Logan
Pünktlichkeit war normalweise einer meiner Stärken, aber nicht, wenn ich mich mit meinem Vater und Bruder traf. Mein Körper war voller Unlust geladen, als ich die Einfahrt zu der kleinen Villa hinauf fuhr. Von Sekunde zu Sekunde verstärkte sich dieses Gefühl und ich wollte am liebsten einen Rückzieher machen, aber ich rief mir ins Gedächtnis, wofür ich das Alles tat. Ich parkte direkt neben dem Auto von Jamie, wobei ich erkannte, dass er selber noch in dem Fahrzeug saß. Vorsichtig klopfte ich gegen seine Fensterscheibe, nachdem ich ausgestiegen war. Er sah genervt aus, als er blind das Fenster heruntergefahren ließ. Sein Blick klebte an dem Handy in seiner Hand.
„Was möchtest du?", er würdigte mir noch nichtmal einen Blick, sondern ließ diesen weiterhin auf sein Handy fixiert. „Soll ich auf dich warten?", fragte ich höflich nach, obwohl er das ganz und gar nicht verdient hatte. „Geh, ich muss noch etwas regeln", wies er mich an. „Freut mich auch dich zu sehen", murmelte ich kaum hörbar. Selbst wenn er es hätte hören könne, hätte er es wahrscheinlich noch nichtmal registriert.
Glücklicherweise konnte er nicht erkennen, dass ich meine Augen verdrehte. Skeptisch ließ ich meinen Blick über die weißen Stufen und Säulen gleiten. Nur von außen betrachtet protzte das Haus mit Geld. Geld, welches Dad absolut nicht zustand. Bevor ich die Klingel betätigen konnte, öffnete bereits ein Butler die Tür und ließ mich mit einer einladenden Geste eintreten.
„Ihr Vater erwartet Sie bereits im Esszimmer. Wenn Sie möchten kann ich in der Küche nachfragen, ob noch etwas vom Essen übrig ist", bot er mir in einem höflichen Ton an. „Nein, danke. Ich habe vorhin gegessen", lehnte ich ab im selben Tonfall ab.
In all den Jahren hatte ich noch nicht verstanden, warum Vater einen Butler benötigte, außer natürlich für seine Faulheit. Wenn er selber einen Finger krümmte, grenzte das bereits an ein Wunder, welches man am besten direkt der Presse meldete. Für mich war dieser Lebensstil ein Rätsel, denn mich reizte rein gar nichts daran. Man drückte seine Arbeit jemand anderem auf, während man selber nur dämlich herumsaß und sich nicht erfüllt fühlte. Mich machte es jedes Mal glücklich, wenn ich meine Ziele für den Tag erreichte, was diesen Besuch mit einschloss.
Ich schenkte dem Butler einen Mitleidigen Blick, als er sich an der Tür vom Esszimmer abwendete. Obwohl ich selten hier war, hätte ich gerne seinen Namen gewusst, um mich anständig zu bedanken. Leider wurden die Butler in diesem Haus wie Unterhosen gewechselt, wodurch ich wusste, dass sich die Nachfrage nicht sonderlich lohnen würde. Natürlich, wäre es höflicher gewesen, aber er war bereits gegangen. Vorsichtig schob ich die weiße massive Holztür zum Esszimmer auf. Dad saß am Kopfende, des Tisches, und sein Blick war erwartungsvoll auf mich gerichtet, eher gesagt auf die Tür. Ich vermutete, dass er als erstes mit Jamie gerechnet hatte. Seine Hände lagen ineinander gefaltet auf der verschnörkelten Tischdecke.
„Hallo Vater", begrüßte ich den alten Mann, für meinen Geschmack, viel zu förmlich. Auf seinen Lippen lag ein Schmunzeln, welches ich nur meinem Anzug zuschreiben konnte. Seiner Meinung nach sollte normale Kleidung verboten werden, was in meinen Augen völliger Schwachsinn war. Wenn ich bei der Arbeit nicht professionell aussehen wollen würde, würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen einzigen Anzug besitzen. Meine Chefin forderte zwar solche Kleidung nicht, aber ich empfand es als angebrachter bei Besichtigungen und Vertragsunterzeichnungen. „Setz dich, mein Sohn", forderte er mich auf, wobei er auf den Stuhl rechts von sich am Esstisch deutete.
Kaum hatte ich mich hingesetzt, betrat Jamie ebenfalls das Esszimmer. Ohne Umschweife nahm er gegenüber von mir platz. Der Stuhl schrammte leise über den Boden, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sein Handy aus der Hosentasche hervorholte. Normalerweise ignoriert er das Gerät, wenn wir uns zu dritt trafen, aber dieses Mal schien irgendwas seine vollständige Aufmerksam zu erlangen. Der Blick von Dad hatte etwas missbilligendes, was er gegenüber seinem älteren Sohn selten zum Ausdruck brachte. Leise, aber mit genügend Nachdruck räusperte er sich, was Jamie seinen Blick heben ließ.
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Zeit ist Geld
Teen FictionZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...