Jordan
Gedankenverloren schaute ich die gespendete Kleidung durch, wobei ich der leisen Musik von meinem Handy lauschte. Ray war vorne im Laden, wodurch ich endlich die Zeit dazu fand. Die letzten zwei Tage hatte ich nämlich mit Papierkram und viel Kaffee verbracht. Ich war erstaunt, dass mein Körper noch immer von Blut durchströmt wurde und nicht von der schwarzen Flüssigkeit. Logan musste ich den Besuch im Kino absagen, da ich zu tief in der Arbeit versunken gewesen war. Ein leises Klopfen ertönte an der Tür, wodurch ich mein Blick von der zerrissenen Jeans, bei der ich mir nicht sicher war, ob sie so sein sollte oder ein Unfall war, nahm. Meine Aushilfe brauchte nur wenige Zentimeter, um seinen Kopf durch den Spalt zu schieben.
„Ist schon Feierabend?", fragte ich verwirrt nach. Ich hatte keine Ahnung wie viel Uhr wir hatten. „Nein, aber du hast zwei Pizzen bestellt", antwortete Ray. Zwar hatte ich kein Zeitgefühl, aber ich wusste, dass ich nichts bestellt hatte. „Ich komme sofort, schließ bitte ab", bat ich ihn.
Die zerrissene Jeans, die ich noch immer festhielt, warf ich auf den Stapel, den ich behalten wollte. Ob gewollte oder ungewollte Löcher, war egal, denn sie sah noch gut aus. Ächzend stand ich auf, um nach meinem Handy zu greifen, welches ich in einem Schrank abgelegt hatte. Über dem Nachrichtensymbol befand sich in einem roten Kreis eine Eins, welche ich sofort antippte.
Macht eine Pause und lasst euch die Pizzen schmecken, hatte Logan geschrieben.
Dankeschön, antworte ich nur.Lächelnd schob ich das Gerät in meine Hosentasche, bevor ich das Licht vom Lagerraum ausschaltete und den Flur zur Ladenfläche entlangging. Mit einer Handbewegung machte ich Ray verständlich, dass er mir folgen sollte. Als ich den Shop eröffnet hatte, dachte ich, dass eine kleine Küche vollkommen sinnlos wäre, aber mittlerweile schätzte ich sie wert. Wenn ich alleine war, musste ich nicht schließen, um mir einen Kaffee oder Tee zu kochen. Meine bisherigen Aushilfen konnten dort ihre Pause verbringen, wenn sie wollten oder zumindest ihre Taschen abstellen. Zusammen setzten wir uns an den kleinen Tisch, wo ich Ray einen der beschrifteten Kartons gab. Ich konnte mir vorstellen, dass Logan mit den Mitarbeiter diskutiert hatte, damit sie die Namen darauf standen. Wenn ich dort bestellte, musste ich mindestens drei Mal erklären, dass Zoes Pizza mit extra Käse sein sollte.
„Was bekommst du von mir? Also für das Essen?", fragte Ray nach, wobei er bereits sein Geldbeutel aus der Hosentasche herausholte. „Nichts. Wir haben dieses super Mittagessen gespendet bekommen", stellte ich klar. Ich wollte ihm kein Geld abnehmen, wofür ich selber nicht gezahlt hatte. Selbst wenn, hätte ich ihm das Essen ausgegeben. „Was steht für heute noch an?", wollte er wissen. Kontrollierend schaute ich auf die Uhr, um zu wissen, was ich ihm bis zum Feierabend noch auftragen konnte. „Ich schaue gleich noch die restlichen Spenden durch. Du wirst vorne alles ordentlich machen. Wenn die Zeit noch reicht, saugst und wischst du durch", ordnete ich an.
Ich wollte, dass er pünktlich Feierabend machte, da er die letzten zwei Tage länger geblieben war. Zwar arbeitete Ray noch nicht lange für mich, aber ich musste mit ihm über die Vertragsart sprechen, wenn die Stunden zu hoch wurden. Für mich bestand kein Problem, wenn ich Überstunden ausbezahlte, aber ein Teilzeitvertrag würde sich für uns beide lohnen. Meine vorherige Aushilfe hatte selten die vollen Stunden erreicht, wodurch ich nicht damit gerechnet hatte, dass es bei Ray anders sein würde. Mir gefiel die derzeitige Situation nicht hundertprozentig, da ich vor seiner Einstellung den Shop ganz alleine übernommen hatte und ihn nun so viel benötigte. Irgendwas hatte sich geändert, aber ich konnte nicht genau einordnen, was das war. Ich war mir zumindest sicher, dass es nicht an Logan liegen konnte, da er mich nicht von der Arbeit ablenkte.
„Ich frage dich das sehr ungerne, aber kann ich eventuell einen Vorschuss haben?", fragte Ray. Unsicher fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. „Wie viel denn?", wollte ich wissen. „200 Dollar", nannte er den Betrag. „Gebe ich dir, wenn ich die Kasse durchgezählt habe", sagte ich.
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Zeit ist Geld
Roman pour AdolescentsZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...