Kapitel 60

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Dank dem langen Kuscheln, hatten wir wirklich Stress. Dennoch schafften wir es pünktlich aus dem Haus, bis zur Schule.

Adam parkte auf seinem üblichen Platz und heute versuchte ich meine Nervosität zu ignorieren. Es würde alles gut gehen, jegliche innere Hektik war unnötig. Der Morgen war zu schön gewesen, um ihn mir verderben zu lassen.

Der Wagen kam zum Stillstand und ich sah nochmal hinüber zu Adam. "Ich vermute du gehst gleich zu Alicia. Deshalb danke ich für die Gastfreundschaft." Eine so simple Verabschiedung fühlte sich zwar falsch an, aber mir fiel keine bessere ein. Er schüttelte mit dem Kopf und erklärte: "Alicia ist noch nicht mal hier und kommt an meinem Wagen sowieso vorbei."

Unwillkürlich musste ich lächeln, denn auch ich durfte warten. Zane war erst auf dem Weg und meine Schultasche brauchte ich.

"Dann warten wir gemeinsam." Mit diesen Worten schnallte ich mich ab und machte mich daran auszusteigen. Adam fragte noch: "Treffen wir uns vor der Motorhaube? Dann kann ich Alicia nicht verpassen."

"Geht klar."

Ich war schon ausgestiegen und schloss hinter mir die Autotür. Ich ging nach vorne und blieb Mitte der Motorhaube stehen. Adam kam fast zeitgleich an und sah an mir hinunter. "Meine Sachen stehen dir wirklich verdammt gut."

Wir blieben einander zugewandt und diesmal wagte ich es, mit meiner Hand seine zu nehmen. Diese simple Berührung war ein kleines Hochgefühl und das Kompliment freute mich natürlich genauso.

"Danke."

Ich machte einen kleinen Schritt näher zu ihm, was ihn lächeln ließ. Die ganzen Schüler um uns herum ignorierte ich vollkommen. Ich konzentrierte mich auf den Mann vor mir. Alles andere konnte mir egal sein.

Adam flüsterte: "Das wird ein verdammt langer Schultag ohne dich." Ich nickte leicht und war ganz gefangen von seinen blauen Augen. "Ja, das wird es." Ich wagte einen weiteren kleinen Schritt auf ihn zu, so berührten wir uns fast. Genauso leise wie vorhin, sagte er: "Du bist zu süß." Falls er unsere Nähe meinte, war es im Grunde wie sonst. Nur mit dem Unterschied, dass normalerweise er dafür sorgte, dass wir uns so nahe waren.

Um das Ende des Schultages geklärt zu haben, fragte ich: "Sollen wir uns nach Unterrichtsschluss bei deinem Wagen treffen?"

"Ja, ich zähle die Stunden." Ich wurde zu einer Pfütze bei ihm, dennoch fiel mir eine Antwort ein: "Und ich die Minuten."

Plötzlich landete meine Schultasche neben meinen Füßen. Mein Blick schnellte dorthin und anschließend nach oben zu Zane. "Nur als Information, es sind wirklich nur ein paar Stunden und nicht Monate oder Jahre. Ihr überlebt das. Ich glaub an euch." Danach wandte er sich ab und ging in Richtung Schule.

Gut, vielleicht hatten wir etwas übertrieben. Allerdings war ich im Moment gefangen gewesen. Adam machte mir klares Denken schwer. Ich ihm scheinbar genauso.

Ich rief meinem Bruder noch nach: "Danke für die Tasche!" Er zeigte mir den Daumen oben nach hinten und eilte weiter.

Als nächstes kam schon Alicia, die dieselbe Strategie wie Zane anwandte. Sie warf die Tasche neben Adams Füße und sagte mit einem breiten Lächeln. "Guten Morgen, Selena. Du hast meinen vollen Respekt, dass du meinen großen Bruder erträgst." Wie man Geschwister kannte, hatten sie nicht immer den liebevollsten Umgang miteinander. Aber wenigstens mir gegenüber war sie sehr freundlich. Ich kam nicht dazu etwas zu antworten, denn Adam antwortete genervt: "Alicia, geh einfach. Belästige jemand anderen." Lachend ging sie davon und Adam schenkte mir wieder seine volle Aufmerksamkeit. "Wir sollten zukünftig auch sie ignorieren."

Ich konnte selbst nicht anders wie zu lachen. Auch wenn das den Moment zerstört hatte, war es witzig wie Geschwister manchmal einander behandelten.

Ich ließ seine Hand los und hob meine Tasche auf. Es war sowieso an der Zeit zu gehen. Die Unterbrechungen hatten uns einen Gefallen getan.

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