#3 Auktion

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Einen Monat später

Jordan

„Ich fühle mich unwohl dabei meine Aushilfe nach zwei Wochen alleine zu lassen", meinte ich, als ich mich im Spiegel betrachtete. „Die zwei Stunden wird Ray alleine zurechtkommen. Du hast ihn gut genug eingearbeitet", stellte Zoe fest, als sie neben mich trat. „Vielleicht sollte ich nochmal nach ihm schauen gehen", überlegte ich. „Hör auf Zeit zu schinden", ermahnte sie mich.

Leicht musste ich schmunzeln, denn sie kannte mich zu gut. Noch ein letztes Mal fuhr ich mir mit den Fingern durch meine dunkelbraunen Haare, bevor ich mir meinen Mantel von der Garderobe nahm. Mein restliches Outfit bestand aus einem weißem Pullover und einer schwarzen Jeans, die an den Knien Löcher hatte. Accessoires wie eine Armbanduhr oder einer Kette sah ich für die Auktion nicht als notwendig an. Pünktlich verließen wir das Haus, nachdem Zoe nochmal kontrolliert hatte, ob alle Lichter ausgeschaltet waren.

„Wenn es bei der Auktion nur Idioten gibt oder es dir viel zu blöd wird, hole ich dich liebend gerne früher ab", meinte Zoe, als wir in ihrem Auto saßen. Nach dem Prinzip hätten wir sofort wieder aussteigen können, aber den Kommentar verkniff ich mir. „Bei fünf Minuten pro Person kann zumindest nicht so viel Schwachsinn bei den einzelnen herauskommen", antwortete ich stattdessen.

Meine Hoffnung war, dass die Behauptung zumindest ein wenig auf den Abend zutraf. Mir wäre es nämlich peinlich, wenn ich meine kleine Schwester für so einen Schwachsinn anrufen müsste. Ihr war es lieber, wenn ich sie anrief, anstatt mir ein Taxi zu bestellen. Solange ich an meinem Ziel ankam, war es mir egal, wen ich dafür anrief. Da ich nicht wusste, wie viele Teilnehmer es gab, konnte ich mit ihr keine Uhrzeit abmachen, damit sie mich abholte. Ich wollte nämlich nicht sofort mit meinem auserwählten irgendwo hingehen, sondern erst in den folgenden Tagen. Meine Kraft reichte nur noch für die Gespräche und mir jemanden auszusuchen, auf den ich wahrscheinlich Unmengen an Geld setzte. Was das Aussehen anbelangte war ich nicht wählerisch, dennoch hatte ich meine Präferenzen, wie zum Beispiel kleiner zu sein als ich.

„Ich wünsche dir viel Spaß", ein Grinsen lag auf Zoes rot geschminkten Lippen. „Vielen Dank."

Flüchtig gab ich ihr einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Auto verließ. Mit langen Schritten lief ich auf das Gebäude, wo die Auktion stattfand, zu. Die Fassade war weiß gestrichen und das Vordach von steinigen Säulen gestützt. Kraftvoll drückte ich die massive Holztür auf, worauf mir leise ruhige Musik entgegenkam. Ein Mann, vermutlich Mitte dreißig, lächelte mich von seinem schmalen Podium aus an. Auf der Ablage lag ein Liste, mit Namen, welche man teilweise bereits abgehakt hatte.

„Ihr Name, Sir?", fragte er höflich nach. Ich hasste die Anrede, aber ich lächelte höflich. „Jordan Zambrano", antwortete ich. „Wie ich sehe, haben Sie sich für die gleichgeschlechtliche Auktion angemeldet. Der Saal ist am Ende des Flures auf der linken Seite. Ihr Tisch ist mit einer Karte, wo Ihr Name aufgedruckt ist, gekennzeichnet. Die Getränke, die Angeboten werden, sind kostenfrei. Sollten Sie Fragen oder Probleme haben, wenden Sie sich gerne an die Mitarbeiter", hielt er seinen Vortrag. „Ich danke Ihnen", höflich lächelte ich ihn an, bevor ich den zuvor genannten Saal aufsuchte.

Der Saal war mit mehreren Stehtischen, welche mit weißen Tischdecken bedeckt waren, gefüllt. An der rechten Seite, des Saales, befand sich eine kleine gepflegte Bar. Frontal war eine Bühne mit Sitzgelegenheit davor aufgebaut. Manche Männer hatten sich bereits an ihrem zugewiesen Tisch eingefunden. Optisch fiel mir keiner ins Auge, aber das war nicht schlimm, denn diese Männer standen nicht zur Versteigerung. Ich fühlte mich eher wie auf einer Gala anstatt einer Auktion. Manche hatte sogar einen Anzug angezogen, weswegen ich meine Kleiderwahl anzweifelte. Es war selten, dass ich nicht in dem passenden Outfit gekleidet war, wodurch ich frustriert war. An der Bar bestellte ich mir einen Rotwein, womit ich meinen Tisch aufsuchte. Die Tische bekamen noch eine weitere Kennzeichnung durch Zahlen, damit kein Chaos entstand.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt