Kapitel 54

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Den Sonntag hätte ich zu gerne in meinem Bett verbracht, allerdings hatte ich den bereits am Freitag meinen besten Freunden versprochen. Deshalb zwang ich mich am Vormittag aus dem Bett.

Liz wollte zu einem nahegelegenen See fahren. Da wir nicht mehr gemobbt wurden, wollte sie es an öffentliche Orte wagen, die eventuell von Mitschülern besucht wurden.

An sich war ich nicht so scharf drauf, aber den Gefallen tat ich ihr. Bei Luke war es dasselbe.

Obwohl man anmerken musste, dass unsere beste Freundin allgemein das Schwimmen liebte. Trotzdem war ich gespannt, ob sie es überhaupt ins Wasser wagte. Tiefe Gewässer konnten verdammt kalt sein.

Gleich nach dem Mittagessen wurde ich von Luke abgeholt. Die Temperatur war grenzwertig für ein kurzes Kleid, weshalb ich eine Jeansjacke darüber trug. Lediglich in der puren Sonne würde man es im Bikini aushalten.

Ich hatte mich gerade mal die Autotür geschlossen, schon fragte Liz: "Was war jetzt gestern? Ich brauche den detaillierten Bericht." Während ich mich anschnallte und Luke losfuhr, antwortete ich: "Ich hab nur ein bisschen mit Adam gequatscht und fertig."

Es war alles viel zu kompliziert, wie ich Menschen davon erzählen sollte. Teilweise konnte man die wichtigsten Punkte nicht ansprechen. Es war alles andere als einfach.

"Geht es etwas genauer?" Ihr genervter Blick war verständlich. Logischerweise wollte sie mehr Infos. "Na, er hat sich entschuldigt und fertig."

Sie hatte eine wesentlich mildere Story gehört. Und zwar, dass Adam mich mit Hayden und Marine gesehen hatte. Er hat sich eingemischt mit Zane an der Seite. Liz dachte nun, dass Zane ein Drama eines großen Bruders abgezogen hatte und Adam ihm als bester Freund Beistand.

Erwartungsvoll sah sie mich an und fragte: "Dann hast du ihm verziehen?"

"Im Grunde schon." Ich ahnte es, weshalb ich anmerkte: "Zane auch."

Dabei konnte mein Bruder absolut nichts dafür. Er hatte nur für die menschliche Version eine größere Rolle erhalten, ansonsten hätte es keinen Sinn ergeben. Immerhin wussten sie nichts von inneren Wölfen, allgemein einem Rudel oder den Territorien. Da hatte ich meinem Bruder praktisch genauso an den Pranger stellen müssen.

Dieses verfluchte Gesetz, dass Menschen kein Wissen über Werwölfe haben durften. Die ganzen Lügen waren eine Belastung. Vor allem, weil es meine besten Freunde waren.

Luke nickte zufrieden und meldete sich zu Wort: "Sehr gut. Adam hat es gut gemeint. Ihm kann man unmöglich jemals böse sein." Wenn er nicht fahren würde, hätte er es verdient von mir durch geschüttelt zu werden. Vielleicht hörte er dann auf, derart im Team Adam zu sein.

Um davon abzukommen, fragte ich: "Wie war euer Tag gestern?" Luke zuckte mit den Schultern. "Ich habe gezockt und am Abend kam Liz." Sie hingegen stöhnte genervt. "Meine Eltern haben ja spontan einen Ausflug geplant. Sie stritten fast die ganze Zeit. Das Hauptproblem war die Schuhwahl meines Dads. Er trug normale Turnschuhe und keine Wanderschuhe." Sie schlug sich mehrfach die Hand gegen die Stirn, um ihre Gefühle zu verdeutlichen. "Sie sollten sich endlich scheiden lassen. Ich sehne mich nach diesem Tag."

Ich nahm ihre Hand und drückte sie leicht. "Wenn du willst, dann kannst du heute bei mir schlafen. Es wäre eine kleine Pause." Sie schenkte mir ein leichtes Lächeln. "Danke, das weiß ich zu schätzen. Aber in meinem Zimmer habe ich Ruhe. Mit den Kopfhörern in den Ohren, halte ich mir jegliches Geräusch fern."

Danach verkniff sie sich schon ein Lachen, was darauf hinwies, dass es sie nicht ganz so schwer traf. Langsam fand sie sich damit ab, dass die Ehe ihrer Eltern praktisch gescheitert war. Wie Liz selbst sagte, sie ersehnte die Scheidung.

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