51 - Team - Mia

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- Dienstag, 07.05.24 - Could Have Been Me/The Struts -

Mit großen Schritten machte ich mich auf den Weg zur Trainingshalle. Aus der offenen Tür, die mit einem Stein vom Zufallen blockiert war, hörte ich bereits das Quietschen von Sportschuhen auf dem Hallen und das Geräusch, das ein geharzter Ball auf einem Vinylboden verursachte. So musste sich Heimat anhören, kam es mir in diesem Moment.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen trat ich, bewaffnet mit meinem Handy, einer großen Powerbank und meinen Kopfhörern, in den Vorraum der Halle und war nun bereit für einen großen Tag mit Social Media. Da heute die Uni für mich vorab angekündigt ausgefallen war und ich auch nicht auf eine anstehende Klausur lernen musste, hatte ich also den Tag so gut wie frei.

Am Sonntag hatten Juli und ich über WhatsApp geplant, wie wir die Lattenschießen-Challenge angehen wollten und als ich angeboten hatte, einfach heute im Training zu erscheinen, hatte er direkt zugesagt und gemeint, dass er mal rumfragen würde, wer an Spielern theoretisch mitmachen würde. Und natürlich, wie es das Schicksal wollte, hatten ausgerechnet Miro und Tom Lust, bei der Aktion mitzumachen.

Eigentlich wollte ich ja noch ein wenig Abstand zu Tom halten, aber gerade die letzte Woche hatte mir gezeigt, wie viel glücklicher ich doch in Julis Gegenwart war und so war auch ein Großteil des Crushes, den ich am Montag noch so stark gefühlt hatte, bereits wieder verflogen. Entsprechend freute ich mich tatsächlich eher auf heute und grinste in mich herein, als ich die Tribüne der Trainingshalle betrat.

Unten waren die Jungs tatsächlich schon in der zweiten Stunde der Trainingseinheit und sahen entsprechend fertig aus, was mich erneut zum Grinsen brachte. Ich überprüfte, ob ich vielleicht ein bekanntes Gesicht auf den Seitenlinien des Feldes erkannte, doch Fehlanzeige. Das einzige Gesicht, das ich tatsächlich einordnen konnte, war neben dem Trainer Goggi ausgerechnet der geliebte Physiotherapeut.

Ercan, der anscheinend meine Bewegungen auf den Tribünen mitbekommen hatte, grinste und winkte mich zu sich herunter. So betrat ich schnell die breiten Treppen, die in die untere Etage führten und betrat den breiten Raum vor dem Feld. Er öffnete zum Gruß die Arme und so überlegte ich nicht lange, als ich ihn kurz umarmte. Er hatte in der letzten Zeit so viel für mich getan, da war diese Umarmung keinen zusätzlichen Gedanken wert.

Er betrachtete mein Bein und meinte dann: "Gut siehst du aus! Ist wieder alles okay?" Ich grinste ihm ins Gesicht und nickte. "Ja. Danke dir nochmal! Du hast echt unglaublich geholfen." Er lachte leise und grinste dann: "Nicht der Rede wert. Schau mal." Er zeigte mit einem Finger auf einen der Spieler, der gerade in einer Reihe den anderen hinterher lief und mir klappte wortwörtlich die Kinnlade herunter. Das war doch nicht etwa...

"Lukas?", fragte ich, eigentlich an Ercan gewandt. Anscheinend war das aber etwas zu laut gewesen und so schaute der bärtige Spieler zu mir rüber. Als er mich erkannte, winkte er und grinste stolz. Wie konnte er bitte schon wieder trainieren? "Der sieht super aus! Krass, dass er schon wieder mittrainiert!" Ercan grinste und antwortete: "Nicht? Er macht sich schon wieder richtig gut da draußen." Ich nickte und freute mich ein wenig mit ihm über die positiven Neuigkeiten.

Durch meine anscheinend etwas zu laute Aussage gerade schaute auch Juli zu uns und grinste breit, als er mir winkte. Prompt verpasste er den Ball, den er gerade zugepasst bekam und konnte ihm nur mit Mühe hinterherjoggen. Ellidi, der diesen Ball gerade geworfen hatte, folgte Julis Blick und erkannte mich. Auch er winkte, bevor er sich wieder dem Training zuwandte und leise über Julis vergebliche Mühen lachte, wie er versuchte, den Ball noch irgendwie im Rollen aufzuheben.

Vielleicht hätte ich mich auch nicht direkt so laut aufmerksam machen sollen, denn nun lagen direkt mehrere Augenpaare, sowohl von Spielern als auch von Trainern, auf mir und für einen kurzen Moment wollte ich einfach nur im Fußboden versinken. Zum Glück lenkte mich eine Stimme von hinter mir ab. "Du musst sicher Mia sein, oder?" Ich wandte mich um und erkannte eine junge Frau mit schulterlangen, braunen Haaren und einer Kamera um den Hals. Ich lächelte und erinnerte mich an etwas, das Juli gestern noch geschrieben hatte. Ich würde heute nicht alle Medienarbeit alleine machen.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt