Logan
Als ich mich am Morgen bei Jordan gemeldet hatte, hatten wir uns sofort für den Abend verabredet. Am Vortag hatte ich es nicht als schlimm empfunden, dass er nicht in eine Bar weiterziehen wollte, da ich mit der ganzen Situation noch immer nicht wohl fühlte. Trotzdem war ich froh, dass ich nicht direkt am Anfang des Auftrages alles vergeigt hatte. Wenn Jordan mich nicht ersteigert hätte, sondern jemand anderes, hätte ich nicht gewusst, wie ich sonst an ihn herangekommen wäre. Ich war sowieso überrascht gewesen, dass er nur auf mich gesetzt hatte und dann auch noch für zehn Tausend Euro.
„Ich schaffe das, erstmal ist das nur ein Date", sprach ich mir gut zu, als ich frisch geduscht vor meinem verspiegelten Kleiderschrank stand.
Da ich mir selber nicht glaubte, zögerte ich die Schranktüren aufzuschieben. Meine Gedanken kreisten um das große Ganze, was ich nicht vollständig verdrängt bekam. Ich war mir sicher, dass sich das legen würde, sobald ich ein paar Drinks intus hatte. Da ich mir zuvor Gedanken über mein Outfit gemacht hatte, griff ich zielsicher in den Schrank. Das hellblaue Hemd betonte das grau in meinen Augen und die weiße Jeanshose gab einen schönen Kontrast dazu. Nachdem ich angezogen war, nahm ich mir mein Handy, welches auf der Kommode im Flur lag. Seit der Auktion hatte mein Bruder sich noch nicht gemeldet, wodurch ich bei ihm anrief, um mich zu erkundigen, ob bei ihm alles glatt gelaufen war.
„Rufst du an, weil du versagt hast?", fragte Jamie nach, als er den Anruf annahm. Ehrlich gesagt, hatte ich nichts anderes als Begrüßung erwartet. Bei ihm im Hintergrund konnte ich eine weibliche Stimme hören, aber das bedeutet nicht, dass das seine Zielperson war. „Ich habe nicht versagt. Wie sieht es bei dir aus?", wollte ich wissen. „Wie gesagt, blond und blöd", sprach er leiser. „Gut, wir sehen uns dann nächste Woche, wenn wir uns mit Dad treffen", verabschiedete ich mich von meinem Bruder.
Ich mochte Konversationen mit Jamie nicht, da sie durch seine Art monoton waren. Manchmal mochte ich seine gefühllose nüchterne Art, aber sie half mir nicht weiter, wenn ich verunsichert war. Bereits in unserer Kindheit hatte er selten Emotionen gezeigt, wodurch ich mich häufig gefragt habe, ob etwas bei mir falsch war. Über die Jahre hatte sich herausgestellt, dass er an einer Persönlichkeitsstörung litt. Man vermutete, dass diese durch ein Trauma ausgelöst wurde, aber Jamie hatte nicht kooperiert, wenn Ärzte herausfinden wollten, welches es genau war. Ich glaubte nicht, dass er damit gerne lebte, aber er hatte sich anscheinend damit abgefunden. Er war sogar der Meinung, dass es ihm bei der Arbeit half, da er dadurch rationaler entschied.
***
Geduldig betrachtete ich die Innenausstattung von der Bar, wo ich mich mit Jordan traf. Vor wenigen Minuten hatte er mir geschrieben, dass er sich verspäten würde. Neben jedem runden Tisch befand sich ein Gemälde, worunter die jeweiligen Künstler verzeichnet waren. Über jedem Tisch befand sich eine kleine Lampe, welche durch die langen Leitungen weit nach unten hingen. Die Rückwand hinter dem massiven Bartresen war verspiegelt, wodurch es so aussah, als ob dort doppelt so viel Alkohol stand.
Ich konnte nicht verhindern, dass ich lächelte, als Jordan die Bar betrat. Von der Kälte waren seine Wangen gerötet. Die Mütze ließ seinen Haare wild vom Kopf abstehen. Damit seine Hände warm wurden, rieb er diese aneinander, während er auf mich zukam.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Mir ist im Shop etwas dazwischen gekommen", entschuldigte Jordan sich, als er sich auf dem Stuhl niederließ. „Das ist nicht schlimm. Was möchtest du trinken?", wollte ich wissen. Ich vermutete, dass er einen Rotwein haben wollte, aber aus Höflichkeit hatte ich nachgefragt. „Ein Cubra Libre wäre nett", antwortete er zu meiner Überraschung mit einem Lächeln. „Ich bin sofort wieder bei dir."
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Zeit ist Geld
Teen FictionZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...