34 - Ehrlich zu mir selbst - Mia

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Freitag, 19.04.24 - Fire for You/Cannons -

Ich bewegte mich zur Wand hinter dem Fernseher, um das Licht auszuschalten. Ich hatte bereits im Vorherein Lichterketten aufgehängt und angemacht, damit das Ambiente für einen Filmeabend auch stimmte. Als ich mich umwandte, um zurück zu meinem Platz auf der Couch zu laufen, sah ich noch, wie sich Juli und Tom anschauten. Es wirkte fast so, als ob die zwei eine stumme Konversation führen würden.

Deswegen fand ich es auch ein wenig unangenehm, als ich mich wieder zwischen die zwei fallen ließ und immer noch ihre Blicke auf mir spüren konnte. Also fokussierte ich mich schnell auf den Film, den Franzi hatte starten lassen und schließlich blickten die Jungs ebenfalls auf den Bildschirm.

Als der Filmtitel auf dem Bildschirm stand, machte ich schnell ein Foto davon. Dann bereitete ich eine Instagram-Story vor und taggte direkt Franzi, Kathi und Luca. Auch Vanessa markierte ich in der Story, dann stockte ich kurz. Wäre es für die Jungs auch okay, wenn sie in meiner Story getaggt wären? So lehnte ich mich zu Tom rüber, der gespannt dem Film folgte, und fragte leise: "Hey, ist es okay, wenn ich dich in der Story tagge?"

Ich zeigte ihm meinen Handybildschirm mit dem Foto. Er zuckte mit den Schultern und antwortete flüsternd: "Klar, mich kennt eh niemand so richtig auf Insta. Gerne." Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu und verdrehte die Augen. Er wusste anscheinend echt nicht um seine Reichweite oder er spielte es zu stark ab. So meinte ich, immer noch flüsternd, zu ihm: "Das ist nicht wahr, du bist schon bekannt. Aber okay, dann tu ich das."

Er warf mir einen Blick zu und wenn ich mich nicht täuschte, lief er leicht rosa an. Dann widmete er sich wieder dem Film. Entsprechend wandte ich mich danach auch zu Juli und wollte ihn das gleiche fragen. Dann schnappte ich aber seinen Blick auf und merkte, wie er Tom kritisch musterte und seine Hand zu einer Faust ballte. Was war denn bitte jetzt schon wieder los? Hatten sich die zwei etwa gestritten oder was?

Ich zuckte innerlich mit den Schultern und legte dann beschwichtigend meine linke Hand auf seine Faust. Sein Blick glitt zu mir und ich erkannte an seinen Gesichtszügen, wie er sich entspannte. Ich musste leicht lächeln und versuchte aus seinen Augen herauszulesen, was mit ihm los war. Er erwiderte den Blick mit einer solchen Fürsorge, dass mein Herz schneller schlug. Das war aber ein schneller Stimmungswechsel gewesen. Gleichzeitig regte ich mich innerlich über mein verräterisches Herz auf. Trotzdem genoss ich den Körperkontakt.

Also lehnte ich mich schließlich zu ihm und fragte ihn: "Ist es okay mit dir, wenn ich dich in meiner Story tagge?" Er zögerte und schluckte. Ich hatte eine Ahnung, warum er so zögerte. Deshalb fragte ich weiter: "Wegen deiner Reichweite?" Er nickte und führte dann flüsternd aus: "Und wegen Lou." Auch damit hatte er, wie so häufig, recht. Also nickte ich und sendete die Story ab, ohne Juli darin zu taggen.

Danach schaute ich wieder auf und sah, wie Juli mich leicht anlächelte. Dann fiel mir auf, wie meine linke Hand immer noch auf seiner inzwischen entspannten Faust lag. Ich wollte sie gerade wegnehmen, als er seine Handfläche zu meiner drehte und meine Hand festhielt. Ich warf ihm einen unsicheren Blick zu, während mein Herz Purzelbäume schlug.

Dann verschränkte er unsere Finger vorsichtig und wenn ich bis jetzt noch nicht komplett rot angelaufen war, so sah ich spätestens jetzt aus wie eine Tomate. Mein Herz schlug gerade knapp 30.000 Schläge die Minute. Dann meldete sich eine Stimme in meinem Hinterkopf, dass wir in einer sozialen Umgebung waren. So zog ich unsere Hände ein wenig nach hinten, sodass sie eher zwischen uns lagen und nicht mehr so gut von allen Seiten zu sehen waren. Dann blickte ich erneut zu ihm hoch und erwiderte das wahrscheinlich dämlich aussehende Grinsen, das er mir zuwarf.

Mein Herz schlug immer noch wie wild und so atmete ich einmal leise durch. Doch Franzi, die immer noch schräg vor uns auf dem Sitzsack saß, hatte die Situation wahrscheinlich mitbekommen. Das schloss ich daher, dass sie mich verschwörerisch angrinste und mit den Augenbrauen wackelte. Ja, sie hatte ja recht. Innerlich flatterten nicht nur die Schmetterlinge, sondern ein ganzer Zoo in meinem Bauch herum.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt