Jordan
„Logan hatte einen Verkehrsunfall. Er hat es nicht überlebt", das war der Satz, der mich vor drei Monaten, an Silvester, vollkommen aus der Bahn geworfen hatte.
Er war losgefahren, um seine Katze zu füttern und nie wieder gekommen. Man hatte mich von der Beerdigung ausgeschlossen, weil ich nicht zur Familie gehörte. Es war schrecklich, dass ich mich noch nichtmal von ihm verabschieden konnte. Der Schmerz wurde von Tag zu Tag nicht weniger, aber ich fing an mich daran zu gewöhnen. Mein abendlicher Wein und die Arbeit waren eine gute Unterstützung dabei.
„Jordan", trällerte Marek, als er mein Büro betrat, ohne anzuklopfen. Sanft und dankbar lächelte ich ihn an, da er mir wie jeden Tag in den letzten Wochen einen Kaffee mitgebracht hatte. „Wollen wir heute Abend etwas trinken gehen?", fragte ich nach. Überrascht weiteten sich seine verschiedenfarbigen Augen. „Zoe möchte noch immer, dass du aus dem Haus kommst, oder?", hakte er nach, was ich seufzend bejahte.
Einen Abend etwas mit Marek trinken zu gehen war mir lieber als ich mich zu einer Auktion überreden zu lassen. Zoe wollte, dass ich mein Leben weiterlebte, weil sie vermutete, dass Logan das so gewollt hätte. Für sie war das auch nicht einfach, aber sie schien damit besser klarzukommen als ich. Marek stimmte schließlich einem Abend in einer Bar zu, was mich ein wenig erleichterte. Er war mir in den letzten Wochen mit seiner Art und Weise ans Herz gewachsen. Mittlerweile wusste ich gar nicht mehr, woher meine Eifersucht gegenüber ihm gekommen war. Skeptisch betrachtete er mich, als ich mit einer Hand meinen Nacken massierte. Ohne ein Wort zu sagen, umkreiste er meinen Schreibtisch und stellte sich hinter mich. Seine warmen Hände legten sich in meinen Nacken.
„Hast du wieder Probleme?", fragte Marek besorgt nach. Wohlig seufzte ich, da er genau den richtigen Punkt traf. „Ich sitze schon ein paar Stunden hier und das war wahrscheinlich einfach nicht gut. Wenn es schlimmer wird, spreche ich mit Jamie, ob er sich das anschauen kann", versicherte ich ihm.
Jamie und ich befanden uns noch immer in gelegentlichen Kontakt. In ihm hatte ich vertrauen gefasst, was zumindest meine Gesundheit anging. Ich achtete mittlerweile noch mehr darauf, da ich Logan nicht mehr hatte, der mich mit meinem schlechten Gewissen auffing und ich Ray einen wochenlangen Ausfall nicht mehr antun wollte. Anfang des Jahres hatte ich ihn direkt in den Urlaub geschickt, um mich alleine in die Arbeit zu stürzen. Damit ich mich ausreichend ablenken konnte, hatte ich den Shop mehrfach umsortiert, bis ich zufrieden gewesen war. Den Social Media Account hatte ich wieder ins Leben gerufen, wodurch ich genügend Kunden angelockt hatte. Ich hatte sogar mit der Überlegung gespielt, ob ich noch eine weitere Filiale eröffnen sollte. In Bluefort hatte ich mir schon eine Ladenfläche angeschaut, die mir gefallen hatte, aber ich war noch am überlegen. Zoe hatte mir davon abgeraten, da es mir auf Dauer nicht guttun würde. Sie wollte das beste für mich und das wusste ich. Marek summte leise vor sich her, während er meinen Nacken weiter massierte.
„Möchtest du wirklich in eine Bar?", fragte Marek nach. Seine Stimme war unsicher. „Warum?", hakte ich nach. „Ich bin ehrlich zu dir, derzeit bin ich ein wenig knapp bei Kasse, da ich ein paar Schulden bezahlen musste", sagte er leise. Umständlich drehte ich mich zu ihm herum. „Kein Problem, ich gebe dir den Abend aus. Oder wir setzen uns bei mir gemütlich hin", bot ich ihm an.
In den letzten Woche hatte ich gelernt, dass er sich ungerne etwas ausgeben ließ, aber trotzdem bot ich es ihm an. Er hatte aufgehört meinen Nacken zu massieren, was für mich ein klares Zeichen war, dass er überlegte, was er antworten sollte. Langsam drehte ich mich in meinem Drehstuhl um und schaute zu ihm herauf. Seine Naturroten Haare hatte er dieses Mal nicht zu einem kurzen Zopf gebunden, wodurch sie ihm ins Gesicht fielen. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe, welche davon schon total kaputt war.

DU LIEST GERADE
Zeit ist Geld
Novela JuvenilZwei Männer. Eine Auktion. Jeder ein anderes Ziel. Im Auktionshaus Caparelli werden keine wertvollen Gegenstände ersteigert, sondern Dates. Während die Auktion für den einen die Zukunft bestimmt, würde der andere lieber mit einem Glas Rotwein zu H...