#41 Wiedersehen

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Jordan

In den letzten anderthalb Jahren habe ich nur gehofft, dass ich die Wohnung nochmal mit Logan betreten, aber niemals gedacht, dass es Wirklichkeit wird. Leise liefen wir die Treppe hoch. Bereits bei der Mitte konnte ich die Stimmen von Marek und Zoe hören, die aus dem Wohnzimmer drangen. Ich hatte Marek noch nichtmal gefragt, ob er vorbeikommt, aber es war natürlich praktisch, auch wenn ich den Abend lieber mit Logan alleine verbringen wollte. Als wir im Türrahmen standen, fielen die Blicke direkt auf uns. Zoes Weinglas fiel auf den Boden herab.

„Ich glaube, dass ich zu viel Wein getrunken habe", sagte sie. Leise lachte ich, obwohl ich ihre Reaktion vollkommen nachvollziehen konnte. „Sag mir bitte, dass das nicht das Weinglas war, welches ich dir geschenkt habe", hoffte Logan.

Langsam stand Zoe auf und umrunde die Scherbe, um schließlich auf uns zuzukommen. Marek regte sich kein Stück, sondern lächelte nur, was mir bestätigte, dass er von allem Bescheid gewusst hatte. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass ich nichts bemerkt hatte. Meine Schwester legte ihre Hand auf Logans Brust, als ob sie schauen wollte, ob er wirklich lebte. Im Shop war es mir nicht anders gegangen und ich hatte gedacht, dass ich halluzinierte, weil ich zu viel arbeitete. Glücklicherweise hatte er sich nicht in Luft aufgelöst, sondern stand nun neben mir und erhielt aufeinmal eine Backpfeife von meiner Schwester.

„Wo warst du? Weißt du eigentlich, was du Jordan angetan hast? Wie scheiße es ihm ging, weil er dachte, dass du Tod bist? Was er alles gemacht hat, um sich abzulenken?", von Wort zu Wort wurde sie lauter und ihr liefen Tränen über die Wangen. Ich war mir sicher, dass sie sich freute ihn zu sehen, aber ihrer Wut Platz geben musste. „Beruhig dich und ich erkläre, warum ich das gemacht habe", bat Logan sie. „Ich hoffe für dich, dass es eine gute Erklärung ist", sagte meine Schwester.

Ich wusste, dass die Erklärung gut war. Zoe würde das auch erkennen, war ich mir sicher.

***

Nachdem Logan meiner Schwester alles erzählt hatte, hatte sie tatsächlich Marek aus der Wohnung geschmissen. Sie machte es mehr sauer, dass er Bescheid wusste und mir nichts gesagt hatte. Wenn ich ehrlich war, war es bei mir nicht anders. Er hatte gesehen, wie schlecht es mir ging und mir noch nichtmal einen Hinweis gegeben, dass Logan lebte. Ich hatte ihm noch nichtmal die Chance gegeben, dass er sich erklären konnte, aber das wollte ich nachholen. Für den Abend reichten mir erstmal die Informationen, die ich erhalten hatte und ich war glücklich darüber, dass ich Logan wieder bei mir hatte.

„Ich habe noch eine Frage, die ich dir vorhin schon gestellt haben wollte. Was ist mit deiner Mutter? Du hast nur gesagt, dass sie in einer Klinik ist", wollte ich schließlich noch wissen. Seufzend fuhr er sich durch die kurzen Haare, die für mich gewöhnungsbedürftig waren. „Sie hatte vor Jahren einen Schlaganfall. Ihre Rechte Seite ist vollständig gelähmt. Dad hatte sich um die Klinik gekümmert, da von uns keiner die Pflege übernehmen konnte. Nach der ersten Rechnung ist ihm aufgefallen, dass er dann sein luxuriöses Leben nicht weiterführen kann. Jamie hat es nicht interessiert, wenn jemand starb, wodurch für ihn die Morde kein Problem waren, um an das Erbe zukommen", erzählte Logan.

Hart schluckte ich. Erst in dem Moment zählte ich eins und eins zusammen. Jamie hatte seine Frau umgebracht. Und seinen Vater. Es war für einen guten Zweck, aber es war eine schreckliche Tat. Wie Logan schon sagte, interessierte seinen Bruder das nicht, wenn jemand starb, aber er hatte sich strafbar gemacht. Er konnte dafür ins Gefängnis kommen, wenn ihn jemand verriet oder es Spuren gab. Da er Arzt war, glaubte ich noch nichtmal an Spuren, da er wahrscheinlich wusste, was man nachweisen konnte. Er hätte mich eiskalt bei einer Behandlung umbringen können, aber hatte es wahrscheinlich nicht getan, weil es ihn nichts gebracht hätte. Vielleicht war es auch einer der vielen Gefallen, die Logan eingelöst hatte.

Zeit ist GeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt