#25 Mutter

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Jordan

Nachdem Jamie mein Krankenzimmer verlassen hatte, betrat die Frau, die ich mittlerweile am meisten hasste, das Zimmer. Genervt und voller Abscheu schaute ich sie an. Ich wusste nicht, was sie hier wollte.

„Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir?", fragte sie nach. Genervt verdrehte ich meine Augen. „Seit wann interessiert dich das?", wollte ich wissen.

Ohne nachzufragen, setzte sie sich neben meinem Bett auf den Stuhl. Mit dem Gummiband von ihrem Handgelenk band sie sich ihre braunen Haare zusammen. Ich konnte nicht fassen, dass sie hier war, aber ich hatte zu wenig Kraft, um mit ihr zu diskutieren. Mein lautstarkes Husten war dafür nur eine Bestätigung. Das einzige, was sich an meinem Zustand gebessert hatte, war, dass mein Fieber vollständig weg war. Der Husten sowie der Schmerz beim Atmen war noch immer vorhanden. Die Übelkeit hielt sich in Grenzen. In der Nacht hatte ich immer ein Symptom, welches mich vom schlafen abgehalten hatte. Ich hatte viel zu kurz geschlafen, wodurch ich erst recht keine Lust auf dieses Gespräch hatte.

„Mir geht es gut. Kannst du jetzt gehen, Mutter?", beantwortete ich schließlich ihre Fragen. Abschätzend schüttelte sie ihren Kopf. „Ich kenne dich und weiß, dass es dir nicht gut geht", sagte sie. Seelenruhig überschlug sie ihre Beine. „Du kennst mich? Wenn es nicht weh tun würde, würde ich über diese Behauptung lachen. Du hast uns verlassen, als ich acht war. Auch durch unseren sporadischen Kontakte hat sich daran nichts geändert", warf ich ihr. „Jordan, du bist trotzdem mein Kind", antwortete sie, fest überzeugt von sich selber.

Belustigt betrachtete ich sie, denn ich war mir sicher, dass das nicht ihr ernst sein konnte. Seitdem sie sich von Dad getrennt hatte, hatte sie sich nur wenige Male im Jahr gemeldet. Teilweise auch gar nicht. Zwar hatte sie mich in die Welt gesetzt, aber das hieß noch lange nicht, dass sie mich kannte. In fünfzehn Jahren tat sich viel, aber daran schien sie nicht zu glauben. Für sie schien ich manchmal noch der kleine achtjährige, den sie zurückgelassen hatte, zu sein. Als Zoe vor ein paar Wochen gesagt hatte, dass sie mit unserer Mutter telefoniert hatte, war ich froh gewesen, dass sie sich nicht bei mir gemeldet hatte. Nun wunderte ich mich, woher sie überhaupt wusste, dass ich im Krankenhaus war. Ihre Nummer war nicht für den Notfall angegeben, zumal es keinen gab. Ich sollte nämlich in ein paar Stunden entlassen werden. Jamie sollte auf meine Bitte hin Logan Bescheid geben, da ich meine Schwester nicht bei der Arbeit stören wollte.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte ich schließlich nach. Ihre Mundwinkel zogen sich amüsiert nach oben. „Zoe. Sie war so im Stress, als ich in ihrem Büro stand, wodurch es ihr rausgerutscht ist", erzählte sie. Ich war überrascht, dass sie sich überhaupt in die Geschäftsräume traute. „Und was möchtest du? Du tauchst nie ohne Grund auf", warf ich ihr vor. „Was denkst du denn, was ich für eine schreckliche Frau bin? Mein Sohn liegt im Krankenhaus, also warum sollte ich sonst hier sein?", ihr Tonfall war unschuldig, was mein Blut zum kochen brachte. „Davon wusstest du nichts, als du bei Zoe warst", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Na schön, ich brauche ein wenig Geld", gab sie zu.

Nun musste ich mich wirklich verhört haben. Ich lag mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus und sie hatte nichts besseres zu tun, als nach Geld zu fragen. Bevor ich gefragt hatte, hätte ich es mir bereits denken können, da sie meistens deswegen zu uns kam. Durch die Scheidung mit Dad hatte sie nämlich nichts von seinem Vermögen oder der Firma geerbt. Selbst die Wohnung mit der Ladenfläche hatten wir bekommen. Normalerweise hätte sie Unterhalt erhalten, aber durch den Ehevertrag war ihr selbst das untersagt gewesen.

„Hat dein Stecher dich sitzen lassen?", hakte ich provokant nach. Wütend funkelten ihre Augen mich an. „Das geht dich nichts an", ihre Stimme war nur ein Zischen. „Ach, und ich dachte, dass wir uns wieder näher kommen", gab ich ihr als sarkastische Antwort. „Jordan", mahnte sie mich. „Ich glaube, dass das der Name ist, den du mir gegeben hast", sagte ich. Scheinheilig grinste ich sie an, obwohl mir das gar nicht zumute war. „Ich werde wieder kommen, wenn du zu Vernunft gekommen bist", nach diesen Worten stand sie auf und ließ mich endlich alleine.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt