#22 Krank

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Logan

„Jordan", sprach ich ihn leise an.

Federleicht gab ich ihm einen Kuss aufs Schlüsselbein, um ihn zu wecken. Er schlief weiterhin seelenruhig vor sich hin. Wahrscheinlich hatte er wieder ewig zum einschlafen gebraucht. Behutsam strich ich ihm ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. Leise murrte er, was ein gutes Zeichen war. Zoe hatte nämlich Frühstück vorbereitet und wollte, dass ich ihren Bruder wecke.

„Aufstehen", sagte ich. Wortlos schüttelte er seinen Kopf. „Ich würde dir gerne noch ein paar Minuten geben, aber Zoe wird uns dann wahrscheinlich den Hals umdrehen", ich versuchte ihn zu motivieren. Erneut murrte er nur, wodurch ich vermutete, dass es ihm nicht gut ging. „Was ist los? Hast du schmerzen?", fragte ich schließlich nach. „Kopfschmerzen", grummelte Jordan.

Das war etwas, was mich nicht wunderte, da er sich mit Wein abgeschossen hatte. Ein wenig fühlte ich mich schlecht, weil ich ihn nicht abgehalten hatte, da ich ihn am Nachmittag alleine ließ. Naja, Zoe war bei ihm, sofern sie keine spontane Verabredung hatte. In der Küche klärte ich sie über die Stimmung ihres Bruders auf, während ich ein Glas mit Wasser befüllte. Sie seufzte nur und kommentierte es nicht. Mit ihrer Hilfe fand ich eine Schmerztablette, womit ich zu Jordan ging. Er lag noch immer auf dem Rücken und hatte seine Augen geschlossen. Die Matratze senkte sich unter meinen Knien. Vorsichtig rüttelte ich an seiner gesunden Schulter, bis er die Augen öffnete. Mit einem Lächeln hielt ich ihm das Glas Wasser und die Tablette hin, welche er dankend annahm, nachdem er sich aufgesetzt hatte. Hastig trank er das ganze Wasser aus.

„Zoe hat Frühstück gemacht", meinte ich. Träge nickte er. „Ich gehe duschen und dann komme ich. Ihr braucht nicht auf mich zu warten, um anzufangen", sagte Jordan. Kontrollierend legte ich meine Hand auf seine Stirn, da er mir einen kranken Eindruck machte. „Ist dir warm?", wollte ich wissen. „Nein, mir ist kalt und deswegen freue ich mich jetzt auf eine warme Dusche", antwortete er. Seine Stimme war heiser.

Mit einem unguten Gefühl stand ich auf und verließ sein Zimmer. Seine Stirn war heiß gewesen, als ob er Fieber hätte. Ich konnte mir vorstellen, dass seine Laune vollständig in den Keller sackt, wenn er noch zu seiner Entzündung eine Grippe bekam. Da es ihm schlecht ging, wollte ich bereits das Mittagessen absagen, aber ich irgendetwas in mir hinderte mich daran. Meine Hand war schon längst in meine Hosentasche geglitten und umfasste das Handy, aber ich zog sie ohne das Gerät zurück. Das Treffen war wichtig, da ich selber etwas ansprechen musste, wovor es mir schon graute. In der Küche schüttete ich mir Kaffee in eine Tasse und setzte mich zu Zoe an den Tisch. Genüsslich biss sie in ihr Brötchen, welches mit Nutella bestrichen war.

„Steht Jordan auf? Oder muss ich nochmal hingehen?", fragte sie nach. Sie wollte schon ihr Brötchen zurück auf den Teller legen, als ich mit dem Kopf schüttelte. „Ich glaube, dass er krank ist", sprach ich meine Vermutung aus. Seufzend legte sie ihren Kopf in den Nacken. „Selbst wenn er es ist, wird er es abstreiten", war sie überzeugt.

Ich war gespannt, ob er das wirklich tun würde, denn man hörte aus dem Badezimmer ein lautstarkes Husten. Er war garantiert krank und konnte das schlecht kaschieren. Mein schlechtes Gewissen, dass ich ihn alleine ließ, steigerte sich.

***

Als ich die Einfahrt zu Dads Anwesen hochfuhr, konnte ich bereits Jamies Auto und ihn selber erblicken. Er lehnte an der Autohaube und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Kontrollierend schaute ich auf die Uhr, da er meist unpünktlich war und ich schon dachte, dass ich zu spät sei. Tatsächlich waren wir beide überpünktlich. Bevor ich ausstieg, schrieb ich Jordan eine Nachricht, in der ich nachfragte, wie es ihm ging und ob alles in Ordnung war. Nachdem Jamie zugenickt hatte, lief er stumm neben mir her. Da ich zögerte, übernahm er das klingeln an der Haustür. Ich war nicht verwundert, als uns ein anderer Butler als das Letzte Mal aufmachte.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt