#28 Eifersucht

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Logan

Bevor ich zu Jordan fuhr, traf ich mich mit Marek. Freundschaftlich umarmten wir uns, als ich an den Tisch in der Bar heran trat. Der Geruch von günstigen Aftershave stieg mir in die Nase. Normalerweise störte mich dieser aufdringliche Geruch, aber dieses Mal verzauberte er mich. Ich nahm ihn zum ersten Mal bei ihm wahr und war direkt berauscht.

„Du weißt, dass ich bei Jordan war, oder?", fragte Marek unruhig nach, als wir uns hinsetzten. Man merkte, dass er selber nicht wusste, ob das eine gute Idee gewesen war. „Ja, weiß ich. Er hat es mir erzählt", sagte ich. „Er mag mich nicht, oder? Oder noch schlimmer, er glaubt mir nicht", wollte er wissen.

Beruhigend nahm ich seine Hände in meine. Sanft streichelte ich mit dem Daumen über seinen Handrücken. In den wenigen Monaten, in denen ich Marek kannte, hatte ich immer wieder gemerkt, dass er gemocht werden wollte. Er wurde schnell unsicher und panisch, wenn er das Gefühl hatte, dass genau das Gegenteil der Fall war. Bei völlig Fremden, die ihm direkt zu nahe kamen, war das nicht so, aber bei Freunden von Freunden. Sanft lächelte ich ihn an. Seine Nasenflügel bebten, als er mehrfach tief durchatmete.

„Jordan hat nicht angedeutet, dass er dich nicht mag. Er ist weiterhin für ein Treffen zu dritt", sagte ich. Überrascht weiteten sich seine Augen. „Dann sag mir einfach Bescheid", Marek versuchte ruhig zu bleiben, aber seine Hände zitterten leicht. Ich übte leichten Druck aus, damit er mir in die Augen schaute. „Versuch dir keinen zu großen Kopf zu machen. Ich bin mir sicher, dass er dich mögen wird, denn du bist liebenswert", versicherte ich ihm. „In Ordnung", murmelte er leise.

Erleichtert atmete ich aus. Er brauchte die Sicherheit und die gab ich ihm gerne, solange ich das konnte. Wenn ich genau das Gegenteil bei Jordan vermutet hätte, hätte ich solche Worte gar nicht ausgesprochen. Ich wusste, dass ich ihm die Angst nicht vollständig nehmen konnte. Bei mir hatte er die glücklicherweise nicht gehabt, da er an dem Abend mit ganz anderen Problemen gekämpft hatte. Selbst Monate später konnte ich nicht verstehen, wie man ihn versetzen und dann auch noch bedrohen konnte. Marek war nett, sympathisch, liebenswert und versteckte seine Emotionen nicht. Ich war mir sicher, wenn mein Vater nicht gewesen wäre, hätte ich ihn an jenen Abend nach einem Date gefragt. Aber trotzdem war ich glücklich, dass ich Jordan kennengelernt hatte, denn zwischen uns hatte sich mehr entwickelt als am Anfang geplant war.

„Ich fahre jetzt, wenn etwas ist, kannst du mir gerne schreiben oder mich anrufen", sagte ich, als ich aufstand. Marek stand ebenfalls auf, um mich nochmal zu umarmen, aber dieses Mal zum Abschied.

***

Leise betrat ich das Haus. Zoe hatte mir vor wenigen Minuten geschrieben, dass Jordan vorm Fernseher eingeschlafen war, aber ich gerne vorbeikommen konnte. Im Flur zog ich mir meinen Mantel aus und hing diesen an die Garderobe. Als ich im Türrahmen zum Wohnzimmer stand, hob Zoe stumm ihre Hand, um mich zu begrüßen. Jordan schnarchte leise vor sich hin, was mich schmunzeln ließ. Ich musste wiedersehen ihm die Haare aus der Stirn zu streichen, weil ich ihn sonst geweckt hätte. Ohne ein Wort zu sagen, setzte ich mich neben Zoe hin.

„Jordan hat sich heute viel aufgeregt", murmelte Zoe. Fragend schaute ich sie an, da er mir nicht geschrieben hatte. „Was ist passiert?", fragte ich nach. „Unsere Mutter ist seit ein paar Wochen in der Stadt. Heute Mittag war sie im Shop", erzählte sie mir. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, da ich die Frau nicht kannte. „Was wollte sie?", interessierte ich mich. „Geld", sagte sie.

Verstehend nickte ich, obwohl ich nichts verstand. Seit wann kamen Eltern zu ihren Kindern, wegen Geld, fragte ich mich. Obwohl sich für mich keine Sinnvolle Antwort fand, fragte ich nicht nach. Im Prinzip ging mich das rein gar nichts an. Es war nett, dass sie die Frage überhaupt beantwortet hatte und somit meine Neugier befriedigt wurde. Ich warf Jordan einen Seitenblick zu, wobei ich merkte, dass er seine Armschlinge trug. Jamie hatte mir irgendetwas, was ich mir nicht genau merken konnte, erklärt, dass die beim Schlafen zwingend angezogen werden musste. Aufgrund dessen rutschte ich zu ihm herüber und löste die Schlinge, wobei ich hoffte, dass ich ihn nicht weckte. Bisher hatte er immer einen recht tiefen Schlaf gehabt, aber ich wusste nicht, wie das auf der Couch war. Das Teil war eigentlich viel zu unbequem zum Schlafen, aber wenn man keine andere Wahl hatte, tat man es. Leise brummte Jordan, was mir verriet, dass mein Plan gescheitert war.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt