Die Mittagspause machte mich ganz unruhig. Den Vormittag lang hatte ich mir über Adam den Kopf zerbrochen. Nahezu die ganze Zeit musste ich an dieses männliche Wesen denken.
Bei all den Umständen wäre es sinnvoll, wenn ich das beendete. Es war auf Dauer sinnfrei. Ich wusste nicht mal, ob ich in diesem Rudel bleiben würde. Vielleicht wechselte ich, dann war ich auf ewig von hier verschwunden. Außerdem brauchte Adam sowieso eine Luna, das war notwendig bei seiner zukünftigen Aufgabe. Niemand könnte das alleine schaffen.
Liz verstand meine Beweggründe, nur Luke hielt sich ganz raus. Zumindest über den menschlichen Part konnte ich mit ihnen reden.
Die Mensa betraten wir zu dritt und ich musste es zwanghaft unterdrücken nach Adam Ausschau zu halten. Nur zu gerne hätte ich einen kurzen Blick auf ihn erhascht.
"Selena?"
Sofort blieb ich stehen und sah in die Richtung. Es war Adam, der neben der Tür stand und scheinbar auf mich gewartet hatte.
Luke hörte ich sagen: "Wir gehen schon mal vor." Ich hätte ihm ja geantwortet, allerdings hatte ich mich längst in diesen wunderschönen blauen Augen verloren. Wie von alleine ging ich auf ihn zu und sagte leise: "Hi Adam."
"Keine Sorge, ich will dich nicht deinen Freunden entreißen. Aber ich wollte dich wenigstens kurz gesehen haben." Meine vorherigen Vorsätze rückten in den Hintergrund und wurden mir gleichgültig. Mit seiner Art schaffte er das innerhalb von Sekunden.
Er nahm meine Hand und zog mich langsam zu sich. "Ich habe dich vermisst." Bei seinen Worten fing mein Herz schnell zu schlagen an und das Kribbeln in meinem Bauch wurde stärker.
Einen Funken Vernunft gab es noch in mir, weshalb ich leicht verzweifelt flüsterte: "Hör auf so süß zu mir zu sein." Adam hob seine zweite Hand und streichelte mir sanft über die Wange. "Warum?"
Für dieses Gespräch befanden wir uns an einem unpassenden Ort. Das war meine Ausrede, warum ich ihn nicht zurückwies.
Ich lehnte mich in die Berührung und antwortete: "Lass uns später darüber reden." Damit hatte ich es in Stein gemeißelt, dass ich mich diesem Gespräch stellte. Es war auch längst Zeit dafür. Ich konnte nicht ewig die Augen davor verschließen.
Man konnte erkennen, dass sich Sorgen in ihm meldeten. Adam ahnte wohl, dass nichts Gutes folgen konnte.
Er nickte zur Tür und meinte: "Wir können nach draußen gehen."
Dachte er ernsthaft, dass ich ohne Vorbereitung bereit für dieses Gespräch wäre? Ich musste mich erst seelisch darauf vorbereiten. Das konnte ich unmöglich sofort tun.
Ich deutete in Richtung meiner Freunde und erklärte: "Ich werde erwartet. Jetzt ist es ungünstig."
"Wir würden nur kurz raus gehen. Danach kannst du gleich wieder bei ihnen sein."
Ich kratzte all meinen Mut zusammen und nickte. Dann brachten wir es eben hinter uns. Ich sollte das eiskalt durchziehen und klären. Danach hatte ich meine Ruhe und könnte mein Leben normal fortführen. Ohne Mobbing war es sogar ein schönes.
Wir setzten uns beide in Bewegung und steuerten den Ausgang an. Es war ein Gedränge, denn ich ging voraus und die Schüler wollten in die Mensa und nicht hinaus.
Mittlerweile regnete es, da war es verständlich, wenn man drinnen blieb.
Wir bahnten uns den Weg durch die ganzen Schüler. Ein paar waren uns Blicke zu, da wollte ich sicher nicht wissen, was sie dachten, wenn ich mit Adam alleine abhaute.
Zur Sicherheit nahmen wir nicht den nächstgelegenen Ausgang, sondern den darauffolgenden. So war Gesellschaft unwahrscheinlicher.
Adam hielt mir die Tür auf und mit einem Dank eilte ich nach draußen. Mein Hirn war wie leer gefegt seit wir die Mensa verlassen hatten. Keine Ahnung, wie ich anfangen sollte. Es war doch eine dumme Idee gewesen.
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Undesirable
Manusia SerigalaEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...