#35 Ein Ersatz

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Jordan

Mit meinen Teller, der mit Pizza bestückt war, fläzte ich mich zu Zoe auf die Couch. Sie hatte schon längst den Fernseher eingeschaltet, worauf ›Modern Family‹ lief. Bald konnte ich die Serie mitsprechen, dachte ich mir. Genüsslich biss ich in eins der dreieckigen Stücke, wobei ich mir natürlich die Zunge verbrannte, da ich zu ungeduldig und hungrig war. Leise kicherte Zoe, wofür sie einen genervten Blick von mir erhielt. Anstatt mich nochmal zu verbrennt, wartete ich und nahm mir für die Zeit mein Handy. Marek wollte mir schreiben, sobald er von seiner Mutter losfuhr, aber das war bisher noch nicht geschehen. Erst wollte ich gefragt haben, ob ich mitkommen darf, aber das hatte ich unterlassen. Ehrlich gesagt war ich froh, wenn von mir jegliche Führung abfiel. Ich musste mich nur um mich selber kümmern und das genügte. Jede Minute, die ich für mich alleine hatte, versuchte ich zu genießen. Durch die Schmerzen in meiner Schulter, verzog ich mein Gesicht, als ich mein Handy zurück auf den Tisch legte.

„Kann ich dir eine Frage stellen, die du mir ehrlich beantwortest?", wollte Zoe auf einmal wissen. Aufmerksam schaute ich sie an und nickte. „Liebst du Marek wirklich?", stellte sie ihre Frage. Hart schluckte ich, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht unbedingt damit. „Ein wenig", antwortete ich. „Konnte ich mir schon denken", murmelte sie. Ihr Ton war nicht vorwurfsvoll, sondern besorgt sowie wissend.

Natürlich konnte sie sich das denken, denn sie kannte mich. Wir waren schließlich zusammen aufgewachsen. Sie war meine große Schwester, die immer ein Auge auf mich gehabt hatte, auch wenn wir unsere Streitereien hatten. Schmunzelnd musste ich daran zurückdenken, wie Rund sie mich gemacht hatte, als sie mich bei meiner ersten sowie letzten Zigarette erwischt hatte. Als mein Handy auf dem Tisch leuchtete, nahm ich es sofort in die Hand, da ich hoffte, dass es eine Nachricht von Marek war.

Es wird spät werden, schrieb er.
Kein Problem. Ruf mich an, wenn du hier bist, damit ich dir dann aufmachen kann, antwortete ich.

Spät war ein dehnbarer Begriff, wodurch ich nicht wollte, dass Zoe von der Klingel geweckt wurde, sofern sie dann schon schlief. Wenn Marek direkt ins Bett fallen würde, würde mich das ein wenig ärgern, aber trotzdem seine Anwesenheit willkommen heißen. Dass ich ihm nah sein konnte, war mir viel wert. Ich durfte es nur nicht zu viel werden lassen, denn das wäre früher oder später mein Untergang, wenn sich unsere Wege aus irgendwelchen Gründen trennen würden.

„Wenn du Marek ansiehst, hast du nicht dieses Funkeln in den Augen. Du strahlst nicht so sehr, wenn du eine Nachricht von ihm erhältst. Ihr verbringt zwar Zeit miteinander, aber du bist danach genervt oder gestresst", zählte Zoe ihre Beobachtungen auf. Um nicht direkt antworten zu müssen, nahm ich den letzten Bissen von meiner Pizza und stellte den Teller auf den Tisch. „Ich weiß", murmelte ich schließlich nur. „Du weißt, dass ich dich ganz dolle lieb habe und dir nichts böses möchte, aber so wirst du nicht glücklich. Marek ist für dich ein Ersatz, da Logan nicht mehr da ist", sagte sie mit einer gewissen Vorsicht.

Zustimmend nickte ich, denn sie hatte recht. Selbst wenn ich sie anlügen würde, würden wir beide mir nicht glauben. Es war die bittere Wahrheit, aber ich wusste, dass Marek das gleiche über uns dachte. Wir lenkten uns gegenseitig ab und erfüllten ein paar Bedürfnisse. Eine lockere Geschichte, die ich bisher nicht bereut hatte, obwohl ich so oft darüber nachgedacht hatte. Immer wieder war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es für uns beide einen positiven Effekt hatte, auch wenn ich die Führung übernahm und mich das des Öfteren überforderte.

***

Verwundert schaute ich Jamie an, der mit Marek vor der Tür stand. Anstatt sein auftauchen zu hinterfragen, bat ich beide erstmal rein. Sanft gab ich Marek einen Kuss. Auf dem Weg nach oben wies ich sie an, dass sie ruhig sein sollten, da Zoe bereits in ihr Zimmer gegangen war und ich nicht wusste, ob sie schlief. Mit einer neuen Weinflasche und zwei Gläsern betrat ich das Wohnzimmer, wo die beiden es sich nach meiner Anweisung bequem gemacht hatte.

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