55 - 121 km/h - Mia

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- Samstag, 25.05.24 - Beautiful Things/Benson Boone -

Ich öffnete meinen Laptop und wartete mit dem geöffneten Zoom-Meeting ungeduldig darauf, dass Celine endlich beitreten würde. In den letzten zwei Wochen war es zu unserer Angewohnheit geworden, uns relativ kurzfristig zusammen zu telefonieren. Nach dem Lattenschießen waren an die dreitausend Ideen in meinen Kopf geflattert, die ich nun nach und nach mit dem Gummersbacher Team oder mit meinen Mädels aus Ehrenfeld umsetzen wollte. Danach war Celine für mich die erste Ansprechpartnerin im Kontext von Social Media geworden, wodurch wir beinahe täglich miteinander telefonierten und meine Ideen gemeinsam ausarbeiteten.

Die letzten drei Reels, die wir schlussendlich auf dem offiziellen VfL-Account gepostet hatten, waren ganz gut angekommen und hatten uns die Bestätigung sowohl von Fans als auch von Spielern geliefert, dass wir mit dieser Aktion weitermachen konnten. Wie die letzten zwei Samstage auch hatten wir uns heute auf 11:30 Uhr auf Zoom verabredet, weil dann die Jungs mit ihrem Vormittagstraining fertig sein würden und wir beide so eine Stunde Zeit hätten, uns auszutauschen.

Ich trank einen Schluck von meinem lauwarmen Cappuccino aus meiner Lieblingstasse und setzte den Laptop auf meinem Schoß ab. Wie so oft saß ich auch jetzt gerade auf meiner kleinen Kücheninsel und ließ meine Beine baumeln.

Dann sah ich ein zweites, kleines Fenster in Zoom aufploppen. Schnell aktivierte ich mein Mikrofon und begrüßte die grinsende Celine, die sich anscheinend auf den Tribünen der Trainingshalle niedergelassen hatte, auf denen ich auch immer regelmäßiger auftauchte.

"Hey, Süße! Na, wie war das Training?", grinste ich sie an. Sie warf einen Blick hinter die Kamera und antwortete dann: "So wie immer halt. Die Jungs haben mal wieder nach dir gefragt." Wir beide lachten. Die Jungs waren wirklich lieb zu mir die wenigen Male, die ich nun bei ihnen zum Filmen verbracht hatte, und hatten mich herzlich in ihre kleine Gruppe aufgenommen, obwohl ich noch nicht einmal offiziell dort arbeitete. Celine fügte der Aussage noch hinzu: "Gib dem Spaß noch zwei Wochen, dann haben sie dich lieber als mich." Sofort schoss mir eine rote Farbe ins Gesicht und ich winkte lachend ab: "Ach was. Dich kann niemand so schnell ersetzen."

Sie lachte ebenfalls, aber ihr Lächeln verlor etwas an Kraft. Besorgt zogen sich instinktiv meine Augenbrauen zusammen. Gerade, als ich fragen wollte, was los war, liefen einige Blau tragenden Menschen durch den Hintergrund ihres Bildes. Unter den vier vorbeilaufenden Spielern erkannte ich auch den roten Haarschopf von Tom und musste unwillkürlich grinsen. Wir zwei hatten uns in der letzten Zeit nur wenig gesehen, zuletzt beim Stadt-Land-Fluss-Short, das wir vor zwei Wochen abgedreht hatten. Aber ich hatte ihn durch die Zeit, die wir auf Distanz verbracht hatten, schon ein wenig vermisst.

Ich war mir nicht ganz sicher, wie es um ihn momentan stand und wollte ihm auch nicht zu nahe treten und ihn anschreiben. Deshalb freute ich mich insgeheim umso mehr, als er anhielt und hinter Celine trat. Er winkte in die Kamera und meinte grinsend: "Hey, Mia! Lange nicht gesehen!" Ebenfalls grinsend nickte ich. Celine trennte das Kabel ihrer Kopfhörer vom Laptop, sodass Tom hören konnte, was ich sagte.

Schnell antwortete ich ihm neckend: "Ja! Und wessen Schuld ist das?" Er lachte und hob die Hände wie zur Verteidigung. "Ja ja, meine, schon klar. Wann kommst du wieder her? Wir vermissen dich!" Celine grinste in die Kamera und ich wusste, dass ihr Grinsen auf ihren Kommentar gerade eben bezogen war. Entsprechend reagierte ich auch: "Seid lieber dankbar, dass ihr so jemand Tolles wie Celine immer an eurer Seite habt." Dankbar lächelte sie mich an.

Im Hintergrund erkannte ich einen vorbeilaufenden Juli, der ebenfalls beim Anblick meines Gesichts auf dem Laptop anhielt, hinter Celine trat und Tom einen Arm um die Schultern legte. Mein Lächeln vergrößerte sich noch einmal, wenn das überhaupt möglich war, und ich winkte ihm. Celine öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schien aber mit den Worten zu ringen. "Ich... ähm..." Wieder zogen sich meine Augenbrauen zusammen und besorgt wartete ich darauf, dass sie fortfuhr.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt