3 - Uni zu Köln - Mia

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- Sonntag, 10.03.24 - Mr. Brightside/The Killers -

Aufmerksam verfolgte ich das Spiel, das keine hundert Meter vor meinen Augen ablief. Gummersbach gewann, was sie unter anderem einer bockstarken Abwehr und einem talentierten Torhüter zu verdanken hatten. Allerdings wurderte ich mich, da ich mit Julian Köster eine der wenigen Personen des Teams, die ich tatsächlich hätte erkennen können, nicht auf dem Spielfeld finden konnte. Trotzdem freute ich mich am Ende über den Sieg der Mannschaft, der ich mich dank regionaler Nähe zu meiner Wohnung in Köln-Ehrenfeld mehr zugetan fühlte. Ich versuchte, immer wieder daran zu denken, dass ich für Instagram und für Steffi ein paar kurze Videos vom Spiel machte, wollte aber lieber den Moment genießen. Ich war schon lange nicht mehr im Stadion gewesen, um irgendeiner Sportart zuzuschauen, insbesondere Handball war bereits eine sehr lange Zeit her. Zusätzlich war die Stimmung hier beim Derby-Spiel so angeheizt und gut, dass ich mich förmlich mitreißen ließ bei jedem Tor, das Gummersbach schoss. Zum Glück hatte ich einen Sitzplatz ergattert, der nah an der Gastkurve und damit den Gummersbacher Fans lag, sodass ich nicht auffiel, wie ich mitfieberte.

Als das Spiel vorbei war und die Spieler das Feld verlassen hatten, leerten sich auch die Tribünen nach und nach. Ich ließ mir aktiv Zeit und rekapitulierte noch einmal das Gesehene. Ich ließ kurz alle Spielzüge sacken, die ich mir merken hatte können und spielte vor meinem inneren Auge noch einmal die Highlights und schönsten Tore des Spiels ab. Dann versuchte ich, eine Rekapitulation des Spiels als Collage verpackt auf Instagram zu posten, jedoch hatte ich mir offenbar ein bisschen zu viel Zeit gelassen, da das Hallenpersonal bereits die Tribüne betreten hatte. Ich schnappte mir schnell meine Jeansjacke, die ich passend für den vergleichsweise warmen Märzabend fand, sowie meine Handtasche, die ich an einem langen Band auf meine Schulter legte, und verließ die Tribüne zeitig.

Da auch die Gänge der Konzerthalle wie leergefegt waren, verließ ich kurz daraufhin das Gebäude und zog mir sofort meine Jacke an, als ein unerwartet kalter Wind durch meine blauen Haare fegte. Da vor der Halle Steinbänke standen, ließ ich mich auf einer nieder und erledigte den Post, den ich in der Halle begonnen hatte. Als ich danach auch noch die Videos an Steffi geschickt hatte und bescheid gegeben hatte, wie das Spiel ausgegangen war, checkte ich kurz meine ÖPNV-Apps nach der nächsten Anbindung zurück nach Köln. Ich stöhnte hörbar auf, als ich auf dem Display las, dass der passende Bus vor zwei Minuten abgefahren war und der nächste erst in einer Dreiviertelstunde fahren würde. Ich ärgerte mich kurz über meine Schusseligkeit, steckte dann aber mein Handy weg und sah mich um. Der Platz vor der Halle war leer, bis auf ein Mädchen etwa in meinem Alter, die ebenfalls ein Handy in der Hand hielt und scheinbar telefonierte. Jedoch sagte sie nichts, was mich vermuten ließ, dass sie gerade nicht telefonierte, sondern eine Sprachnachricht anhörte. Und richtig, bald nahm sie das Handy vom Ohr und ihre hellbraunen Haare wehten im Wind, während sie das Handymikrofon vor die Lippen hielt und eine kurze Nachricht zurücksendete.

Es war schon fast dunkel und in der Ecke, in der ich saß, wurde es zunehmend schattiger und gruseliger, weshalb ich mich zögerlich zu der Laterne bewegte, unter welcher das Mädchen stand, da diese die nächstgelegene Lichtquelle darstellte.

Da ich nicht unhöflich sein wollte, sprach ich sie direkt mit einem leichten Lächeln an. "Hey, du hast ja ein Gummersbach-Trikot an! Ist das zufällig eine Nummer, die ich kennen sollte?"

Das Mädchen wandte sich mir nun direkt zu und antwortete mit einem leichten Lächeln: "Eventuell, unter der Nummer sieben spielt immer Julian Köster." Ich nickte, um ihr zu zeigen, dass mir der Name etwas sagte. "Cool, der sagt mir sogar etwas! Ich bin Mia." Und weil ich es nicht besser wusste, streckte ich meine Hand aus. Das unbekannte Mädchen nahm diese und schüttelte sie kurz. "Hey, ich bin Louisa, du kannst mich aber auch Lou nennen."

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt