Kapitel 59

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So grausam es war, wenn man vom Wecker geweckt wurde, an diesem Morgen fühlte ich mich zu wohl, um genervt zu sein. Die beiden Arme die um mich gelegt waren, drückten mich fester an sich. Es war kuschelig warm und der Geruch war himmlisch.

Dieses Erwachen könnte es gerne öfters geben.

In einer rauen Morgenstimme sagte Adam: "Ich habe den Wecker früher gestellt, damit wir vor der Schule noch bewusst miteinander kuscheln können." Einen Arm löste er um mich, damit er den Wecker seines Handys ausschalten konnte. Ich war zwar noch verschlafen, aber mein Hirn arbeitete bereits, weshalb ich fragte: "Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir früher aufstehen, um weniger Stress zu haben?"

Er drehte sich mir zu, um mich wieder fest zu umarmen. "Ich bin dafür, dass wir kuscheln. Anschließend haben wir denselben Stress wie letztes Mal." Um ihn auch mit beiden Armen umarmen zu können, legte ich sie um seinen Hals, was ihn dazu veranlasste mich noch näher an sich zu ziehen. Meine Nase kuschelte ich in seine Halsbeuge und flüsterte: "Ok, das klingt wundervoll."

Es war zu herrlich, da könnte sich niemand vom anderen lösen. Und ihm erging es scheinbar gleich.

Die restliche Welt ignorierte ich vollkommen. Alles andere konnte mir egal sein. Wir befanden uns in einer rosaroten Blase, welche die Realität fern hielt.

Ich atmete seinen herrlichen Duft ein und er flüsterte: "Wir haben heute zur selben Uhrzeit Schulschluss." Die Anspielung verstand ich, weshalb ich genauso leise fragte: "Was willst du machen?"

"Hm. Ich bin noch leicht verschlafen, gib mir Zeit darüber nachzudenken." Ich musste leicht lachen und antwortete: "Wir könnten auch einfach mal nichts tun und faul sein."

"Ja, das klingt nach einem guten Plan."

Danach verfielen wir in Stille und ich genoss die letzten paar Minuten, die wir zu zweit hatten.

Da kam es viel zu schnell, dass der Wecker ein zweites Mal klingelte. Adam gab ein Seufzen von sich und erklärte: "Das ist mein üblicher morgendlicher Wecker." So ungern ich es tat, aber ich löste mich von ihm und setzte mich auf. "Dann müssen wir aufstehen."

"Leider."

Ich rückte zum Bettrand und Adam setzte sich auf, um sich zu strecken. Während ich aufstand, fragte ich mich was zur Hölle das sollte. Eigentlich hatte ich Abstand halten wollen. Dann kuschelte ich die ganze Nacht mit ihm. Am Morgen hing ich mich sogar ganz an ihn.

Offensichtlich hielt ich mich nicht an meine Vorsätze.

Dabei würde mit dem zukünftigen Alpha alles so unglaublich kompliziert werden. Das konnte ich als letztes gebrauchen.

Adam sollte seine Luna suchen. Falls er mich in Betracht zog, sollte er die Idee verwerfen. Ich konnte unmöglich einen derartigen Job machen. Das war mir eine Nummer zu groß.

Ich ging hinüber zu seinem Kleiderschrank und blieb in meinen Gedanken gefangen.

Ich hatte keinen Mate gewollt, ansonsten wurde ich nur noch mehr gehasst, weil man mir anhängen würde so wie meine Mum zu sein. Obwohl das bei einem Alpha unmöglich war. Theoretisch musste ich dann keine Bedenken haben.

Ich öffnete beide Schranktüren und durfte wählen. Wie ich die Entscheidung, was man anziehen sollte, hasste. Jedes Mal wieder überlegte man ewig. Diesmal noch mehr, weil es Adams Sachen waren. Seinen Lieblingspullover wollte ich nicht auswählen.

Den Pulloverstapel starrte ich nur an, weil meine Gedanken abwanderten. Es war eigentlich vollkommen sinnlos über so etwas nachzudenken. Immerhin hatte Adam mit Stacy eine Beziehung geführt, obwohl er wusste, dass er sie nicht als Luna wollte. Also war das mit uns auch nicht zu ernst gemeint.

Aber genau das wollte ich auf keinen Fall. Wenn ich schon etwas Ernstes einging, dann richtig. Ich wollte nichts mit Ablaufdatum.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als mir von hinten zwei Arme umgelegt wurden. "Über was denkst du so angestrengt nach?"

Über dich. Über alles was dich involviert. Wie ernst dir das ist. Wieso zur Hölle du dir so viel Mühe gibst.

Das war meine gedankliche Antwort, die ich niemals laut aussprechen würde. Ich gab lediglich ein Räuspern von mir.

Falls er mich tatsächlich als mögliche Luna in Betracht zog, machte mir das eine verdammte Angst. Es war nämlich schwierig einen Alpha abzulehnen. Wenn der Wolf eines Alphas sich erst mal entschieden hatte, war er wie besessen von der Person. Und das war mir klar.

In einer anderen Situation hätte ich mich sicherlich angespannt und wäre dem Stress verfallen. Aber in dieser nicht. Adam hatte beide Arme fest um mich gelegt, was mich beruhigte. Seine Nähe und Wärme schafften das. Ein Kuss auf meinen Kopf brachte mich beinahe um so süß war das. Einfach die allgemeine Art wie er mit mir umging.

"Heute soll es wärmer werden. Das solltest du bei der Kleiderwahl berücksichtigen." Dann war ein Hoodie ungeeignet. Außer es wäre ein dünner, trotzdem könnte mir damit zu warm werden.

Wenn er mir schon die freie Wahl ließ, deutete ich auf ein Karohemd. "Ein Hemd könnte ich als Kleid nötigen."

"Ja, was auch immer du willst."

Um es mir zu erschweren ließ er seine Arme um mich, während ich das Hemd vom Kleiderbügel nahm. Es war in blau mit einem weißgrauen Karomuster. "Ich werde es versuchen, danach entscheide ich mich."

Die Ärmel könnte ich hoch krempeln und die Knöpfe ganz unten nicht schließen, um einen Knoten zu machen. Es war vorstellbar, dass das gut aussehen würde.

Ich lehnte meinen Kopf zurück an seine Brust und flüsterte: "Wir sollten längst im Stress sein und uns für den Tag vorbereiten."

"Hm." Mehr sagte er dazu nicht und hielt mich weiterhin fest. Sein Verhalten ließ mich schmunzeln, weshalb ich vorschlug: "Wie wäre es, wenn wir uns noch eine Minute nehmen? Danach beginnt der Stress."

"Das klingt nach einem fairen Deal."

Und später würde ich mir für diese Idee selbst ins Gesicht schlagen. Sobald mich die Realität richtig eingeholt hatte und ich bei vollem Verstand war. Nur für den Moment schob ich den Ernst des Lebens beiseite.

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