111 km/h /// Julian Köster ff

9 - flüchtige Euphorie - Julian

- Sonntag, 24.03.24 - Green Light/Lorde -

Das Adrenalin schoss mir immer noch durch die Adern, obwohl wir bereits duschen waren und uns bereits fertig machten für die Grillparty heute Abend. Laute Musik schallte aus der Box, die in der Umkleidekabine aufgestellt war und viele von uns sangen zu den Tönen des Songs Everybody der Backstreet Boys mit.

Das Spiel war super gelaufen und der Großteil von uns hatte sich zu Spitzenleistungen angetrieben, wodurch wir mit einer eindeutigen Tordifferenz aus dem Kräftemessen mit Stuttgart gegangen waren. Ich bekam ein Bier durchgereicht und ohne viel darüber nachzudenken, nahm ich es an und trank die ersten Schlücke. Ich war in der letzten Zeit selten so euphorisch gewesen wie momentan.

Mit einem breiten Grinsen stieß ich mit Tom an, der direkt neben mir auf der Bank platzgenommen hatte. Er würde heute auch mit zur Party fahren und wir würden ihn dorthin mitnehmen. Ich war unglaublich dankbar, in der Mannschaft noch jemanden in meinem Alter zu haben, mit dem ich echt auf einer Wellenlänge war. Zusätzlich war es auch super, dass wir auf der selben Position spielten und uns so fast blind verstanden. Heute hatten wir uns effektiv auf dem Spielfeld abgewechselt und hatten unseren Spaß daran, den Stuttgarter Gegenüber auszutricksen. So war es für uns beide ein starkes Spiel gewesen.

Als auch die letzten Trödler der Truppe fertig waren, machten wir uns auf den Weg durch die Katakomben zum Spielerausgang, vor welchem auch schon eine kleine Gruppe an Leuten auf uns wartete. Direkt erkannte ich Lous geglättete Haare und mein Herz machte einen kleinen Satz. Heute war mir tatsächlich egal, wie schlecht die Stimmung zwischen uns die letzten paar Tage gewesen war.

Ich lief schneller auf sie zu und bei ihr angekommen, küsste ich sie vor allen direkt auf den Mund. Der Kuss war warm und angenehm und ich merkte, wie sie lächeln musste. Dann wurde mir bewusst, wo wir uns gerade befanden, und löste den Kuss schnell wieder, bevor mir auch direkt die Röte in die Wangen schoss. Normalerweise zeigten wir beide in der Öffentlichkeit nur ungern so körperlich unsere Liebe. Aber just in diesem Moment war es mir wirklich egal und wir beide strahlten uns an.

Als nächstes fiel mir ein inzwischen bekannter blauer Zopf in die Augen. In meinem Hirn ratterte es, bis mir wieder einfiel, dass Lou ja diese Mia mitbringen wollte zum Spiel. Innerlich spürte ich wieder einen Anflug an Schuldgefühlen, die jedoch nicht die Freude übertrumpfen konnten, die meine ganze Seele ausfüllte. So holte ich leicht Luft und fragte: "Du bist Mia, richtig?" Sie nickte nur zur Antwort.

Ich zeigte mein charmantes Lächeln, das ich auch in Fotos zum Einsatz brachte, und führte aus: "Lou hat schon ein wenig von dir erzählt. Wie hat dir das Spiel gefallen?" Lou bemerkte, wie förmlich ich war, und fiel in das Gespräch ein: "Darüber können wir auch noch gleich reden. Wir werden nämlich Mia mit zum Grillen nehmen." Ich blickte sie überrascht an.

Ich wusste zwar, dass die zwei sich neulich getroffen hatten und auch gut verstanden hatten, aber dass Lou sie direkt allen vorstellen wollte, fand ich mutig. Immerhin kannte ich sie auch noch nicht gut, aber trotzdem kam die Sorge in mir hoch, dass sie Lou eventuell ausnutzen könnte, um an uns Mannschaft heranzukommen. Mia öffnete den Mund und meinte: "Aber natürlich nur, wenn das mit euch okay ist. Ich weiß, es kommt komisch, weil ich keine Spielerfreundin oder so bin. Aber Kira hat mich eingeladen und ich wollte jetzt auch nicht unhöflich sein und ablehnen."

Als Kira Blohme ihren Namen hörte, wandte sie sich um und meinte: "Von mir aus kannst du gerne ab jetzt bei jedem Treffen dabei sein. Sie hat echt nochmal Dinge auf dem Feld gesehen, die nicht mal Lukas aufgefallen sind. Sie ist echt smart!" Mia lachte und man konnte sehen, wie sich ihre Wangen rosa färbten. Sie warf Kira eine Kusshand zu und meinte: "Aber ich kann natürlich auch nach Köln zurückfahren, wenn es für euch zu unangenehm ist."