Jordan
Zitternd streifte ich mir eine zweite Decke über den Körper. Ich merkte, dass ich schwitzte, aber mir war eiskalt. Logan, der mit vor der Brust verschränkten Armen vor der Couch stand, betrachtete mich mitleidig. Ein starker Hustenanfall ergriff mich und ich fühlte mich noch elendiger als sowieso schon. Stumm ließ sich der blondhaarige neben mich nieder. Schon mehrfach hatte ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht anstecken wollte, aber er blieb eisern an meiner Seite. Um für mich da zu sein, hatte er seinen Urlaub mit einem Kollegen getauscht. Zoe war nicht begeistert gewesen, aber konnte es verstehen und hatte es abgesegnet.
„Möchtest du wirklich nicht zum Arzt? Dein Fieber geht kaum runter und dein Husten wird schlimmer", fragte Logan nach. Ablehnend schüttelte ich mit dem Kopf. „Es ist nur ein Grippe. Wenn ich mich ausruhe, wird es mir bald besser gehen", stellte ich erschöpft klar.
Frustriert seufzte er. Seit zwei Tagen versuchte er mich zu einem Arztbesuch zu überreden, aber bisher kam ich erfolgreich drumherum. Nur langsam ging mir die Kraft aus, um standhaft zu bleiben. Mittlerweile hatte ich sogar beim Einatmen schmerzen, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Ich wollte nicht noch mehr Sorgen bei Logan auslösen. Er verhielt sich sowieso schon wie eine übervorsorgliche Mutter, was mir einerseits gefiel, aber mich andererseits absolut nervte. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte ich durch ihn mehr Tee getrunken als im ganzen Jahr. Seine Kochkünsten waren nicht sonderlich gut, aber er versuchte sein bestes, wenn ich dann Mal Hunger verspürte. Obwohl ich nicht sollte, kuschelte ich mich an Logan, welcher sofort seinen Arm um mich legte. Sanft gab er mir einen Kuss auf meine verschwitzten Haare. Auf einmal holte er sein Handy zuvor und ich konnte erkennen, dass er seinem Bruder schrieb. Er tippte viel zu schnell, wodurch ich nicht die ganze Nachricht lesen konnte. Dass ich meinen Namen las, reichte mir.
„Was machst du?", fragte ich nach. Um zu wissen, dass er seine Augen verdrehte, brauchte ich nicht hochzuschauen. „Ich habe Jamie nochmal deine Symptome geschildert. Wenn es um gesundheitliche Vermutungen geht, vertraue ich ihm mehr als Google", erklärte er. Verstehend nickte ich. „Er kann Vermutungen anstellen, aber ich werde nicht nochmal für eine Untersuchung ins Krankenhaus gehen", kraftlos versuchte ich standhaft zu bleiben.
***
Ich fand mich in einem verlassenen Krankenhaus wieder. Die Wände strahlten in verschiedenen Farben, während laute und zugleich ängstliche Schreie aus den leeren Zimmern drangen. Die Schreie konnten nicht echt sein, denn ich war alleine. Plötzlich spürte ich kalte Hände, die mich packten, aber als ich mich umdrehte, war dort niemand. Das Summen, der flackernden Lampen wurde lauter, aber übertönten nicht die Schreie. Dunkle Schatten, welche zu Leben zu erwachen schienen, tauchten vor mir auf. Ein Gefühl der Ausweglosigkeit durchströmte mich, als mein Rücken gegen eine Wand krachte. Die Luft wurde schwer, als ich mich in Bewegung setzte und nach einem Ausgang suchte. Ich riss die verschiedenen Türen auf, aber hatte keinen Erfolg. Plötzlich fand ich mich in einem Raum voller Spiegel wieder. Mein Spiegelbild begann sich von selber zu verzerren, zeigte meinen sowieso kranken Körper, aber eingefallener, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Urplötzlich wurden die Spiegel dunkel und zersprangen wenige Sekunden darauf. Dutzenden Scherben bohrten sich in meine Haut. Die Umgebung verschwamm und ein unheimliches Flüstern drang an mein Ohr: "Du wirst nie entkommen."
Nach Luft schnappend schreckte ich hoch. Das war nur ein Traum, wiederholte ich gedanklich mehrfach. Ich versuchte meinen schmerzenden schnellen Atem unter Kontrolle zu bringen. Übelkeit überkam mich, wodurch ich mich aus dem Bett kämpfte. Mit der Hand vorm Mund gehalten, eilte ich über den Flur und schließlich ins Badezimmer. Mein spärlicher Mageninhalt landete nur wenige Sekunden später in die Toilette. Ich spürte, dass jemand hinter mir stand, aber ich wollte mich nicht umdrehen. Kräftig hustete ich, bevor ich gegen die Wand neben mir sackte, glücklicherweise mit der gesunden Schulter.

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Zeit ist Geld
أدب المراهقينZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...