein, jeden zweiten Tag! Du bist gut gelaunt und siehst glücklich aus wenn du zurückkommst! Das finde ich auch richtig klasse! Ich weiß nicht, wann ich dich das letzte Mal so glücklich gesehen habe. Aber versuchst du so, Joelle zu vergessen? Oder ist da wirklich mehr? Clara gegenüber wäre es nämlich nicht fair! Sie scheint wirklich eine besondere Person zu sein was du so von ihr erzählst und hätte es nicht verdient, so ausgenutzt zu werden!" „Joey, I don't know what to you! Ich kann einfach nicht aufhören an sie zu denken!" gab ich verzweifelt von mir. „You fell in love with her, don't you?" fragte Joey mich. Ich dachte kurz darüber nach, ob ich es Joey wirklich sagen sollte, aber nickte dann vorsichtig. Ich hörte Joey laut ausatmen. „Damn, Paddy!" „She's a fan since 1995!" gestand ich ihm. Joey schaute mich überrascht an. „Oh wow, really?" „But I didn't notice anything about it during the rescue operation! Erst ihre Tochter sagte mir, dass sie mich kennen würde und dass Clara mich mag." Bei dem Gedanken, wie Larissa mir gegenüber stand und mit ihrer kindlichen Ehrlichkeit darüber gesprochen hatte, als wäre es das normalste auf der Welt, musste ich ein wenig schmunzeln. „Clara sagte, dass sie sich mir nicht aufdrängen wollte. Und das glaube ich ihr auch! Sie ist wirklich nicht wie manch andere Fans, die mir auf Schritt und Tritt folgen, und an jedem Ort, an dem sie mich treffen weil sie mir hinterher reisen, wieder ein Foto mit mir machen wollen. Ich hab irgendwie das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart richtig wohl. Manchmal hab ich sogar das Gefühl, dass ich mich in ihrer Gegenwart wohler fühle, als ich es mich bei Joelle gefühlt habe." „Well then Paddy maybe you should try it!" Ich sah ihn an. „Paddy, you deserve someone who will be honest with you, who will respect you. Someone who will treasure your heart. Someone who will never abuse your trust and who will cherish you. You deserve someone who will stand there, hold you in their arms after a fight, and will never leave you, no matter how hard things can get. You deserve someone who's real and loyal. Never settle for less!" Er machte eine kurze Pause und ich ließ seine Worte auf mich wirken. Es war so unbeschreiblich, denn ich war felsenfest davon überzeugt, dass Clara dieser Mensch war. Ich war selbst darüber überrascht, wie schnell ich bereit war, mein Herz an eine andere Frau zu verlieren. „But you should get divorced first! After that you're free again!" Und wieder holte er mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
Joey hatte verdammt nochmal Recht. Ich sollte erst einen Schlussstrich unter meine gescheiterte Ehe mit Joelle ziehen, bevor ich mich in eine neue Beziehung stürzte. Und um diesen Prozess ins Rollen zu bringen bedeutete, dass ich mit ihr reden musste. Dabei war sie momentan die letzte Person, die ich sehen wollte. Aber der Versuch, den Konflikt zu vermeiden, schafft das richtige Problem. Es tat immer noch so verdammt weh. Jedoch merkte ich so langsam, dass der Schmerz der Gleichgültigkeit wich. Doch war das auch wirklich das, was ich wollte? War Joelle mir mittlerweile wirklich so egal? Was war, wenn die Gefühle, die sich bereits für Clara in mir entwickelt hatten, nur von kurzer Dauer waren? Und was, wenn sie meine Gefühle nicht erwidern würde? Doch je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Entschluss, dass nicht Clara der Grund war, dass ich die Ehe mit Joelle nicht weiter führen wollte, sondern der ungemeine Vertrauensbruch, den Joelle mir gegenüber begangen hatte. Seitdem ich Larissa kennengelernt hatte, hatte mein Wunsch, ein eigenes Kind zu haben nochmal mehr an Bedeutung gewonnen. Und mit Joelle war dieser Wunsch definitiv nicht mehr zu verwirklichen. Die Gefahr, nach der Trennung von Joelle sowohl ohne eine neue Partnerin als auch ohne Kind ganz alleine zu sein, war natürlich verhältnismäßig groß. Aber besser ein Leben alleine als mit jemanden weiter verheiratet zu sein, der einen nicht mehr den nötigen Respekt und das Vertrauen entgegen brachte.