Jordan
Logan hatte geschafft, dass ich ein Treffen mit Marek nicht weiter aufschob. Er hatte mir direkt versprochen, dass er sich kaum bis gar nicht am Gespräch beteiligen würde. Erst hatten wir überlegt, ob wir uns an einem öffentlichen Ort treffen, aber uns dann dagegen entschieden. Unser Gesprächsthema war nicht für fremde Ohren geeignet. Geduldig warteten wir, nachdem wir geklingelt hatte, wobei ich unruhig hin und her wippte. Ehrlich gesagt, hatte ich ein wenig Angst vor dem Gespräch, obwohl ich es selber gewollt hatte. Als das gewohnte Geräusch ertönte, stieß Logan die Tür auf und ließ mich vorgehen. Marek stand im Türrahmen und sein Anblick war wirklich nicht schön. Er hatte Augenringe, seine Haaren waren fettig, die Unterlippe vollkommen zerbissen. Seine Kleidung wies mehrere Flecken auf. Ich fragte mich, ob er die letzten Tage einmal draußen gewesen war, aber sprach es nicht aus, da es unhöflich wäre. Nach einer kurzen Begrüßung ließ er uns eintreten und wies uns direkt an, dass wir im Wohnzimmer Platz nehmen sollten. Die Luft war stickig und die Vorhänge fast vollkommen zugezogen. Ich sah, dass Mareks Gang wacklig war und er sein Gesicht minimal schmerzhaft verzog.
„Ich weiß schon, was du sagen möchtest. Zwischen uns ist Schluss", meinte Marek. Damit hatte er wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. „Es tut mir leid", entschuldigte ich mich. „Schon gut. Mir war klargewesen, dass es so enden wird", ließ er mich wissen.
Ihm ging es schlecht damit und das war nicht zu übersehen. Logan griff nach meiner Hand, um mir zu zeigen, dass er da war. Die Geste war unangebracht, aber mir half sie. Leider war ich nicht nur hier, um mit ihm das zu beenden, was wir hatten. Nach langem nachdenken habe ich gemerkt, dass meine Gefühle nicht echt gewesen waren, sondern aus Sehnsucht und Verzweiflung entstanden waren. Ich hatte versucht Logan zu ersetzen, was noch nichtmal sonderlich gut funktioniert hatte, wenn man bedachte, dass ich mich dafür verstellt hatte. Marek war nicht mehr als ein einfacher Freund gewesen, aber ich hatte versucht es mir einzureden.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du weißt, dass Logan lebt?", fragte ich nach. Ich wollte das Gespräch schleunigst hinter mich bringen. „Ich durfte nicht, da die Gefahr bestand, dass wir unter Beobachtung stehen, aber irgendwann wollte ich es auch nicht mehr. Meine Gefühle waren echt. In mir schlummerte die Hoffnung, dass du vielleicht auch so fühlen könntest", antwortete Marek.
Hart schluckte ich, denn das war die Antwort, die ich befürchtet hatte. Mein Plan war es nie gewesen ihn zu verletzen, da er eigentlich ein wunderbarer Mensch war. Die Erkenntnis, dass ich ihn benutzt hatte, ohne es bewusst zu wollen, drehte mir noch immer den Magen um. Er hatte jemand besseres verdient, der ihn wirklich liebte. Dass ich unsere sogenannte Beziehung beendete, war eigentlich gut für ihn, auch wenn es ihm zu diesem Zeitpunkt nicht so ging. Mareks Partner war ums Leben gekommen und dann war er in meine Hände geraten. Ich hätte nie vorschlagen dürfen, dass wir etwas miteinander anfangen sollten. An jenem Abend hatte ich gewusst, dass das keine gute Idee war, aber ich hatte es trotzdem getan. Es war egoistisch gewesen.
„Warum hast du das überhaupt gemacht?", fragte ich weiter nach, ohne auf seine Gefühle einzugehen. Ich wollte ihm nicht preisgeben, dass ich die Information bereits hatte. „Ich habe Spielschulden eher gesagt ich hatte welche. Jamie hat mir vor ein paar Tagen das Geld und noch ein bisschen mehr gegeben", antwortete Marek. „Noch ein bisschen mehr?", hakte Logan verwirrt nach, woraufhin er nickte.
Mein Freund schien davon nichts gewusst zu haben. Er wollte sich eigentlich zurückhalten, aber anscheinend hatte ihn nun die Neugier erfasst. Ich wusste, dass er seinem Bruder noch lange nicht in allem vertraut, wodurch ich vermute, dass er irgendwelche schlechte Befürchtungen hatte. Feste drückte er meine Hand und ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass er seine Zähne aufeinander biss. Marek hatte seinen Blick nach unten gerichtet und knetete nervös seine Hände. Die Kombination sprach dafür, dass er sich für etwas schämte, aber mir fiel nicht ein, was es sein könnte.
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Zeit ist Geld
Teen FictionZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...