29 - Fotolächeln - Mia

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- Samstag, 13.04.24 - Midnight City/M83 - tw: Alkoholkonsum -

Ich betrat die Umkleidekabine. Zum Glück war noch ein Platz neben der Tür frei, welchen ich mir unter den Nagel riss und mich beeilte, noch zu den anderen aufzuschließen, welche gerade alle unter der Dusche standen oder darauf warteten, genau das tun zu können. Schnell entkleidete ich mich und schlüpfte in meine Adiletten, bevor ich mein Handtuch und Duschsachen schnappte und mich neben Steffi stellte.

Diese wartete in einem ähnlichen Look wie ich darauf, als nächste unter die Dusche springen zu können. Ich lehnte mich gegen die Wand links von mir und entlastete mein rechtes Bein, das immer noch wie Feuer brannte. Sie entdeckte das Tape auf meinem Oberschenkel, welches sich von der Farbe kaum von meiner blassen Hautfarbe abhob. Sie zog die Augenbrauen hoch und fragte: "Ist alles okay?"

Ich wackelte mit dem Kopf, um so zu sagen, dass es mehr oder weniger okay war. Dann lächelte ich sie vorsichtig wieder an. "Das wird alles wieder werden." Halb sagte ich das aber nicht ihr, sondern eher zu mir selbst. Sie nickte, fragte aber weiter: "Das sieht richtig professionell aus. Hat das ein Physio gemacht?" Ich nickte. Sie war gerade dabei, selbst eine Ausbildung zur Physiotherapeutin fertig zu machen, also war es eigentlich klar, dass sie auf den ersten Blick das Handwerk eines geschulten Physios erkannte.

Dann stellte sie die eine Frage, die ich ihr nicht beantworten konnte: "Warum bist du damit nicht einfach zu mir gekommen? Ich hätte mir das easy anschauen können!" Ich schluckte. Dann schüttelte ich entschieden den Kopf. Leise meinte ich zu ihr: "Nicht hier. Später erzähl ich alles." Ich konnte ihr das alles einfach nicht mehr verheimlichen. Dafür war sie mir zu wichtig. Außerdem war ich mir bei ihr sicher, dass sie es nicht großartig herumerzählen würde.

Ihre Augenbrauen schossen, soweit das überhaupt möglich war, noch weiter in die Höhe. Ich hatte ihr Interesse geweckt, das war mir klar. Aber ich konnte einfach noch nicht jetzt alles erzählen. Dafür war es zu frisch und das Geheimnis, das ich seit Wochen mit mir herumtrug, zu groß. Dafür würden wir ein wenig mehr Zeit brauchen, als wir momentan zur Verfügung stehen hatten. Dann nickte sie und es wurden genau in dem Moment zwei Plätze unter der Dusche frei, die wir beide schnell einnahmen.

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Als ich fertig angezogen war, wurde der Sekt aus der Trikottasche angebrochen und auf Becher verteilt. Da ich gerade erst eine Schmerztablette genommen hatte, lehnte ich dankend ab und nahm stattdessen einen Muffin, welche eine Teamkameradin mitgebracht hatte. Langsam kam ich wieder in der Realität an. Wir hatten gerade das Saison-entscheidende Spiel gehabt. Und gewonnen. Diese Infomation hatte eine Weile gebraucht, um durchzusickern.

Mein Kopf wippte im Takt der lauten Schlagermusik mit, die aus der großen Bluetoothbox in der Ecke der Umkleidekabine strömte. Eigentlich war ich überhaupt kein Fan von Schlagern, aber sobald ich mit dem Team zusammen unterwegs war, war ich wie ausgewechselt. Dann merkte ich, wie die meisten ihre Tasche zusammenpackten. Also tat ich es ihnen nach und gemeinsam traten wir aus der feucht-stickigen Kabine, gefolgt von der viel zu lauten Box, welche gleich leiser gestellt wurde.

Aufgeregt wie wild gackernde Hühner machten wir uns auf den Weg nach oben und zur Bar - an welcher Tom und Juli bereits auf uns warteten. Ich musste lächeln, als zwei meiner Teamkameradinnen vor mir anfingen zu tuscheln. Die Überraschung war also gelungen. Gemeinsam mit dem Rest betrat ich also den Bewirtungsbereich und staunte nicht schlecht. Wie hatten die zwei es hinbekommen, dass die Bar noch offen war? Normalerweise wäre längst das Licht aus gewesen und eine Plastikscheibe zwischen Bedienungsbereich und Bar geschoben.

Juli beantwortete direkt meine unausgesprochenen Fragen, indem er sagte: "Wir sollen einer gewissen Steffi ausrichten, dass sie zumachen soll." Steffi, die neben mir stand, erkannte erst jetzt, wer da vor ihr stand. Ihr fiel die Kinnlade herunter. Ungefiltert, wie sie nun mal war, sagte sie laut: "No. F*ing. Way." Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht hart vor allen zu grinsen. Aber ein kleines Lächeln glitt mir trotzdem über die Lippen und sowohl Juli als auch Tom nahmen dieses wahr und lächelten ebenfalls.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt