- Samstag, 04.05.24 - Mirrors/Justin Timberlake -
Wie immer vor einer Klausur zitterten meine Hände leicht, als ich frühmorgens neben Juli im Polo saß. Juli parkte in diesem Moment das kleine auf dem Parkplatz vor der Schwalbe-Arena, auf welchem auch schon der Mannschaftsbus des VfL wartete. Juli, der ebenfalls leicht nervös schien, drehte den Schlüssel in der Zündung und wandte sich dann zu mir. "Bereit?", fragte ich ihn vorsichtig, während er langsam nickte.
Heute würde für uns beide eine schwere Prüfung anstehen - ich würde heute Nachmittag die Klausur zu Theatralik schreiben, während er heute das Topspiel gegen den Liga-Ersten, die Füchse Berlin, bestreiten müsste. Entsprechend war es nur natürlich, dass bei uns beiden die Nerven ein wenig durchgingen. Wir lösten unsere Gurte und stiegen beinahe simultan aus dem weißen Auto.
Er warf einen nervösen Blick zum Mannschaftsbus, doch ich lehnte mich gegen die Motorhaube und zog ihn an seinen Händen zu mir. Dann schaute ich ihm direkt ins Gesicht und lächelte ihn sanft an. "Es wird alles gut werden. Wir beide schaffen das. Davon bin ich fest überzeugt." Er erwiderte das Lächeln halbherzig und atmete einmal tief durch, bevor er die Hände in die Hosentaschen steckte. "Solange du davon überzeugt bist..." Ich lachte leise und nickte.
Dann zog ich etwas aus meiner Hosentasche, was ich die Fahrt über darin versteckt gehalten hatte. Es war ein kleines Kettchen, das eigentlich für einen Fußknöchel gedacht war. Dieses Kettchen hatte ich nach meinem ersten gewonnenen Handballspiel von meiner Mutter bekommen und trug es seitdem bei jedem Spiel an meiner Wasserflasche mit mir. Doch heute würde er es dringender brauchen als ich, so wie es schien.
Ich hielt es ihm auf meiner ausgestreckten Handfläche hin und er nahm es in die Hand, um es eingehender zu betrachten. Schnell meinte ich: "Nicht geschenkt, nur geborgt. Das ist mein Glücksbringer. Wenn du die an deiner Wasserflasche festmachst, kann dir nichts passieren." Er lächelte mich dankbar an, bevor er es sicher in seiner Hosentasche verstaute. Dann lachte er leise. "Ungefähr das selbe hatte ich heute auch vor."
Dann zog er seinen Schlüsselbund aus der anderen Hosentasche, von welchem er ein kleines, gelbes Quietsche-Entchen löste und mir in die Hand drückte. "Drück sie während der Klausur und du bekommst eine fünf. Vertrau mir. Goggi hätte mich dafür fast mal aus der Spielnachbesprechung geschmissen. Aber sie ist super dafür, dass du dich konzentriert bleibst und zu tausend Prozent auch dein Bestes gibst. Also pass bitte gut auf Berta auf." Ich lachte leise, bevor ich den kleinen Talisman in meiner Handfläche genauestens betrachtete. 'Berta' war tatsächlich extrem knuffig.
So grinste ich ihn an und meinte: "Danke. Genau das, was ich gerade gebraucht habe." Dann zog ich seinen Kopf zu meinem herunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Er zog mich an meinen Hüften ein wenig näher an sich heran und erwiderte kurz den Kuss, bevor er sich vorsichtig von mir löste und sich durch die Haare fuhr. Dann lächelte er leise und flüsterte fast schon: "So, jetzt kann ich gehen."
Langsam bewegte er sich zum Kofferraum des Polos und zog seine überdimensionale Trainingstasche daraus hervor. Er legte sie sich über die Schulter und schloss den Kofferraum dann wieder geräuschvoll. Ich begab mich zu ihm und schaute ihm fragend ins Gesicht. "Du, Juli? Ist es wirklich okay, wenn ich demnächst ein Bild von uns poste?" Er lächelte mich sanft an.
Wir hatten bereits gestern darüber gesprochen, dass ich dieses Wochenende unsere Beziehung öffentlich machen wollte und wie ich es angehen würde. Doch ich wollte nicht zu viel verraten und hatte ihm deshalb auch das Foto, das ich dafür ausgesucht hatte, noch nicht gezeigt. "Natürlich ist es okay. Du schaffst das schon."
