#44 Geduld

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Logan

Nachdem Jamie meinem Freund und mir Blut abgenommen hatte, hatte ich ihn um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Jordan hatte mich verwirrt angesehen, aber war nach einem kurzen Kuss rausgegangen. In den Augen meines Bruders hatte ich gesehen, dass er nicht wusste, was ich von ihm wollte. Wahrscheinlich dachte er, dass ich ihn um einen Gefallen bitten wollte, was nicht ganz abwegig war, aber das hing von seiner Antwort ab. Seufzend ließ er sich auf seinen Drehstuhl fallen und betrachtete mich abwartend. In meinem Kopf sortierte ich die Worte, damit ich nichts falsches sagte. Andererseits war es egal, wie ich meine Frage stellte.

„Was möchtest du von Zoe?", wollte ich wissen. Ein belustigter Laut entkam ihm. „Hast du Angst um sie?", stellte Jamie eine Rückfrage, die typisch für ihn war. Ich wollte keine Spielchen spielen, wodurch ich mich wiederholte, aber mit mehr Nachdruck. „Wir reden, essen Käse, schauen Serien, spielen Schach und haben Sex, der sehr gut ist", fasste er die Aktivitäten zusammen, die sie machten.

Das beantwortete meine Frage nicht, aber reichte, um mein Gesicht angeekelt zu verziehen. In meinem Kopf bildete sich ein Bild, welches ich sofort wieder loswerden wollte. Meinen Bruder mir nackt vorzustellen, hatte ich nie vorgehabt. Er war der einzige Mensch, den ich kannte, der das so locker und selbstverständlich sagen konnte. Ein unangenehmer Schauer zog sich über meinen Rücken, was mein Bruder anscheinend bemerkte, denn er grinste lasziv. Das half eindeutig nicht, um dieses Bild aus meinem Kopf zu bekommen. Wenn ich das Jordan erzählte, würde er ihm wahrscheinlich nicht anders ergehen. Ich versuchte meine Gedanken wieder auf das Eigentliche zu lenken. Sein Sexleben ging mich nichts an, aber das, was ich von ihm wissen wollte schon.

„Möchtest du sie umbringen?", fragte ich nun geradeheraus. Ich wollte das nicht so direkt ausdrücken, aber er sollte wissen, worauf ich hinaus gewollt hatte. „Nein. Aus drei einfachen Gründen. Du würdest mich umbringen und das nicht auf die unauffällige Art und Weise, die man nicht nachweisen kann. Unser Sex ist fantastisch, also warum sollte ich sie dann loswerden. Und mein letzter Grund, wenn das Haus verkauft ist, schwimme ich förmlich im Geld, vielleicht sogar wie diese Ente aus dieser Kinderserie", erklärte Jamie mir.

Durch den Vergleich musste ich Lachen. Seine Gründe waren tatsächlich glaubhaft, obwohl ich das im ersten Moment nicht wahrhaben wollte. Für mich war er in vielen Situationen noch immer die eiskalte Person, die andere umbringt, um an deren Geld zukommen. In den letzten Tagen und Wochen hatte ich überlegt, ob er sich eventuell so befreit fühlt, wie ich, dass Dad Tod ist. Ich wusste nie, ob er wirklich gerne seinen Wünschen nachgekommen war. Wahrscheinlich hatte er sich ein anderes Leben vorgestellt, aber ich fragte ihn nicht danach. Er sollte sein Leben leben, wie er wollte, solange er die Finger von den Leuten ließ, die mir wichtig waren. Marek zählte auch dazu, auch wenn er sich nicht mehr meldete. Mir war bewusst, dass es besser war, wenn wir getrennte Wege gingen.

„Ich melde mich dann bei euch, wenn die Ergebnisse da sind", sagte Jamie. Dankend lächelte ich. „Ich hoffe, du sagst mir Bescheid, wenn sie da sind und nicht erst Tage später", meinte ich. „Keine blöde Idee, aber dann wirst du mich irgendwann nerven, weil du Sex haben möchtest, also mach dir keine Sorgen", versicherte er mir.

Er kannten uns beide zu gut, was mich manchmal wunderte. Als ich das Untersuchungszimmer verließ, saß Jordan geduldig auf einem Stuhl. Sofort stand er auf, als er mich sah und umarmte mich, was mich befürchten ließ, dass etwas passiert war. Anstatt ihn zu fragen, erwiderte ich seine Umarmung. Sanft gab ich ihm einen Kuss gegen seinen Hals, was ihm eine Gänsehaut bescherte. Neckend leckte ich über die warme Haut, obwohl ich wusste, dass ich mich zurückhalten musste, bis wir unsere Ergebnisse hatten. Ich hasste unseren Deal, dass wir keinen Sex hatten, bis wir uns sicher sein konnten, dass keiner von uns eine Krankheit hatte, aber es war zu unserem Schutz. Nur Handjobs waren erlaubt, also war es nicht schlimm, wenn ich ihn ein wenig reizte.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt