30 - lautes Herz - Tom

437 19 0
                                    

- Samstag, 13.04.24 - Heather/Conan Gray -

Ich bekam den Stich in meinem Herzen deutlich mit, als ein kleines Stückchen Hoffnung in mir erstarb. Die zwei umarmten sich zu lange und zu tief, das wusste Juli genauso gut wie ich. Schließlich löste sich Mia von ihm und meinte noch etwas, was ich nicht hören konnte. Dann wartete sie am Auto, während er sich auf den Weg zu seiner Wohnung machte.

Ich hatte ihm zwar versprochen, dass unsere Freundschaft nicht darunter leiden würde, dass wir beide das selbe Mädchen mochten, doch konnte ich auch nicht die brutale Eifersucht verdrängen, die sich in meiner Seele breit machte. Als sich Mia jedoch auf den Beifahrersitz anstatt auf den Rücksitz setzte, waren all diese negativen Gefühle wie weggepustet. Noch einmal aufs Neue wurde mir bewusst, welchen Effekt ihre Handlungen immer auf mich hatten.

Ich versuchte, zu verarbeiten, was ich gesehen hatte und blickte sie dabei unterbewusst an. Als ich einsah, dass es keinen Zweck hatte und dass ich sowieso auf keinen grünen Zweig kommen würde, atmete ich einmal tief durch und fragte sie stattdessen: "Ist alles okay?" Sie nickte nur und antwortete: "Ich glaub schon. Ich schau wahrscheinlich am Montag mal nach eurem Training vorbei." Ich lächelte leicht.

Dann kam mir eine Idee. "Ganz ehrlich: Wenn du schon nach Gummersbach rüberfährst, kannst du auch direkt zum ganzen Training bleiben und einfach zuschauen. Sonst lohnt sich die Strecke doch gar nicht." Sie blickte mir in die Augen und es war deutlich erkennbar, dass ihr Gehirn arbeitete. Dann meinte sie schlicht: "Eigentlich hast du recht. Und ich hab am Montag auch nur eine Vorlesung. Dann kann ich das eigentlich schon machen. Aber nur, wenn es keine Umstände bereitet." Ich lachte leise als Antwort. "Wie sollst du bitte Umstände bereiten, erklär mir das bitte."

Sie lachte leise und ich startete das Auto. Das Radio sprang wieder an und ein anderes, ruhigeres Lied startete. Ich warf einen Blick auf mein Navi und war etwas überrascht und angefressen, als es mir zeigte, dass Juli eine ganze Autominute von Mia entfernt wohnte. Unfair, dachte ich kurz zu mir selbst. Dann warf ich ihr einen kurzen Blick zu, bevor ich ausparkte. Sie lächelte in sich hinein und malte mit ihrem Finger kleine Kreise auf ihrem Unterarm. Allein diese Geste brachte mich zum Lächeln und ließ mein Herz ein klein wenig schneller schlagen. Aber ich durfte mich nicht von so einer Kleinigkeit ablenken lassen.

So bog ich in die mir angezeigte Straße ein, welche deutlich mehr Parkplätze zu bieten hatte, wovon ich mir einen nahm und das Auto abstellte. Als sie ausstieg, tat ich es ihr gleich und lief schnell um das Auto, um ihr die überdimensional große Handballtasche abzunehmen. Sie lachte und verdrehte lächelnd die Augen. Auch ich musste grinsen und folgte ihr ohne ein weiteres Wort durch das Haus in den zweiten Stock.

Vor der Wohnungstür angekommen nahm sie mir wieder die Tasche ab und schloss dann auf. Dann wandte sie sich wieder zu mir um und fragte schnell: "Willst du noch auf einen Tee mit reinkommen? Als dankeschön für die Fahrt." Ich lächelte. Das war die Gelegenheit, noch ein wenig mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Also stimmte ich zu und sie öffnete die Wohnungstür. Sie ließ zu meiner Überraschung einfach ihre Schuhe an und legte kurz die Tasche in den Durchgang in einen weiteren Raum.

Währenddessen ließ ich den Blick schweifen und betrachtete ihre Wohnung. Sie hatte einen guten Geschmack, das musste ich ihr lassen. Das Möbiliar passte gut zusammen und die bequem aussehende Couch nahm neben dem langen Esstisch den Großteil des Wohnzimmers ein. Die dunkelbraunen Möbel boten einen guten Kontrast zu den hell gestrichenen Wänden und dem grauen Polster der Couch. Alles in allem war alles sehr stimmig, was ich versuchte, zum Ausdruck zu bringen: "Schön hast du es hier."

Sie lächelte sanft und startete den Wasserkocher. "Dankeschön. Weißt du schon, was für eine Sorte du möchtest?" Ich lief um die kleine Kücheninsel herum, um einen Blick in die Teebox zu werfen, die sie vor sich geöffnet hatte. Als ich einen Darjeeling erkannte, meinte ich direkt: "Den da, bitte." So stellte sie zwei Tassen auf die Kücheninsel und ich machte mich daran, die ausgewählten Teebeutel am jeweiligen Tassenhenkel zu befestigen.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt