Was tut ihnen leid?

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Tom

Ich schaue die Krankenschwester an. Sie schaut auf den Boden. Mein Blick wird glasig durch die Tränen die sich bilden. ,,Mr. Hartsten." Es war so klar, dass er zuerst gerufen wird. Richard steht neben mir und schaut die Krankenschwester erwartungsvoll an. ,,What happened to her? Is she still alive?" Richard ist genauso aufgebracht wie ich. Meine Beine fühlen sich an, als würden sie jeden Augenblick unter mir wegknicken. ,,We are sorry..." die ersten Worte der Krankenschwester... es tut ihnen leid? WAS TUT IHNEN LEID? Ich kralle meine Finger in Bills Armbeuge, sein Puls beruhigt mich. ,,She didn't make it" ich höre die Worte schon vor mir. Ich breche zusammen und komme nie wieder hoch. 
,,Wir mussten sie ins Koma versetzen, sie ist kollabiert. Dem Kind geht es nach wie vor gut" sagt sie auf Englisch.  ,,OH MEIN GOTT SIE LEBT" Ich lasse meine Tränen freien Lauf und falle Bill um den Hals. ,,Bill sie lebt. Sie lebt" Ich weine so sehr wie ich noch nie geweint habe. Vor Freude. Ich hatte so Angst, dass sie es nicht schafft. Während ich versuche wieder klaren Atem zu fassen höre ich wie Richard sich bei der Krankenschwester bedankt und frägt wie ihr aktueller Zustand denn sei. Sie liegt im künstlichen Koma, da ihr Körper zu Schwach ist im Moment. Die Ärzte können nicht sagen, wann sie wieder wach wird, bestätigen aber, dass ihr Zustand jetzt besser ist als vorher. Ihrem Körper tut das Koma gut, da er sich jetzt komplett entspannen kann.
Auch wenn sie nicht wach ist, bin ich erleichtert. Sie lebt und es sieht besser aus als vor ein paar Stunden noch. ,,Can we go to her now?" ,,Yes, but you have to be quiet. She needs a lot of peace and quiet." Die Krankenschwester verlässt uns wieder, nachdem sie uns noch gesagt hat in welchem Zimmer Victoria liegt. Richard muss sich erstmal hinsetzen. Auch wenn diese Nachricht an sich positiv war, heißt es nicht, dass es einen nicht trifft. ,,Richard sie lebt" Richard schenkt mir ein Lächeln und ich sehe, dass auch er ein paar Tränen in den Augen hat. Er steht auf und nimmt mich in den Arm. Ich erwiedere die Umarmung, auch wenn ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. ,,Danke, dass ihr beide da seid, wirklich."

Wir stehen zu dritt vor der Tür, hinter der Victoria liegt. ,,Geh du zu erst Tom" sagt Richard. Ich schüttel den Kopf. ,,Nein sie ist immer noch deine Tochter. Ich bestehe darauf, dass du als erster gehst." Er öffnet die Tür, geht rein und schließt sie leise wieder. Wir haben uns drauf geeinigt, jeweils nur alleine das Zimmer zu betreten, da wir wirklich leise sein wollen. Bill und ich sitzen also auf der Sitzbank im Gang und warten darauf, dass Richard wieder raus kommt.
,,Hats du eigentlich was Mama und Gorden erzählt, als du gegangen bist?" frage ich Bill. ,,Ich habe nur kurz gesagt, dass Victoria einen Unfall hatte. Und halt, dass du meine Unterstützung gut gebrauchen kannst." ,,Das stimmt Bill. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Danke" ,,Tom ich bin immer für dich da, das weißt du."
,,Vielleicht sollten wir aber mal zuhause anrufen, damit sie wissen, wie der aktuelle Stand hier ist." ,,Ja das sollten wir machen." Bill schaut auf seine Uhr. ,,Bei ihnen ist ungefähr halb 5, ich denke auch wenn Silvester ist, sind sie schon im Bett." ,,Oh stimmt, ich hab schon wieder vergessen, dass Silvester ist." ,,Macht nichts, bie uns dauert es ja auch noch etwas." Da hat Bill recht. Bei uns ist es gerade mal halb 8.
Wir verweilen noch ein wenig auf unseren Plätzen, dann kommt Richard aus Victorias Zimmer. ,,Tom du kannst rein" ich stehe langsam auf und gehe auf ihr Zimmer zu. Das erste Mal, dass ich sie wieder richtig sehen und berühren kann.
Ich öffne die Tür und gehe rein. Erst als ich die Tür wieder zu mache drehe ich mich zu ihrem Bett um.

Sie liegt, wie schon im Intensivzimmer, mit geschlossenen Augen im Bett. Weiterhin stehen um sie herum Geräte, die leichtes regelmäßiges Piepen von sich gibt. Ihr Herzschlag...
Ich gehe auf ihr Bett zu und ich bekomme Tränen in die Augen. Es tut mir unfassbar weh sie so zu sehen. Rechts neben ihrem Bett steht ein Stuhl auf dem ich Platz nehme. Erstmals schaue ich sie nur an, dann greife ich ihre Hand. Sie ist kalt und bewegt sich nicht von selbst. Ich umfasse sie mit meiner Hand und streichel ihr über ihren Handrücken. Eine Träne fließt meine Wange hinunter und tropft auf ihre Hand. ,,Es tut mir so unfassbar leid meine Süße. Ich wollte das nicht, ich würde alles dafür tun um es rückgängig zu machen. Du schaffst das, Ok? Für mich und unser Kind. Ich brauche dich doch" meine Tränen laufen stärker übers Gesicht und mein Griff um ihre Hand wird intensiver.
Ich lasse sie los und stehe ruckartig auf. Ich stelle mich ans Fenster und schaue hinaus. Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen... Ich wische mir mit meiner Hand über die Augen. Ich reiße mich wieder zusammen und drehe mich wieder zu ihrem Krankenbett um. Diesmal bleibe ich neben dran stehen. Meine Hand lege ich vorsichtig auf ihren Bauch. Ich beuge mich vor und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich liebe dich mehr als alles andere. Lass mich bitte nicht alleine" ich verlasse ihr Zimmer und gehe schnurstracks an Bill und Richard vorbei. Ich muss einfach kurz an die frische Luft, außerdem möchte Bill auch noch zu ihr. Er ist ihr bester Freund.

Endlose Liebe, von Tom Kaulitz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt