#11 Überfall

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Jordan

„Zumindest hast du dich nicht auf seine Schuhe übergeben", stellte Zoe belustigt fest, nachdem ich ihr vom Jahrmarkt erzählt hatte. Das Geschehene war mir noch immer peinlich, da ich es hätte verhindern können. „Das ist nicht witzig. Warum bist du eigentlich noch wach?", versuchte ich nun abzulenken. „Morgen ist Sonntag, also habe ich frei. Nur ein Notfall würde mich aus dem Haus holen", antwortete sie.

Das war natürlich eine plausible Begründung. Bevor ich meiner Schwester von allem erzählt hatte, hatte ich mich bereits gefragt, warum sie noch wach war, da wir fast Mitternacht hatten. Meine erste Vermutung war, dass sie schauen wollte, ob alles in Ordnung war und mich dann aushorchen wollte. Wahrscheinlich traf das trotzdem zu. Müde fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Der Tag hatte mich vollkommen ausgelaugt, aber ich hatte das Gefühl, dass ich nicht einschlafen könnte, wenn ich mich ins Bett legen würde.

„Wann trefft ihr euch das nächste Mal?", wollte Zoe neugierig wissen. Unwissend zuckte ich mit meinen Achseln, da ich mit Logan gar nicht darüber gesprochen hatte, als er mich abgesetzt hatte. „Vielleicht erfährst du das wieder vor mir", sagte ich scherzhaft. „Ich bin der Meinung, dass du das nächste Treffen organisieren solltest", sprach sie ihren Gedanken aus. Ungläubig betrachtete ich sie, um sicherzugehen, dass sie das ernst meinte. „Du weißt, dass ich so etwas nicht kann. Ich weiß noch nichtmal, was wir machen könnten", jammerte ich.

Nachdenklich tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. Ein Treffen zu planen war noch nie einer meiner Stärken gewesen, denn ich war zu unkreativ dafür. Dazu kam, dass ich nicht wirklich wusste, was Logan mochte. Ich wollte nicht, dass unser Date in einem Desaster endete, wenn ich mich darum kümmerte. Kurz sah Zoe so aus, als ob sie eine Idee hätte, denn sie hob wissend ihre Augenbrauen, aber sie blieb still. Genervt stellte ich fest, dass ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die ganze Nacht darüber nachdenken würde, wenn keiner von uns auf Idee kam.

„Wie wäre es mit einem Picknick?", fragte Zoe nach. Kritisch hob ich meine Augenbrauen an. „Bei den Temperaturen?", hakte ich nach. „Gutes Argument. Kino?", schlug sie als nächstes vor. Das war tatsächlich keine schlechte Idee, denn ich hatte Logan bereits schonmal dazu eingeladen, aber in letzter Sekunde abgesagt. „Weißt du, was ich schonmal gemacht habe? Ins Kino gehen, aber nicht in den Film. Snacks kaufen und sich dann in eine der Sitzecken niederlassen", erweiterte sie den Vorschlag.

Grübelnd nickte ich. Während eines Filmes sollte man nicht reden, wodurch man sich nicht kennenlernen konnte. Die Snacks waren zwar teuer, aber lecker. Wenn ich das machen wollte, musste ich dieses Mal dafür sorgen, dass ich etwas bezahlen konnte. Logan war mir beim Jahrmarkt überall zuvorgekommen, außer bei dem Stand mit den Luftballons. Ich überlegte, wann ich ihn zu einem Kinobesuch einladen konnte, da ich mit Ray sprechen musste. Er würde sowieso mit zu vielen Stunden aus dem Monat gehen, wodurch ich schauen musste, was ich an seinen Schichten schieben konnte. Oder ich musste den Shop früher schließen. Da es so viel zu bedenken gab, mochte ich es nicht Dates zu planen.

„Wenn du keine Höhenangst hättest, hätte es zu einem total romantischen Kuss auf dem Riesenrad kommen können", sagte Zoe auf einmal. Entgeistert blinzelte ich sie mehrfach an, denn an so etwas hatte ich bisher noch gar nicht gedacht. „Ich glaube, dass wir noch sehr weit von einem Kuss entfernt sind", sagte ich meine Meinung dazu. Verneinend schüttelte sie mit dem Kopf. „Du magst Logan also solltest du aus dich herauskommen", meinte sie. „Nein", antwortete ich schlicht, aber mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen.

Ich mochte Logan auf eine freundschaftliche Art und Weise, aber nicht auf eine romantische. Sollte sich das ändern, konnte ich noch immer überlegen, ob ich den ersten Schritt wagte. Als er mir die Zuckerwatte gefüttert hatte, dachte ich, dass er mich jeden Moment küssen würde, aber dazu kam es nicht. Es war nur ein dämliches Hirngespinst gewesen. Ich wusste nicht, warum der Abend so besonders für mich gewesen, da es nur ein einfacher Besuch auf dem Jahrmarkt gewesen war. Mir wurde nur bewusst, dass ich wahrscheinlich noch mehrere Tage über diese kleinen Momenten zwischen uns nachdenken würde.

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