Ich grinste ihn dankbar an und stellte mich noch einmal auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. Dann begaben wir uns vor den Mannschaftsbus, vor welchem er mich nochmal an sich zog und ein letztes Mal küsste. Ich grinste in den Kuss hinein und schob ihn dann vorsichtig, aber stetig von mir. "Jetzt auf, sonst bist du wirklich der allerletzte im Bus." Er lachte und schmiss seine Tasche mitsamt Autoschlüssel in den Unterbau des Busses. "Das war es allemal wert."
Ich lachte leise und winkte ihm noch, als er in den Bus stieg und mich zum Abschied noch einmal anlächelte. Es war unglaublich, wie verknallt ich doch in diesen Mann war. Mein Herz schlug wieder einmal knapp tausend Schläge pro Minute und beinahe hätte ich vergessen, dass wir vermutlich gerade von allen im Bus sitzenden Spielern beobachtet werden konnten. Als mir diese Tatsache wieder einfiel, glitt mein Blick hoch zu den Fenstern, aus denen mich tatsächlich mehrere Gesichter anschauten.
Darunter erkannte ich auch Miro und Tom, denen ich direkt zuwinkte. Miro erwiderte das Lächeln und winkte ebenfalls, während Tom nur auf seiner Unterlippe herumkaute und dann ebenfalls leicht lächelte. Da ich die Spieler aber auch nicht weiter stören wollte, warf ich Juli, der sich inzwischen neben Tom gesetzt hatte, eine Kusshand zu und begab mich dann in Richtung der nächsten Bushaltestelle. Klar, es war umständlich, dass ich Juli heute mit zum Bus in Gummersbach begleitet hatte, aber das war es mir definitiv wert gewesen.
Unterbewusst zog ich Berta wieder aus meiner Hosentasche hervor und drückte sie einmal, woraufhin sie einen unangenehmen Ton von sich gab. Jetzt verstand ich Julis Aussage von vorher auch und grinste in mich hinein, während ich auf den nächsten Bus in Richtung Hauptbahnhof wartete. Für einen kurzen Moment vergaß ich komplett die Klausur, die heute Nachmittag noch auf mich zukommen würde, und drückte den Jungs die Daumen. Das Spiel würde nicht einfach werden und die Chance war groß, dass sie es nicht gewinnen würden. Doch trotzdem vertraute ich darauf, dass die Jungs alles geben würden, um auf dem Spielfeld abzuliefern. Dafür kannte ich sie zu gut.
Mein Herz schlug immer noch extrem schnell und langsam, aber sicher verflogen alle fehlgeleiteten Gefühle, die ich vor einer Woche noch für Tom gefühlt hatte. Ich war zwar unendlich dankbar für unsere Freundschaft, aber niemand könnte mich so gut fühlen lassen, wie ich mich in Julis Gegenwart fühlte. Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und tippte in den Chat zwischen Juli und mir: 'Ich liebe dich. Viel Glück euch <3', bevor ich es wieder schloss und in meiner Hosentasche verschwinden ließ. Nun war ich wirklich bereit für die Klausur, die mich gleich erwarten würde.
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Ein vergleichsweise sehr kurzes und knackiges "Füller-"Kapitel. Ich hoffe, es gefällt trotzdem!
Es ist so unglaublich, dass schon bald die Geschichte vorbei ist. Ich habe by the way beschlossen, dass ich auf jeden Fall noch ein Sequel schreiben werde, auch wenn noch nicht so ganz feststeht, um wen es sich dabei tatsächlich drehen wird. Ich möchte aber gedanklich auf jeden Fall noch ein wenig im Universum JulixMiaxTom bleiben und da an ein paar Stellschrauben drehen.
(Die Idee ist gerade tatsächlich, dass es eine Juri Knorr-ff wird, auch wenn ich den lieben Herrn nicht wirklich wegen seiner Media-Präsenz leiden kann. Oder vielleicht auch nicht. Wir werden sehen xD)
Bis zum nächsten Kapitel und alles Liebe, eure Ella <3
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111 km/h /// Julian Köster ff
FanfictionHandball, Uni, Instagram und Köln. Das sind alle Themen, die Mia in ihrer kleinen Welt momentan interessieren. Als leidenschaftliche Spielerin geht sie auch an ihrem neuen Wohnort regelmäßig zu nahegelegenen Bundesligaspielen. Doch das Spiel des Ber...