Kapitel 55

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Die letzten Meter beeilte ich mich, weil ich keine Ahnung hatte, ob Adam direkt los gegangen war.

Am Ufer angelangt wurde ich von Kyle erwartet. "Hi Selena." Entweder war er ein Ablenkungsmanöver oder es war Zufall.

Ich stellte mich neben Kyle und sagte dabei: "Hi, sorry, ich muss weiter." Etwas leiser antwortete er: "Ich weiß. Wir wollten es nur authentisch für deine menschlichen Freunde machen, warum du plötzlich wie eine Verrückte los schwimmst."

Die Jungs dachten mit, dafür hatten sie Respekt verdient. Ansonsten hätte das bei meinen besten Freunden wirklich Fragen aufgeworfen.

"Danke." Mit diesem Wort machte ich einen weiteren Schritt. Entweder setzte ich mich an die Kante und wagte es nach unten oder ich sprang hinein.

Immer diese Entscheidungen.

Kyle hingegen hatte ganz einen anderen Plan. Er packte mich einfach und warf mich in den See, als hätte ich kein Gewicht. Der Mann zeigte keine Gnade. Mit einem Aufschrei landete ich im Wasser.

Der erste Moment war wie ein Schock. Die Kälte umhüllte mich, was die Wärme meines Körpers gänzlich vertrieb.

Ich tauchte auf und schnappte nach Luft. Kaltes Wasser brachte den Kreislauf in Schwung und belebte einen. Beides bekam ich aktuell zu spüren.

Kyle rief lachend: "Selena! Beeil dich! Loverboy ist fast am Ufer!"

Ich schwamm los und ignorierte ihn. Seine Ausrufe erreichten mich nicht mal wirklich. Die Flucht brauchte meine volle Konzentration. Mir war nur zu gut bewusst, dass Adam schneller war. Auch wenn wir das in menschlicher Geschwindigkeit durchziehen mussten.

Schließlich tauchte ich unter und versuchte damit schneller voranzukommen.

So tauschte ich zwischen schwimmen und tauchen ab. Kein einziges Mal schaute ich zurück und gelang immer mittiger in den See. Hier waren kaum Leute, da hatte man seinen Frieden und konnte ohne Hindernisse fliehen.

Allerdings hörte ich hinter mir den zukünftigen Alpha fragen: "Wann ist der richtige Zeitpunkt, um dir mitzuteilen, dass ich längst hinter dir bin?" Ich konnte einfach nicht anders als zu lachen. Die kleine Jagd hatte Euphorie in mir ausgelöst.

Ich hörte auf Adam davon zu schwimmen und drehte mich zu ihm um. Er war mir verdammt nahe. Ich zog eine Schnute, was mir kaum gelang, da ich zu sehr grinsen musste.

Adam meinte: "Trotzdem bist du sehr schnell. Respekt."

Mir fiel ganz etwas anderes ein, was ich ansprach: "Eigentlich schulde ich dir einmal ertränken." Man konnte erkennen, dass er ein Grinsen zurückhalten musste. "Hast du dir eine bessere Strategie überlegt?"

Kurz musste ich nachdenken, denn das war verdammt schwer. Der Überraschungsmoment war in dieser Situation keine Option mehr. Da musste ich kreativer werden.

Meine Gedanken sprach ich laut aus: "Unterzutauchen und dich am Fuß nach unten zu ziehen, dürfte nicht klappen. Außer du bist kitzelig." Ich hob fragend eine Augenbraue und er schüttelte mit den Kopf. "Nein. Ich muss dich enttäuschen."

"Hm. Der Methode vom letzten Mal spreche ich prinzipiell höhere Erfolgschancen zu, allerdings nur, wenn du mitspielst." Diesmal nickte er und hielt ein Lachen zurück. "Ja, so fair würde ich sein."

"Oh, das ist toll."

Vor allem wusste ich diesmal, was folgen würde. Dann war ich vorbereitet und würde nicht mit ihm untergehen. Ich musste nur früh genug von ihm ablassen.

Bevor Adam es sich anders überlegen konnte, schwamm ich nah genug zu ihm, was nicht mehr weit war. Meine Hände legte ich auf seine Schultern und stemmte mich nach oben, um ihn nach unten zu drücken.

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