- Freitag, 26.04.24 - Can I Call You Tonight?/Dayglow -
Ich nagte auf meiner Unterlippe herum, als ich mit großen Schritten auf die bereits wartende Mia zulief. Wir hatten vor einiger Zeit ausgemacht, dass wir uns mal mit ihren Freunden zum Lernen treffen würden und heute hatte es einfach sehr gut vom Zeitplan bei uns allen gepasst. Also hatten wir nicht lange überlegt und uns nach der Uni in der Bibliothek verabredet.
Um ehrlich zu sein war ich ziemlich nervös. Zum einen war ich mir immer noch nicht sicher, wie angenehm die ganze Situation mit Mia werden würde nach Dienstag. Klar, ich hatte behauptet, dass es mir nicht mehr wirklich etwas ausmachte, dass die zwei zusammen sind, aber trotzdem hatte ich immer noch Probleme damit, überhaupt zu verstehen, wie das alles hatte so schnell passieren können. Ich war ihr nicht wirklich sauer, nur war die ganze Situation jetzt ein bisschen seltsam.
Zum anderen würde ich heute ihre Freunde und vor allem Franzi kennen lernen, von der ich bereits viel gehört hatte. Ich war nie der Typ an Person, der viele Freunde hatte und sich ein großes soziales Netzwerk aufgebaut hatte. Stattdessen war ich eher introvertiert und hatte oft Probleme damit, aus meinem gewohnten Umfeld herauszukommen und neue Leute kennenzulernen. Deshalb war heute ein besonderer Tag und ich musste mich bemühen, mich ein bisschen mit Mias Freunden auszutauschen und eventuell auch ein wenig anzufreunden.
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, als ich so geradewegs auf Mia zuging und sie kurz umarmte. "Hey, Süße!", meinte sie schlicht und lächelte mich an. Ich erwiderte das Lächeln und antwortete: "Na, bereit zu lernen?" Sie lachte kurz auf. "Schön wär's. Aber es hilft ja alles nichts, es muss gemacht werden..." Wir beide seufzten und lachten dann gleichzeitig wegen der Synchronität.
Dann begaben wir uns durch die automatischen Schiebetüren in den großen Vorraum. Mia führte mich die Treppen hinauf und durch das Wirrwarr an großen Bücherregalen zu einem etwas größeren Raum mit mehreren Tischen, an denen bereits viele Studierende saßen und miteinander redeten, aßen oder einfach lernten. Zielstrebig bahnte sich Mia den Weg zu einem Tisch am Fenster, an welchem bereits drei weitere Personen auf uns warteten.
"Also, Leute, das hier ist Lou", stellte mich Mia vor. Meine Haut nahm einen zarten Rosaton an und ich winkte und lächelte die drei kurz an. "Hey, ich bin Franzi", meinte das Mädchen, deren Haare eine ähnliche braune Farbe hatten wie meine, "... und das sind Kathi und Luca. Nenn ihn am besten Lucy, das bringt ihn am meisten auf die Palme." Ich lachte leise, als sie jeweils auf ein zierliches Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und einen Jungen mit einem netten Lächeln und Grübchen zeigte.
"Okay, das merk ich mir. Schön, euch endlich kennenzulernen! Mia hat schon viel von euch erzählt." Kathi, die anscheinend ebenfalls ein wenig schüchterner war, antwortete schlicht: "Sie hat auch viel über dich erzählt." Ich wusste nicht, ob ich das als freundlich gemeinte Aussage oder als Erwartungshaltung aufnehmen sollte und so nickte ich nur als Antwort.
'Lucy' wandte sich von seinem aufgeklappten Laptop ab und fragte mich neugierig: "Ihr habt euch nach einem Handballspiel kennengelernt, richtig?" Ich nickte und setzte mich auf den Stuhl am Kopfende, auf welchem noch keine Sachen lagen. Mia führte für mich aus: "Ja genau. Das fühlt sich schon so an, als wäre es eine Ewigkeit her." Ich musste überlegen und musste das bestätigen: "Stimmt. Witzig." Ich lachte leise, bevor ich fortfuhr: "Eigentlich ist das Spiel erst ein fünf, sechs Wochen her..." Mia warf mir einen überraschten Blick zu. "Echt, so kurz erst?"
Ich nickte und lächelte, doch in meinem Kopf überschlugen sich mal wieder aufs Neue die Gedanken. Es hatte nicht einmal zwei Monate gebraucht, bis wir uns kennengelernt hatten, Juli und ich uns getrennt hatten und die zwei zusammen gekommen waren. Ein wenig machte mir das Tempo, das anscheinend der rote Faden unserer Freundschaft war, schon zu schaffen. Gleichzeitig brodelte mein Bauch wieder dank der überschüssigen Säure, die ich immer noch gegenüber Juli spürte. Ich war nie wirklich auf Mia sauer gewesen, nein. Es war eher Juli, der Dinge getan hatte, auf die ich sauer war. Plus, er hatte sich seitdem immer noch nicht bei mir gemeldet und hatte Mia einfach vorgeschickt, um das alles alleine mit mir auszumachen. Wir zwei müssten irgendwann noch reden, das war mir klar. Aber das musste dann schon von ihm aus kommen, nicht von mir und nicht von Mia.
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111 km/h /// Julian Köster ff
FanfictionHandball, Uni, Instagram und Köln. Das sind alle Themen, die Mia in ihrer kleinen Welt momentan interessieren. Als leidenschaftliche Spielerin geht sie auch an ihrem neuen Wohnort regelmäßig zu nahegelegenen Bundesligaspielen. Doch das Spiel des Ber...