Den Nachmittag hatte ich mit Liz verbracht. Gemeinsam hatten wir die zwei Stunden tot geschlagen, die mein Bruder länger Unterricht hatte. Erst als er nach Hause kam, war meine beste Freundin gegangen.
Da Zane noch Hunger hatte, musste ich warten. Meine Ungeduld versuchte ich zu verbergen. Ansonsten würde er sich fragen was falsch lief. Normalerweise hasste ich das Rudelhaus und heute wollte ich unbedingt dorthin. Eigentlich war ich kaum zu halten.
Um meine echten Emotionen zu verbergen, blieb ich auf meinem Zimmer. Wenn Zane mich nicht sah, konnte er nicht wissen wie genervt ich war, weil er so lange brauchte. Meine Zimmertür stand offen, da ich es hören wollte, sobald er die Küche verließ.
Vermutlich war nicht viel Zeit vergangen, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Das war der Grund, warum ich aus meinem Zimmer eilte. Das Erdgeschoss hatte ich bald erreicht und wollte schon nach hinten zur Küche gehen, allerdings trat Zane gerade auf den Gang.
Um nicht zu verdächtig zu sein, fragte ich in einer normalen Tonlage: "Wann willst du los? Bald? Wir sollten nicht ewig trödeln." Er blieb stehen und musterte mich. Bei seinem Verhalten wurde ich nervös, weshalb ich meine Arme verschränkte und eine Augenbraue hob.
Es dauerte noch einen Moment bis Zane sich wieder in Bewegung setzte. "Wie aus dem Nichts freust du dich auf das Rudelhaus. Ich erinnere mich noch gut daran, dass du das letzte Mal sogar im Auto warten wolltest." Er ging an mir vorbei zur Haustür hinüber. Ich folgte ihm gleich und erklärte: "Letztes Wochenende habe ich mich mit deinen Freunden angefreundet. Sie sind echt nett. Mit ihnen verbringt man gerne Zeit."
Wir zogen uns die Schuhe an und Zane murmelte: "Natürlich liegt es nicht an Adam alleine." Wie gedacht bewies er ausnahmsweise Hirn und konnte diese Schlussfolgerung ziehen. Ich versuchte mich an einem unschuldigen Blick, als ich fragte: "Warum an Adam alleine?"
"Ja, warum nur?" Der Sarkasmus tropfte fast schon von den Worten. Um das Thema zu beenden, hielt ich meine Klappe. Am Ende hatte er es sowieso kapiert, da war leugnen sinnfrei.
Wir machten uns auf den Weg zum Wagen und etwas verwunderte mich. Zane sagte genauso wenig etwas dazu.
Wo blieb sein Beschützerinstinkt? War er krank? Sollte ich ihn zum Arzt schleifen? Oder wäre ein Krankenwagen besser?
Sein Auto hatten wir bald erreicht und ich verdrängte die Unterhaltung. Dadurch konnte ich wieder Vorfreude empfinden. So gerne ich es leugnen würde, aber manche Gefühle waren schwer zu vertuschen.
Ich sah aus dem Seitenfenster und betrachtete die mir vertraute Gegend. Bevor ich mich meinen Gedanken hingeben konnte, fragte Zane: "Versprichst du mir, dass du es mir sagst, falls ich dir jemanden fern halten soll? Falls du vor jemanden Ruhe haben willst?" Ich wandte mich ihm zu, denn das war verwunderlich. Keine Ahnung, wie er darauf kam. Immerhin belästigte mich niemand oder ähnliches. Er merkte an: "Und das bei egal wem. Du stehst nämlich über allen. Wie ich es dir versprochen habe, werde ich immer auf dich aufpassen."
Das war lieb von ihm. Er hatte wohl Sorge, dass ich es nicht wagte dem zukünftigen Alpha ein Nein zu geben. Dabei freute ich mich aktuell ihn zu treffen. Und seiner vorherigen Aussage nach, war Zane das eigentlich klar. Seine aktuelle Ansage dürfte eine Vorsichtsmaßnahme sein.
Erst als er kurz zu mir sah, antwortete ich: "Ja, das verspreche ich dir. Und danke."
"Immer und das weißt du."
~~~
Adam Pov
Seit ein paar Minuten stand ich auf dem Parkplatz und beobachtete die Einfahrt. Theoretisch sollte Selena bald hier sein, da ich es nicht verpassen wollte, wartete ich draußen und nicht im Auto. Neben mir war eine freie Parklücke, die für Zane reserviert war.
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Undesirable
WerwolfEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...