111 km/h /// Julian Köster ff

42 - Nummer 7 - Mia

- Sonntag, 28.04.24 - Bad Girls/M.I.A. -

Vorsichtig schlängelte ich mich an den sitzenden Personen vorbei zurück zu meinem Platz in der Runde der Spielerfreundinnen und -frauen. Ich war unglaublich nervös. Zum einen musste ich heute den ganzen Spielern und Freundinnen erklären, dass ich nun mit Juli zusammen war. Das an sich war schon nicht einfach, aber die Sache wurde auch nicht einfacher dadurch, dass wir heute Abend alle gemeinsam Miros und Toms Geburtstag feiern würden.

Zum anderen würde ich heute Abend Tom ins Gesicht schauen müssen und ihm zeigen müssen, dass das aus uns final nichts wurde. Ein kleiner Teil meines Herzens schmerzte immer noch bei dem Gedanken, dass ich ihn erneut so enttäuschen müsste. Ich hatte unglaubliches Glück im Unglück gehabt die letzten paar Tage. Ich atmete tief durch und setzte mich vorsichtig. Links und rechts neben mir waren jeweils noch Plätze frei, wofür ich momentan tatsächlich ganz dankbar war.

So konnte ich noch kurz meine Gedanken sammeln und mir die Worte schon zurecht legen, als ich direkt von hinter mir hörte: "Hey, Mia!" Ich wandte mich um und erkannte direkt eine grinsende Kira, die sich an Lukas Arm festhielt und gemeinsam mit ihm langsam die Treppen zu unseren Plätzen herunterstieg. Ich setzte ebenfalls mein überzeugendstes Grinsen auf und winkte ihr. Die zwei brauchten, wider Erwarten dank Lukas' Knie, nicht lange für die letzten Treppenstufen und schon setzten sie sich rechts von mir auf die zwei Klappstühle.

Schnell sagte ich: "Gut seht ihr aus! Lukas, du läufst schon wieder richtig rund!" Dieser strahlte mich an und entgegnete: "Ja, es fühlt sich schon viel besser an. Die Reha läuft super und ich fang schon wieder an, längere Strecken zu laufen. Ich freu mich so extrem darauf, wieder mittrainieren zu können." Ich lächelte. Ich hatte mich damals mit meinem Kreuzbandriss genauso darauf gefreut, endlich wieder den Sport treiben zu können, den ich liebte.

Ich wollte gerade antworten und ihn beglückwünschen, da hörte ich eine weitere Stimme hinter uns: "Hey, Kira, Lukas!" Wir wandten uns erneut um und ich konnte ein weiteres Mädchen mit langen, dunkelblonden Haaren auf uns zukommen. Ich warf Kira einen verwirrten Blick zu. Als sich das Mädchen links neben mich setzte, blickte ich sie verwundert an.

"Hey, ich kenn dich noch gar nicht! Ich bin Mia." Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie schüttelte und antwortete: "Hey, ich bin Kathleen. Ich gehöre zu Miro Schluroff. Bist du neu?" Ich nickte und antwortete: "Ja, ich kenne die Jungs erst seit Kurzem. Cool, Miro hat schon ein wenig von dir erzählt. Schön, dich kennenzulernen!" Sie lächelte und bot mir sofort an, sie zu umarmen, was ich im Sitzen auch tat.

"Die Freude ist ganz meinerseits. Und zu wem gehörst du?" Ich schluckte und zögerte. Es hatte eigentlich keinen Sinn, es ihnen vorzuenthalten. Sie würden es so oder so spätestens heute Abend herausfinden. "Ähm, also, ich..." Ich schaffte es nicht, den Satz zu Ende zu bringen. Kira merkte dies und antwortete für mich: "Das ist eine Freundin von Lou." Kathleen nickte und warf einen Blick um uns herum. "Okay. Wo habt ihr denn die liebe Lou gelassen?"

Ich atmete tief durch. Jetzt oder nie. "Ich... ich bin heute alleine hier. Lou kommt heute nicht. Es ist einiges passiert", fügte ich an Kira gewandt hinzu. Ihre Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. "Meinst du die Sache mit der Trennung?" Ich nickte. Ich hatte bereits erwartet, dass Kira davon wusste, dass sich Lou von Juli getrennt hatte.

Kathleen, für die diese Information anscheinend neu war, klappte der Mund auf. "Wie, Trennung? Wer hat sich getrennt?" Ich schluckte erneut den Kloß in meinem Hals herunter und erklärte: "Lou hat sich von Juli getrennt." Kathleen wirkte sichtlich geschockt, aber Kira nickte. Sie führte aus: "Ja, das ist alles ein bisschen unglücklich gewesen. Aber so weit ich weiß, haben die zwei schon miteinander geredet und sind jetzt anscheinend einfach nur befreundet." Ich nickte zur Bestätigung. So weit Kira wusste, war dies auch so. Allerdings machte es mir die ganze Sache auch nicht wirklich einfacher.