111 km/h /// Julian Köster ff

20 - Kokoswasser - Mia

- Freitag, 05.04.24 - Heat Up/Giant Rooks -

Unschön schwitzend ließ ich mich auf eine kleine Bank am Ende des Takufeld-Parks fallen. Juli ließ sich direkt neben mir nieder und keuchend beobachteten wir die wenigen Leute, die sich an so einem grau-bewölkten Tag dazu aufgerafft hatten, ein wenig in die Natur zu gehen. "Naja, und jetzt schlaf ich gerade in dem Hotel", beendete Juli seine kleine Erzählrunde.

Nachdem Franzi nach unserer kleinen Saufgeschichte für mehrere Wochen als meine Jogging-Partnerin ausgefallen war und mein Trainer mich bereits gefragt hatte, wo meine Kondition hin war, war mir aufgefallen, dass ich seit zwei Wochen nicht mehr Joggen gewesen war. An genau dem Dienstag hatte mich spätabends noch Juli angerufen und hatte gemeint, dass wir uns treffen könnten, damit er ein bisschen die Gelegenheit hatte, zu erzählen.

Da auch Lou bis zu dem Zeitpunkt nicht an ihr Handy gegangen war und Tom mir ja nur die Kurzfassung beigebracht hatte, lag die Annahme nahe, dass sie momentan mit niemandem reden wollte. Also ließ ich sie fürs Erste mal in Ruhe. Sie würde sich schon wieder melden, wenn sie jemanden zum Reden brauchte. Auch wenn ich es ein wenig seltsam fand, dass sie sich so von mir abkapselte. Aber naja, was konnte ich schon groß tun. Also beschloss ich, die Geschichte noch einmal aus erster Hand zu hören. Nachdem Juli das angeboten hatte, passte es also wie die Faust aufs Auge, dass wir uns nun zum Joggen verabredet hatten.

Keuchend und nach Luft ringend saß ich so neben ihm. Ihm liefen zum Glück auch die Schweißtropfen von der Stirn, sodass ich mich nicht mehr ganz so schlecht fühlte. Wenn selbst ein Profisportler schwitzte, musste es wirklich anstrengend gewesen sein. Ich zog ein Bein an meine Brust und legte die Arme auf dem Knie ab. Dann blickte ich ihn an. "Und ihr habt seitdem nicht mehr miteinander geredet?"

Er schüttelte den Kopf und blickte betroffen zu Boden. "Keine Ahnung, ich trau mich bisher noch nicht, ein paar Sachen aus unserer... ihrer Wohnung zu holen. Einfach nur, weil sie gerade da sein könnte." Ich nickte und überlegte weiter. "Aber irgendwann müsst ihr miteinander reden. Spätestens morgen." Er hatte bereits davon erzählt, dass er eine Wohnung in Ehrenfeld ergattert hatte und schon am Samstag, also morgen, dort einziehen würde.

So sehr ich mich auch für ihn über die positive Nachricht freute, umso mehr war ich auch verwirrt, wie die zwei jetzt tatsächlich auseinander gegangen waren. Ich wusste bislang nur, dass er direkt nach dem Streit losmusste. Aber wie es zu dem Streit kam, hatte er mir immer noch nicht erzählt. "Und wie... naja, worüber habt ihr eigentlich gestritten?"

Er schluckte und zuckte mit den Schultern. "Mal wieder über alles und gleichzeitig nichts. Keine Ahnung, ich glaub du weißt ja schon, dass auch davor schon nicht alles super lief. Wir hatten zwischenzeitlich echt Kommunikationsprobleme und haben oft aneinander vorbei geredet. Plus, irgendwie hab ich da voll gemerkt, dass sie mir nicht mehr vertraut." Ich nickte. So etwas Ähnliches hatte mir Lou auch schon erzählt.

"Ich meine, okay, da war noch mehr, klar. Sie war halt auch noch wegen der Geschichte an der Party auf mich sauer. Das verstehe ich auch gut. Da hab ich wirklich verkackt. Und, naja..." Ich blickte ihn an und wartete darauf, dass er weiter redete. Er druckste ein wenig herum. "Also, ähm... da war auch noch die Sache mit dir." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Was hatte ich denn bitte mit dem ganzen Schlamassel zu tun?

Er fing meinen verwirrten Blick auf und fuhr fort. "Du hattest mir ja am Freitag deine Nummer gegeben." Ich nickte langsam, so weit kam ich auch noch. "Ich hab dich halt so eingespeichert, wie alle anderen auch, die ich mit dem VfL in Verbindung bringe." Dann zog er sein Handy aus der Hosentasche und zeigte mir seine ganzen WhatsApp-Chats. Häufig sah ich blaue Herzen hinter den Namen und schließlich entdeckte ich auch meinen Namen, auf welchen ein solches Herz folgte.