#27 Keine Gefahr

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Jordan

„Im gesamten sieht alles gut aus. Wir machen nochmal einen Termin in zwei Wochen also kurz vor Weihnachten und dann dürftest du von der Armschlinge befreit sein. Wenn ich deine Blutwerte habe, rufe ich an", fasste Jamie die Ergebnisse vom MRT Bild zusammen. Erleichtert atmete ich aus. „Super", sagte ich schließlich. Erwartungsvoll schaute er mich an, da ich noch nicht aufgestanden war. „Hast du noch Fragen?", wollte er wissen. Jetzt oder nie, dachte ich mir. „Keine Frage zu der Entzündung, aber eine Frage. Weißt du, was ich Logan zu Weihnachten schenken kann?", fragte ich nach.

Seit zwei Wochen beschäftigte mich diese Frage, welche Zoe mit ihrer Einladung gegenüber Logan ausgelöst hatte. Für mich hatte sich noch keine sinnvolle Antwort ergeben, da ich das Gefühl hatte, dass er alles mochte. Bei Jamie war ich mir sicher, dass er mir zumindest sagen konnte, in welche Richtung ein Geschenk für sein Bruder gehen könnte. Nachdenklich schaute er mich an, was meine Hoffnung schmälerte. Ich wusste, dass die beiden nicht wirklich miteinander zurechtkamen, aber sie waren zusammen ausgewachsen. Seufzend lehnte er sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, was ein noch schlechteres Zeichen für mich war.

„Logan mag Geschenke nicht. Wenn du ihm unbedingt etwas schenken möchtest, versuch es mit etwas, was du selber machst oder etwas personalisiertes. Dann wird er es zumindest nicht wegschmeißen", riet Jamie mir. Überrascht hob ich meine Augenbrauen an, da ich nicht erwartet hatte, dass er Geschenke nicht mochte. „Danke", kam es mir schnell über die Lippen, bevor ich aufstand und den Raum verließ.

Zwar war ich ein Stück weiter, aber hundertprozentig hatte mir sein Vorschlag nicht weitergeholfen. Jeder mochte Geschenke, dachte ich mir. Logan gab mir schließlich regelmäßig Rosen, spätestens wenn die alten eingingen. Er hatte sogar angefangen sie auszutauschen, bevor ich sie überhaupt in den Mülleimer schmiss. Mittlerweile hatte ich mich mit den Blumen angefreundet, außer mit den Schnittwunden, wenn ich in genau in die Dornen fasste. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum er sie selber austauschte. Da ich mit der Armschlinge kein Auto fahren durfte, bestellte ich mir ein Taxi, um nach Hause zukommen. Ray war bereits eine Stunde alleine und ich wollte nicht, dass es noch länger wurde. In den letzten zwei Wochen war der Shop nur vier Mal offen gewesen und er hatte alles alleine gemacht. Ich war noch immer nicht einsatzbereit, da die Lungenentzündung noch nicht vollständig ausgeheilt war, aber es reichte, um den Papierkram zu erledigen. Man konnte sich vorstellen, dass ich mich auf den Tag freute, an dem ich wieder arbeiten konnte. Wenn das der Fall war, würde ich Ray direkt in den Urlaub schicken. Er hatte sich den mehr verdient als jede Aushilfe zuvor.

***

„Was sagt der Arzt?", fragte Ray direkt interessiert nach. Die Tür war noch nichtmal hinter mir zugefallen. „Die Lungenentzündung ist fast vollständig ausgeheilt. Meine Armschlinge muss ich noch mindestens zwei Wochen tragen", fasste ich ihm nun auch zusammen. „Das hört sich fantastisch an", freute er sich.

Schmunzelnd lief ich an ihm vorbei in die kleine Küche, um mir einen Kaffee zuzubereiten. Abwartend starrte ich die braune Flüssigkeit an, welche in die Tasse lief und trommelte währenddessen mit meinen Fingern auf der Ablage herum. Aus dem Verkaufsbereich ertönte die Klingel, welche einen neuen Kunden ankündigte. Obwohl wir tagelang geschlossen hatten, kamen noch immer Kunden, worüber ich sehr glücklich war. Zwischendurch hatte ich bereits die Angst gehabt, dass ich den Shop schließen musste, aber in solchen Momenten hatte Logan auf mich eingeredet.

„Hey", ertönte es hinter mir. Verwundert drehte ich mich um, da ich die sanfte Stimme nicht einordnen konnte. „Marek, richtig?", hakte ich nach. Das Letzte Mal hatte ich ihn zu kurz gesehen, um mir nun sicher zu sein, ob er das war. „Richtig, ich würde gerne mit dir sprechen. Außer ich störe dich gerade", nannte er sein Anliegen.

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