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und atmete nervös aus. Joey beobachtete mich. Verdammt, er wusste sicherlich genau was gerade in mir vorging. Er kannte mich einfach zu gut. „Weiß Clara schon von deinen Eheproblemen mit Joelle?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben bisher kaum ein Wort über Joelle gesprochen! Einmal ging es um Boe und sie hat mich ganz am Anfang mal gefragt, warum ich euch alleine besuche! Hatte es aber direkt akzeptiert, dass ich nicht darüber reden wollte. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte sie gebeten, mir etwas Zeit zu lassen und ich würde es ihr später erklären!" „Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um ihr zu sagen, dass deine Ehe gescheitert ist und du nun noch ein klärendes, abschließendes Gespräch mit Joelle suchst und dafür einige Tage nach München fahren wirst. Wofür auch immer du dich entscheidest, Paddy, sorge dafür, dass es dich glücklich macht! Und egal was du tust, laufe niemals dahin zurück, wo du kaputt gegangen bist! Du weißt, dass du hier jederzeit willkommen bist. So lange, bis du was für dich gefunden hast! Lass dir von Clara ihre Nummer geben und wenn du eine Entscheidung getroffen hast, meldest du dich einfach nochmal bei ihr. Es wird sich dann zeigen, was sich zwischen euch entwickeln wird. Du solltest nur nicht zu viel Hoffnung in die Sache stecken, damit du am Ende nicht zu sehr enttäuscht wirst. Lass das einfach auf dich zukommen. Aber wenn du dich wirklich von Joelle trennen willst, dann suche ganz schnell das klärende Gespräch! Je mehr Zeit ins Land geht, desto schwieriger wird es werden!" „Du hast Recht! Ich werde morgen meine Sachen packen und auf dem Weg nach München nochmal ins Krankenhaus fahren und mit Clara reden." Joey klopfte mir ein paar Mal auf die Schulter und nickte mir ermutigend zu. Ich war irgendwie nervös, atmete laut aus und fuhr mir mit der Hand nervös durch die Haare. „Hey, du erzählst ihr morgen nur, dass deine Ehe gescheitert ist. Du trittst nicht mit ihr vor den Traualtar. Leg dich schlafen, du solltest morgen fit sein für die Fahrt." „Danke, Joey! Danke für das Gespräch!" Er nickte nur stumm. Wir tranken unser Bier aus und gingen zu Bett.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, damit wir alle zusammen frühstücken konnten. Tanja hatte mir eine Tüte mit Reiseproviant fertig gemacht, wofür ich mich bei ihr bedankte. Nach dem Frühstück begleitete Joey mich zu meinem neuen Auto. „Das wird schon! Melde dich, wenn du angekommen bist!" „Mache ich! Wir sehen uns dann am Samstag wieder! Und danke schon mal, dass ich bei euch unter kommen kann! Ich hoffe, ich finde schnell was Eigenes!" „Alles gut! Du kannst so lange hier bleiben wie du möchtest, wir haben doch genug Platz! Gute Fahrt und fahr vorsichtig!" Ich stieg ins Auto und fuhr zum Krankenhaus. Je näher ich dem Krankenhaus kam, desto nervöser wurde ich.
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Niemand tritt durch Zufall in dein Leben
FanficEin Testergebnis zerstört das perfekte Glück von Michael Patrick Kelly. Um in Ruhe nachzudenken, beschließt er seinen Bruder Joey zu besuchen und begegnet Clara mit ihrer Tochter Larissa. Ist Clara die Frau, die sein Glück wieder perfekt machen kann...