#30 Weihnachten

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Logan

Mit Weihnachtsmusik wach zu werden, war nervtötend und schön zugleich. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach Jordan, aber fand ihn nicht, aber seine Bettseite war noch warm. Er konnte noch nicht lange aus dem Bett sein. Ächzend griff ich nach meinem Handy, um den wichtigsten Anruf an Weihnachten zu erledigen.

„Emerald Klinik, Moreno hier", meldete sich eine freundliche Frauenstimme. Tief atmete ich durch. „Logan Wellington, mein Name. Ist meine Mutter zu sprechen?", fragte ich nach. Schritte ertönten auf der anderen Seite, der Leitung. „Nein. Sie ist noch am schlafen. Soll ich ihr etwas ausrichten?", wollte sie wissen. „Ja, bitte. Ich wünsche ihr frohe Weihnachten und hoffe, dass ich bald vorbeikomme", sagte ich.

Wir wünschten uns noch gegenseitig einen schönen Tag, bevor ich mein Gesicht frustriert ins Kissen drückte. Ich vermutete, dass sie in der Nacht noch starke Schmerzmittel erhalten, da sie sonst um diese Zeit zu sprechen war. Da ich nicht wollte, dass Jordan oder Zoe bemerkten, dass es mir nicht sonderlich gut ging, setzte ich ein Lächeln auf, als ich das Zimmer verließ. Endlich konnte ich identifizieren, woher die Musik kam. In der Küche lehnte Jordan mit einem Kaffee in der Hand an der Ablage und Zoe saß am Tisch, wo sie Kekse verspeiste. Direkt ging ich auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Frohe Weihnachten, Liebling", wünschte ich ihm. „Dir auch, Darling", erwiderte Jordan. Dieses Mal bekam ich einen Kuss, bevor ich zu Zoe ging und wir uns umarmten.

Nachdem ich mir einen Schluck Kaffee bei Jordan geklaut hatte, begab ich mich ins Badezimmer, um dort duschen zu gehen. Unter dem warmen Wasser hatte ich das Gefühl, dass ich Mal durchatmen konnte, bevor ich wieder verbergen musste, dass es mir nicht sonderlich gut ging. Ich war froh, dass ich Weihnachten mit den beiden verbringen durfte, aber manchmal wünschte ich mir, dass so etwas auch in meiner Familie funktionierte. Leider war mir bewusst, dass das nicht passieren würde. Dad sowie Jamie interessierten sich für das Fest nicht und Mom konnte es nicht in ihrem gesundheitlichen Zustand nicht. Sie war in der Emerald Klinik gefangen, aber mich tröstete der Gedanke, dass sie dort gut behandelt wurde und das hatte sie sich verdient. In Dads Nähe wäre sie nicht gut aufgehoben gewesen.

„Logan, alles in Ordnung?", fragte Jordan, nachdem er geklopft hatte. Genervt schaute ich mein Duschgel, welches auf den Duschboden geknallt war. „Ja, mir ist nur mein Duschgel runtergefallen", antwortete ich.

Darauf kam nichts mehr seinerseits, wodurch ich dachte, dass er gegangen war. Trotz des warmen Wassers, welches auf mich herab prasselte, hörte ich noch immer die Weihnachtsmusik. Mit einem leisen Ächzen stieg ich aus der Dusche und band mir ein Handtuch um die Hüfte. Mein Spiegelbild sah schlecht aus. Man sah mir an, dass ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte. Ich konnte mich davon abhalten, dass ich den Spiegel zerschlug, indem ich mich wegdrehte. Langsam sank ich auf den Boden und verlor mich in meinem schwachen Moment. Tränen rollten über meine Wangen, aber ich versuchte sie gar nicht wegzuwischen, da es sowieso keinen Sinn hatte. Einzig mein Schluchzen probierte ich zu unterdrücken. Mir war bewusst, dass ich nicht lange so sitzen bleiben konnte, da Jordan sonst nochmal klopfen würde. Ich kämpfte mich wieder auf die Beine, obwohl ich keine Kraft dazu hatte. Am liebsten wäre ich wieder ins Bett gefallen, hätte mich in meinem schwachen Moment verloren und hätte das ganze Fest verschlafen. Mit zitternder Hand griff ich nach dem Rasierer aus meinem Kulturbeutel und beseitigte die Stoppel, die sich in den letzten zwei Tage auf meinen Wangen und Kinn gebildet hatten. Ich merkte erst, dass ich mich geschnitten hatte, als ich das Blut an meiner Wange sah.

Nachdem ich wieder menschlich aussah und nicht, als ob ich jeden Moment zusammenbrechen würde, verließ ich das Badezimmer. Anstatt direkt in die Küche zugehen, betrat ich Jordans Zimmer, um sein sowie Zoes Geschenk aus meiner Tasche zu holen. Da ich absolut keine Ahnung hatte, was ich kaufen sollte, hatte ich für beide personalisiert gravierte Weingläser und Gutscheine für einen Weinladen. Für Jordan hatte ich noch extra eine Schachtel voller Süßigkeiten zusammengestellt. Ich versuchte alles auf dem Weg in die Küche zu balancieren, was glücklicherweise funktionierte.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt